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FC 1900 Wil |
Black Bears |
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04.08.2002, Stadion Bergholz, Nationalliga A |
Der Fußball in der Schweiz wurde zur neuen Saison dadurch erschüttert, daß mit den Teams aus Lugano, Lausanne und Sion
drei von zwölf Vertretern der Nationalliga A die Lizenz verweigert wurde - nie zuvor hatte in dem Land ein erstklassiger Verein die Liga aus wirtschaftlichen Gründen verlassen müssen. Jetzt geht es drum, positve Publicity für den Fußball in der Schweiz zu machen und das schaffte in den vergangenen Wochen vor allem auch der FC Wil, der im Vorjahr den sportlichen Aufstieg schaffte, also auch ohne jeden Lizenzentzug erstklassig gewesen wäre. Mit einer Bilanz von 3-1-1 befindet man sich nach fünf Spielen auf dem zweiten Tabellenplatz hinter den Grashoppers und heute steht mit dem Gastspiel des FC Zürich ein weiteres Hightlight ins Haus, wobei man sich schon jetzt auf das in der kommenden Woche anstehende Kantonsderby gegen den FC St. Gallen freut. Der FCZ hat in der letzten Woche ein Nachholspiel gewonnen und könnte am heutigen Tag durch einen Sieg an den Gastgebern vorbeiziehen.
Die Partie ist recht unterhaltsam und beide Mannschaften versuchen durchaus, nach vorne zu spielen.
Treffer wollen allerdings keine fallen und wenn das Leder dann doch mal über die Linie kommt, findet der Schiedsrichter einen Grund, dem Treffer die Anerkennung zu verweigern, was auf jeder Seite einmal geschieht. Im zweiten Abschnitt flacht das Geschehen ab und es gibt kaum mehr Torchancen. Alles scheint auf ein torloses Remis hinauszulaufen, als dann doch noch der Siegtreffer für die Gäste fällt. Insgesamt muß dieser Spielgewinn wohl als etwas glücklich bezeichnet werden, aber das interessiert wohl weder Spieler noch Fans der Gäste vom Letzigrund. Für den FC Wil geht damit eine beeindruckende Serie zu Ende, hatte man doch seit September 2001 nicht mehr daheim verloren. Übrigens hat beim FC Wil der gerade vom 1. FC Köln ausgeliehene Marc Zellweger in der letzten Viertelstunde seinen ersten Auftritt für das neue Team, ohne entscheidende Impulse setzen zu können.
Die Anhänger der beiden Mannschaften stehen sich "klassisch" auf den Hintertortribünen gegenüber, wobei es zu Spielbeginn ein Intro mit vielen Doppelhaltern gibt. Danach feuert man lautstark an, wobei häufig auch die Seitentribünen in das stakkatoartige "Hop Wil Hop Wil Hop Wil ..." einfallen, das immer wieder durch das Stadion schallt. Einmal bringen die Gastgeber übrigens auch einen Sprechchor "Blau-Weiße Scheiße" zustande - etwas seltsam angsichts der Tatsache, daß heute beide Teams in Blau und Weiß auf dem Feld stehen - wenn auch natürlich in unterschiedlichen Verteilungen und Schattierungen der beiden Farben.
Bis vor kurzem hatte das Stadion Bergholz eine Kapazität von gerade mal 5900 Zuschauern, wäre
also beim heutigen Andrang mehr als ausverkauft gewesen. So handelt es sich dann auch um einen neuen Stadionrekord, aber ein wenig zusätzliches Potential ist schon noch vorhanden, was vor allem durch das Aufstellen von Zusatztribünen erreicht wurde. So finden jetzt insgesamt knapp 9000 Besucher Platz im Stadion, in dem es eigentlich nur eine kleine festinstallierte Sitzplatztribüne, die gerade mal 280 Leuten Platz bietet, und ein paar Betonstufen auf der Gegenseite gibt. Hinter diesen Betonstufen hat man jetzt eine Stahrohrtribüne errichtet, die ebenfalls mit Sitzplätzen ausgestattet ist und sogar über ein Dach verfügt. Neben den Stufen, die nicht ganz über die Länge der Seite gehen, steht man ebenso wie auf der Hintertorseite der Heimfans auf Graswall, die Hintertorseite der Gästesupporter ist zur laufenden Spielzeit mit einer unüberdachten Stahlrampe ausgebaut worden, auf die immerhin 1500 Leute passen. Dazu kommen insgesamt sieben Flutlichtmasten, die größtenteils vor den Zuschauern direkt am Spielfeldrand untergebracht und mit wenigen Strahlern bestückt sind. Den Ansprüchen der NLA genügen sie allerdings nicht, bis zur Erneuerung der Anlage (geplant bereits für Ende August) ist das Stadion Bergholz für die Ausrichtung von Flutlichtspielen gesperrt.
Zur Geschichte des Stadions hat uns ein Leserbrief erreicht, den wir hier wiedergeben wollen:
Die Betonstufen auf der Gegengeraden sind erst nach dem Aufstieg dazugekommen, vorher war hier nur ein Graswall zu finden. Dafür hat es die provisorische Tribüne im Gästeberich den Vorjahren bereits gegeben, sie wurde allerdings nur für Pokalspiele, die guten Auswärts-Support versprachen, errichtet und nach der jeweiligen Partie wieder entfernt. Somit ist ihr in der Nationalliga A eine Beförderung zum permanenten Provisiorium gewährt worden, während sich die Gästefans früher bei den meisten Spielen mit Stehen auf ebenerdigem Beton anfreunden müssen. Und noch eine Anmerkung: Die eigentlichen Vereinsfarben des FC Wil sind schwarz-weiß-blau. Bereits seit ein paar Jahren spielt das Team bei Heimspielen in blau-weißer Spielkleidung ohne schwarz gespielt, eine Tradition, die offensichtlich fortgesetzt wird. Wenn man genau hinschaut, soll allerdings noch ein Rest von Schwarz im Schulterbereich auszumachen sein.
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