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GFC Düren |
02.07.2003, Westkampfbahn, Testspiel |
Der GFC Düren hat eine äußerst erfolgreiche Spielzeit hinter sich, in der man als Aufsteiger in der
Oberliga Nordrhein, der wohl spielstärksten Staffel dieser Klasse überhaupt, einen vor der Saison kaum für möglich gehaltenen neunten Platz erringen konnte und Traditionsvereine wie Fortuna Köln, Viktoria Köln und den Bonner SC auf Distanz halten konnte. Weniger erfolgreich war die Spielzeit in Hinblick auf den Versuch, die Akzeptanz in der Dürener Bevölkerung zu erhöhen. Die Gürzenicher haben ihren Stadteil zwar im 'G' der Abkürzung versteckt, werden von vielen Dürenern aber immer noch als der Vorort-Club gesehen, mit dem man sich nicht wirklich identifizieren kann. Ein Weg, um mehr Anerkennung zu ringen, ist das Veranstalten von Freundschaftsspielen gegen hochkarätige Gegner und weniger als ein Jahr nach dem weit beachteten Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern in Langerwehe geht es heute gegen den FC Schalke 04, was den Dürenern eine bundesweite Live-Übertragung auf DSF einbringt. Der FC Schalke steht hinter einer enttäuschenden Saison, die statt der erhofften Qualifikation für Champions League oder UEFA-Cup am Ende mit einer Plazierung endete, die demnächst für ein vorzeitiges Ende der Sommerpause durch Betätigung im UEFA-Intertoto-Cup sorgen wird. Auch der neue Trainer der Knappen - Jupp Heynckes - konnte die Saison nicht erfolgreich abschließen, als der von ihm betreute Athletic Club aus Bilbao am letzten Spieltag noch den FC Barcelona passieren lassen mußte und damit einen UEFA-Cup-Platz verspielte - die Basken treten aber im Gegensatz zum FC Schalke im Intertoto-Cup nicht einmal an.
Das erste Testspiel unter dem neuen Mann hat für die Königsblauen angesichts der gerade mal zwei Wochen, die
bis zur UI-Cup Premiere gegen den Sieger der Zweitrunden-Begegnungen zwischen Daricia Chisinau (Moldavien) und Partizan Tirana (Albanien) bleiben, schon die Bedeutung einer echten Standortbestimmung und da dürfte das Fazit der Verantwortlichen lauten, daß noch einiges zu tun ist. Zwar dominieren die Blau-Weißen den Gegner von Anfang an, aber mit dem Abschluß tun sie sich sehr schwer und tatsächlich geht es mit einem torlosen Remis in die Pause, in der Interview-Partner Olaf Thon dem GFC Düren ein "tolles Spiel" bescheinigt und anmerkt, daß es für Schalke sehr schwer werden wird, sollte man nicht "bis zur 60. Minute" in Führung gegangen sein. Ganz so schlimm kommt es dann nicht für die Knappen, kurz nach der Unterbrechung (und der Auswechslung der gesamten Elf der Schalker) kommt es zu einem Treffer, der allerdings eher herausgestolpert als gespielt wird und in der Folge erhöht man dann zumindest noch bis auf ein halbwegs standesgemäßes 3:0. Dennoch sollten die Hausherren mit Spiel und Resultat zufriedener sein als die Gäste, haben sie doch wirklich für ihre Verhältnisse ein recht ansprechendes Spiel gezeigt. Wenn die Gelsenkirchener wirklich via UI-Cup an die Fleischtöpfe des UEFA-Pokals kommen wollen, gibt es noch einiges zu tun. Spätestens in den späteren Runden des Wettbewerbes wird es sonst sehr eng werden, wenn Mannschaften wie Brescia, Racing Santander, der FC Nantes oder auch Willem II auf die Knappen warten könnten.
Wer das heutige Spiel sehen will, hat sich zunächst mal durch ein ziemliches Verkehrchaos zu kämpfen, da es
in der Nähe der Westkampfbahn keine ausreichenden Parkplätze gibt. Zwar hat man die Mariaweiler Straße, an der der Ground liegt, von einer Seite gesperrt und zur Einbahnstraße gemacht, um eine Fahrspur zu Parkboxen umfunktionieren zu können, aber dennoch ist Stau angesagt und es dauert seine Zeit, bis man endlich das Stadion entern kann. Dort hat sich eine beträchtliche Anzahl von Zuschauern eingefunden, von denen nur wenige die Chance hatten, einen der angesichts des Regens begehrten überdachten Sitzplätze einzunehmen - der Rest muß mit einem der unüberdachten Stehplätze oder einem Sitzplatz auf einer nicht überdachten Stahlrohrtribüne vorlieb nehmen, die für überteuerte 15 Euro an den Fan gebracht werden. Die Schalke-Fans haben ihre Transparente in stattlicher Zahl aufgehängt und sich in vollen Farben im Ground eingefunden, machen sich aber nicht die Mühe, einen nennswerten Support abzuliefern. Verkauft werden übrigens auch Freundschaftsschals GFC-S04, bei denen die gelb-schwarze GFC-Seite für manchen Fan der Knappen wohl eine recht ungewohnte Farbkombination darstellt.
Die Westkampfbahn ist die Spielstätte des GFC-Lokalrivalen SG Schwarz-Weiß, der in der Bezirksliga spielt,
den Gürzenichern aber an Tradition und wohl auch Beliebtheit zumindest momentan noch einiges voraus hat. Bis Mitte der 80er Jahre spielte SGSW in den oberen Amateurligen, 1988 kam man in die erste Runde des DFB-Pokals (1:3 v Offenbach) und auch einen äußerst bekannten Spieler konnte das Team mit dem FC-Köln-Star und Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger hervorbringen. In der Westkampfbahn treffen Tradition und Moderne schon in der Architektur der Anlaga aufeinander, besteht der permanente Ausbau doch in einer altmodischen, aber bildschönen Giebeldachtribüne, der gegenüber das futuristische Vereinsheim mit einem Türmchen mit zylinderförmiger Grundfläche und schiefem Dach einen harten Stilbruch darstellt. Die Tribüne, die nur einen kleinen Teil der Längsseite einimmt - davor und daneben gibt es noch grasbewachsene Stufen -, besticht mit ihrem weißen Holzgeländer, von dem aus ebenfalls weiße und ebenfalls hölzerne Stützpfeiler das Dach tragen, das allerdings mit blauer Folie gedeckt ist und trotz der erst zwei Jahre zurückliegenden Renovierung der Anlage nicht mehr wasserdicht zu sein scheint. Sie sieht ein wenig wie eine Schicki-Micki-Tribüne beim Galopprennen aus und lohnt schon alleine den Besuch in der Westkampfbahn. Dazu hat man hinter beiden Toren unüberdachte Stahlrohrkonstruktionen aufgestellt, die wohl nach der heutigen Partie wieder verschwinden werden. Die Gegenseite verfügt über ein paar Stufen, kann aber nicht als nennenswert ausgebaut bezeichnet werden. Flutlicht oder Anzeigetafel sucht man in der Westkampfbahn vergeblich, die sich der Präsident des GFC durchaus als ständigen Spielort für seinen Verein anstelle des nahegelegenen Stadions an der Papiermühle (die Papiermühle mündet direkt neben der Westkampfbahn in die Mariaweiler Straße) vorstellen könnte, dessen Perspektive er mittelfristig darin sieht, neben dem 1. FC Köln und Alemannia Aachen die dritte Macht am Mittelrhein zu werden und das möglichst als Regionalligst, wobei die kurzfristige Perspektive für Trainer Wilfried Hannes wohl doch eher darin bestehen wird, im kommenden Jahr den Klassenerhalt zu sichern.
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