TSV Buchbach vs. SV Seligenporten 3:0
1020 Zuschauer
Der TSV Buchbach wurde 1913 als Turnverein gegründet und das Turnen stellt auch heute noch neben dem Fußball eine der Abteilungen des Vereins, der darüberhin Eisstockschießen und Tennis zu bieten hat und sich kaum beklagen kann, sollte er von gegnerischen Vereinen als "Karnevalsverein" bezeichnet werden, denn auch die Prinzengarde ist dem Club angegliedert. Die Fußballabteilung wurde 1930 gegründet, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die "Fußlümmelei" andernorts durchaus schon akzeptiert war, doch aus dem im oberbayerischen Alpenvorland gelegenen Städtchen wird noch von "Widerstand seitens der Turner" berichtet. Der Aufstieg des Clubs, der zur laufenden Saison mit dem Sprung in die Oberliga einen neuen Höhepunkt erreichte, begann Mitte der 1990er Jahr und dabei stellte der TSV Buchbach sogar einen Rekord auf, blieb man doch über drei Jahre lang in insgesamt 75 Ligaspielen ohne Niederlage. Heute trifft man auf Mitaufsteiger Seligenporten und somit auf einen Tabellennachbarn, wobei die bisherigen Saisonverläufe der Clubs mehr oder weniger koplementär zueinander sind. Nach vier Spielen stand Buchbach mit acht Punkten auf Platz vier und Seligenporten mit halb so vielen Zählern auf Platz 14, nach zehn Spielen steht man jetzt punktgleich mit 16 Punkten im Mittelfeld, aber die Abstände sind klein und so kann ein einziger Sieg schnell wieder für größeren Abstand voneinander auch nach Tabellenplätzen sorgen.
Dem TSV Buchbach ist von Beginn an anzumerken, daß man die negative Tendenz stoppen und nach drei sieglosen Spielen - darunter zwei torlose Unentschieden - heute unbedingt wieder mit drei Punkten vom Platz gehen will. Die Gäste dagegen sind am heutigen Tag offensichtlich von vornherein mit einem Punkt zufrieden und beschränken sich weitgehend auf das Verteidigen, wobei man in Seligenporten über großes Verletzungspech klagt und sich wohl mit dem geschwächten Team nicht anders zu helfen weiß. Eigentlich dürfte das nicht lange gut gehen, denn die Buchbacher kommen mit mehr Kampf als Spiel schnell zu ersten Torchancen und das in der Luft liegende Führungstor für die Gastgeber wird mehrmals nur haarscharf verhindert, einmal, indem ein Abwehrspieler der Gäste den Ball gegen die eigene Torlatte köpft, und kurz vor der Pause fordert der TSV vehement, aber erfolglos einen Foulelfmeter zu seinen Gunsten. Sowas entmutigt und so werden die Angriffsversuche der Hausherren zunehmend ungeplanter, bis es Mitte der zweiten Hälfte sehr danach aussieht, daß der SVS tatsächlich den erhofften Punkt mit nach Hause nehmen darf. Mit Oliver Haßler ist es dann ausgerechnet der Torhüter der Gäste, der zum Vater des Buchbacher Sieges wird, indem er nach einem Freistoß einen sehr haltbar erscheinenden Kopfball passieren läßt - zwar als Aufsetzer aufs Tor kommend, aber viel zu schwach, um eine Gefahr darstellen zu dürfen. Der Rest ist dann nur noch Formsache, wobei zwei späte Treffer der Gastgeber in den letzten fünf Minuten das Spiel dem Augenschein nach zu der klaren Angelegenheit machen, die es nicht wirklich war. Der Sieg für den TSV Buchbach geht zwar aufgrund des Spielverlaufs völlig in Ordnung, dürfte aber auf die "Klosterer" aus Seligenporten aufgrund des dummen ersten Gegentors, ohne daß die anderen Treffer für Buchbach kaum gefallen wären, wie ein Schlag ins Gesicht wirken und speziell Haßler dürfte die Szene noch öfter im Traum durchleben.
1020 Zuschauer sind keine schlechte Kulisse für ein Fünftligaspiel und in Buchbach scheint die Euphorie grenzenlos zu sein, denn dieser Besuch stellt tatsächlich den schlechtesten Besuch der bisherigen Spielzeit dar. Im Außenbereich der Tribüne haben sich eine Handvoll Heimfans aufgestellt, die versuchen, ihr Team optisch und akustisch zu unterstützen, was mit einigen Schwenkfahnen und einem Megaphon auch recht gut gelingt, allerdings müßte man wohl, um wirklich beeindrucken zu können, noch ein wenig Rekrutierungsarbeit leisten und in etwas größerer Zahl auflaufen. Das kann man auch bezüglich der Gästefans sagen, aber immerhin gibt es auch von Seiten des SVS diverse Sprechchöre zu hören, wobei die Stimmung den Höhepunkt erreicht, als in der 54. Minute Tobias Maus eingewechselt wird, der - wie man danach unschwer erkennen kann, wenn man Ohren hat - zum einen Mausi gerufen wird und zum anderen der absolute Publikumsliebling der Seligenporter Fans zu sein scheint.
Dem Jahnstadion des TSV Buchbach könnte man wohl bescheinigen, daß es nichts Halbes und nichts Ganzes sei, aber eine solche Betrachtungsweise wäre doch allzu negativ, denn es handelt sich um eine wirklich sehenswerte Anlage, die - und so wird der sprichwörtlich Schuh drauf - den größten Reiz gerade aus ihrer Inhomogenität gewinnt. Zum einen ist da die Tribüne, die über etwa ein Drittel einer Längsseite läuft und mit fünf in Vereinsfarben rot-weiß gehaltenen Stufen ausgestattet ist. Hier weht der Wind der großen Fußballwelt, während auf der Gegenseite eher Dorfplatzcharakter angesagt ist, indem es dort einen Graswall gibt, der im mittleren Bereich mit drei unüberdachten Stufen ausgebaut ist, die ein wenig den Eindruck machen, jemand habe sie dort versehentlich liegenlassen. Abgeschossen wird der Vogel dann freilich von einer Hintertorseite, die im wesentlich an einen bewaldeten Hang angrenzt, in die aber im rechten Bereich auf völlig geniale Art und Weise ein paar Holzbänke eingestreut sind. Sollte die Anlage mal weiter ausgebaut werden, ist fast absehbar, daß dieser Bereich als erster verschwinden wird, dabei ist es sein Anblick, der mit seiner Originaltität ganz besonders zum Charakter des Jahnstadions beiträgt. Weiterhin verfügt die Anlage noch über eine - neben diese Holzbänke gesetzte - Anzeigetafel zum Stecken und auch eine Flutlichtanlage fehlt dem reinen Fußballplatz nicht.