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04.10.2002, Millerntor, 2. Bundesliga |
Als der FC St. Pauli zu Beginn der Vorsaison in die Bundesliga aufgestiegen ist, hatten die Braun-Weißen
so gut wie allen Fußballweisen eine lange Nase gedreht, die das Team zum Saisonstart als sicheren Absteiger ausgemacht hatten. In die unverhoffte Erstklassigkeit sind wohl selbst die meisten Anhänger mit einem eher flauen Gefühl im Bauch gegangen, der folgende Abstieg löste dann aber dennoch einiges an Zähnekirschen aus. Er war zwar irgendwie erwartet worden, aber so leicht war es nach dem Empfinden vieler lange nicht mehr gewesen, in der Bundesliga zu bleiben, bis kurz vor Schluß hatte man noch Chancen und oft wäre mehr für die Kiezkicker drin gewesen. Der Start in die erneute Zweitklassigkeit geriet zum Desaster und trotz der jüngsten Erfolge - durch einen 7:1-Kanter-Sieg über Braunschweig und ein 5:2 bei Mannheim konnte der Abstiegszone erst mal ade gesagt werden - darf wohl von einem vergeigten Saisonstart die Rede sein. Vor allem die Defensive gab bei 25 kassierten Toren aus sieben Spielen oft kein gutes Bild ab - tatsächlich brach die Mannschaft mehrmals nach Rückschlägen völlig auseinander. Heute gibt es die Gelegenheit, sich mit einem Sieg gegen Rot-Weiß Oberhausen weitere Luft auf die Abstiegszone zu verschaffen. Die Kleeblätter sind eher graue Mäuse und haben den Kampf um den Klassenerhalt quasi abonniert, haben sich aber in dieser Saison klammheimlich nach oben geschlichen und könnten gar nach einem Auswärtssieg am Millerntor zumindest bis zum Sonntag einen Aufstiegsplatz einnehmen.
Vor allem die Torbilanz der Hausherren deutet auf ein torreiches Spiel hin, haben die St. Paulianer doch nicht nur die meisten Tore aller Zweitligisten kassiert, sondern auch mit 16 Treffern die meisten
erzielt - wenn auch mit geringerem Abstand. Geradezu minimalistisch mutet das Torverhältnis von 8:4 an, mit dem die Rot-Weißen anreisen, aber zumindest am heutigen Tag adoptieren die Hausherren den Minimalismus der Gäste. So ist dann auch auf beiden Seiten kaum Siegeswille zu spüren und Torschüsse bleiben Mangelware. Wer nicht aufs Tor schießt, kann aber schlecht hineintreffen und so ist das torlose Unentschieden, auf das die Partie hinausläuft, nicht mehr und nicht weniger als die logische Konsequenz der von beiden Teams gebotenen Leistungen. Für den RWO ist der Punktgewinn sicher ein Erfolg - trotz des momentanen Höhenflugs sehen sich die Oberhausener sicher nicht als Aufstiegskandidaten, doch die Hausherren müssen sich schon fragen und fragen lassen, ob man sich mit einem solchen Auftreten gegen einen nicht unbedingt furchterregenden Gegner nicht schon mit einer der Hauptrollen im Abstiegskampf abgefunden hat. Statt in diesem Thriller aufs Happy End zu hoffen, wäre es wohl ratsam, mit ein wenig mehr Engagement in den langweiligen, aber nervenschonenden Streifen Mein Leben im gesicherten Mittefeld zu wechseln.
Das Publikum am Millerntor geht mit seiner Mannschaft angsichts der gebotenen Leistungen erstaunlich
schonend um. Mag es an der schon fast sprichwörtlichen Treue des Sankt-Pauli-Anhangs zu seinem Team liegen oder auch einfach daran, daß nach traumatischen Niederlagen wie den 1:4-Heimniederlagen gegen Ahlen und Mainz eine solche Partie wie die heutige eher als schmerzlindernd empfunden wird, auf jeden Fall werden heute die ganz in Weiß spielenden Hausherren von den Rängen immer wieder unterstützt und in den wenigen Szenen, die auch nur Ansätze von Offensivgeist erkennen lassen, rafft sich das Publikum zu einem Support auf, der gemessen am Geschehen auf dem Platz schon fast das Prädikat Jubelsturm verdient hat. Besonders laut wird es noch mal, als kurz vor und während der Nachspielzeit ein wenig Offensivdrang bei den Hausherren deutlich wird. Offensichtlich wollen sie es noch mal wissen, aber auch jetzt ergeben die Bemühungen gegen die Oberhausener Defensiv-Spezialisten keine echte Chance, einen Treffer zu erzielen. Es ist zu vermuten, daß es in fast jedem anderen Stadion nach einer solchen Vorstellung der Heimmannschaft zu einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert gekommen wäre!
Das Millerntor ist ein kleines und kompaktes Stadion, das vom Aufbau her ein wenig an den Gladbacher
Bökelberg erinnert. Wie auch bei den Niederrheinern ist es eine Anlage, die durchaus ihren Charme hat, aber auch eine, die den Anforderungen an ein modernes Fußballstadion nur ungenügend erfüllen kann. So ist nur eine Längsseite mit einer komplett überdachten Tribüne ausgebaut, auf der anderen Längsseite - der berühmten Gegengeraden - ist zum Großteil unüberdachtes Stehen angesagt und nur im hinteren Bereich finden sich noch ein paar
überdachte Sitzplätze. Hinter den Toren wird sowieso offen gestanden und auf der Gästeseite findet sich hier auch noch die kultige Steck-Anzeigetafel. Ein Allseater wird am Millerntor sicher von niemandem gewünscht, aber eine komplette Überdachung würde sicherlich allgemein begrüßt werden, die Steigerung der Gesamtzahl der Sitzplätze könnte sicherlich auch nicht schaden, wobei die Stehplätze auf der Gegengeraden erhalten werden sollten, und mit ein paar dezent im Hintergrund gehaltenen VIP-Logen könnte wohl ein stetiger warmer Regen für die oft so ausgetrockneten Kassen des Clubs erzeugt werden. Anzumerken ist übrigens, daß die Fans, von denen so oft zu hören ist, daß St. Pauli mehr ist als Rotlichtviertel und Halbweltparadies, bei der Außendarstellung des FC St. Pauli auch über die am Stadion gezeigten Werbungen anfangen sollten. Bei Der Kiez steht auf Französisch ist es sicherlich nicht ungewollt, daß die erste Assoziation kaum in Richtung auf die Automarke geht, die hier beworben wird, und auch Volle Pulle rein mit dem Ding (sinngemäß vom Fuß der Anzeigetafel) entbehrt doch wohl kaum einer gewollten Doppeldeutigkeit.
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