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Royal Olympic Charleroi Marchienne |
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Belgischer Fußballverband |
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05.09.2004, Stade de la Neuville, 3. Division Belgien, Staffel B |
Am zweiten Spieltag der dritten belgischen Liga treffen in Staffel B zwei Clubs aufeinander, die in der jeweils
ersten Partie leer ausgegangen sind. Die heutigen Gastgeber vom Royal Olympic Club Charleroi mußten bei Oud-Heverlee
Leuwen eine 0:1 Niederlage einstecken, während der Bocholter VV mit 1:3 gegen K. United Overpelt Lommel den Kürzeren zog. Von
den beiden Teams verfügen nur die Hausherren über eine nennenswerte Fußballtradition, immerhin waren sie bereits einige Jahre in der ersten belgischen Liga. Der letzte Abstieg liegt freilich lange zurück - in der Saison 1967/68 stiegen die Olympischen aus dem Oberhaus ab, die von 1937 bis 1963 bis auf eine Saison alle Spielzeiten in der Eliteliga verbracht haben und seither gab es für die Schwarz-Weißen keine Rückkehr mehr ins höchste Level. Zwischendurch gab es eine Pleite, diverse Fusionen, den Wechsel der Vereinsfarben nach Rot-Weiß und zurück sowie einen vorübergehenden Absturz in die vierte Division, der sich in der letzten Spielzeit leicht hätte wiederholen können - lange Zeit steckten die Königlich-Olympischen mitten im Abstiegskampf.
Wenn die heutige Partie ein realistisches Bild vom Leistungsstand der beiden Kontrahenten abgibt, werden beide eine ganz schwierige
Spielzeit vor sich haben. Besonders gilt das wohl für die Hausherren, denn immerhin hat der Bocholter VV die Erklärung auf seiner Seite, daß man als Gastverein keinen Gestaltungszwang hat, sondern durchaus abwarten kann, was die Hausherren denn so bringen. Und damit ist es wirklich nicht allzuweit her, denn so uninspirierte und einfallslose Versuche, eine gegnerische Mannschaft in Verlegenheit zu bringen, wie es sie am heutigen Tag zu sehen gibt, sind eine echte Seltenheit. So kann es kaum verwundern, daß die Partie mit einem torlosen Remis in die Pause geht und man mag ein wenig Hoffnung in die Einflußnahme der Trainer auf ihr jeweiliges Team setzen. Nach der Pause geht das Spiel dann aber ebenso langweilig weiter, wie es sich bereits im ersten Abschnitt präsentiert hat. Fast kommt Olympic am Ende sogar noch zum Siegtreffer, als der Ball nach einer unübersichtlichen Situation aus kurzer Distanz den Pfosten trifft, statt im Gehäuse von Bocholt zu landen.
Die Null steht heute nicht nur für beide Teams auf der (nur gedacht vorhandenen) Anzeigetafel, sondern
eine Runde Null ist es auch, die die Zahl der mitgereisten Gästefans wiedergibt. Der Gästeblock jedenfalls ist völlig verwaist und es ist weder jemand zu sehen, der irgendwelche Fanartikel des
Bocholter VV dabei hat noch jemand, der sich durch die Reaktionen auf den Spielverlauf als Gästefans entpuppen würde, wobei es auch nicht viele Situationen gibt, in denen ein Anhänger von Bocholt aus sich herausgehen könnte. Anhänger der Hausherren sind dagegen im Stadion und bemühen sich, einen Support für den Olympic Club abzuliefern. Zunächst hat man den Zaun vor den Fans mit ein paar Transparenten geschmückt, unter anderem wird die Fahne der Wallonie gezeigt, aber es gibt auch den britischen Union Jack zu sehen - immerhin ist eine Britische Bulldogge im Vereinszeichen und ein Fan hat auch einen Hund dieser Art dabei, ohne daß ganz klar wird, ob es sich dabei um ein offizielles Vereinsmaskottchen handelt. Jedenfalls bezieht sich auch das Plakat Dogues Side eindeutig auf das Wappentier. Akustischer Support äußert sich im Wesentlichen in Form von Sprechchören, noch häufiger allerdings in rhythmischem Klatschen und beides wird stets von Trommeln unterstützt.
Das Stade de la Neuville ist bereits seit 1920 der Spielort vom Olympic Club Charleroi - damals mußte man seine
vorherige Spielstätte verlassen, wo ein Gefängnis entstehen sollte. Die Anlage ist eine echte Augenweide, liegt allerdings sehr versteckt unmittelbar außerhalb der westlichen Stadtgrenze von Charleroi im Örtchen Montignies sur Sambre und kann wegen der umliegenden Bebauung selbst aus unmittelbarer Nähe leicht übersehen werden. Beide Längsseiten sind mit überdachten Tribünen bebaut, wobei die zur Straße hin liegende Giebeldachtribüne das eigentliche Sahnestückchen des Stadions ist. Sie ist im oberen Bereich mit verglasten Räumen ausgestattet, davor kann man auf sechs Sitzreihen Platz nehmen, wobei die eigentlichen Sitze Plastikschalen sind, die blockweise in grüner und oranger Farbe gehalten sind. Ihr gegenüber findet man eine ebenfalls ansehnliche Tribüne, deren gerades Dach nach oben verläuft und Betonstufen überspannt, während die Rückseite mit dem Schriftzug Royal-Olympic-Club-Charleroi 1912 keinen Zweifel daran läßt, wer hier der Hausherr ist. In beiden Hintertorbereichen gibt es dann noch weitere Stufen - hier freilich unüberdacht - die mit ihrenen farbigen Wellenbrechern, mit denen übrigens auch die Gegenseite versehen ist, einen recht freundlichen Eindruck machen und die sich bis in die Längsseiten fortsetzen, die nicht in voller Breite von der jeweiligen Tribüne eingenommen werden. Hier ist dann auf einer Seite auch der abgeteilte und von allen verlassene Gästbereich zu finden. Neben der Stadionkneipe im Rückraum der Giebeldachtribüne gibt es dann noch ein Flutlicht mit einer recht seltsamen Aufteilung von Strahlern. An jeder der 'Fliegenklatschen' sind nämlich gleich drei verschiedene Arten von Strahlern untergebracht, nämlich kreisrunde Strahler in zwei verschiedenen Größen und Strahler mit rechteckiger Form.
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