Darmstadt 98 |
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07.03.2016, Böllenfalltor, Bundesliga |
Der SV Darmstadt 98 verkörpert mit seinem Stadion Böllenfalltor Fußball aus einer anderen
Zeit und so mag es vielen BVB-Fans als pure Ironie erscheinen, dass die Spielplaner der
DFL die Partie gegen die Lilien ausgerechnet auf den heutigen Spieltag gelegt haben, wenn
die Partie der Borussia gegen die TSG Hoffenheim gerade mal drei Tage her ist. Gerade mal
90 Kilometer trennen Darmstadt und Sinsheim, aber im Fußball liegen Welten zwischen den
beiden Städte, gilt doch Hoffenheim als die Verkörperung des modernen - von vielen Fußballfans als
seelenlos empfundenen - Fußballs, während Darmstadt für nicht immer unproblematische, aber
urwüchsige Fankultur steht, geht man hier doch noch immer gerne in der traditionellen "Kutte" zum
Heimspiel. Umso symbolträchtiger, dass die Lilien gar nicht so übel im Rennen um den Klassenerhalt
liegen und dabei unter anderem die Nase gegenüber der TSG Hoffenheim vorne haben, die aktuell
Abstiegsplatz 17 der Tabelle belegt.
Thomas Tuchel lässt heute seine Mannschaft in einer sehr originellen Formation auflaufen, zu der
nicht nur mit Adrian Ramos und Erik Durm Spieler stehen, die kaum einmal in der Startelf zum
Einsatz kommen, sondern mit Felix Passlack sogar ein Spieler, der noch nie in der ersten Mannschaft
des BVB gespielt hat. Der BVB übernimmt auch in dieser Formation sofort das Kommando, aber die
Zahl der Torchancen - gegen tief stehende Lilien - bleibt überschaubar und nach einer guten
halben Stunde vergibt Darmstadt sogar selbst eine gute Gelegenheit in Führung zu gehen. Kurz
darauf ist es dann aber doch der Favorit, der das erste Tor erzielt - einen Kopfball von
Pierre-Emerick Aubameyang kann Darmstadts Christian Mathenia noch abklatschen, aber Adrian Ramos
ist zur Stelle, um abzustauben und sich im zweiten Spiel in Folge als Torschütze auszuzeichnen.
Es beginnt die stärkste Phase des BVB mit diversen Chancen für die Gäste gegen Ende des ersten
Abschnitts und zu Beginn der zweiten Hälfte, die schließlich in der 53. Minute zum 0:2 durch
Durm führt, das mit Gonzalo Castro ein ebenfalls neu ins Team gerückter Spieler auflegt. Damit
ist die Partie endgültig entschieden und Borussia Dortmund ist in der Folge näher am dritten
Treffer, als die Lilien am Anschlusstor.
Die Darmstädter Anhänger sind seitlich auf der Hauptseite des Stadions untergebracht, wo sie
mit ihren Schwenkfahnen und Doppelhaltern unter dem Tribünendach Stellung bezogen haben und
mit ziemlich durchgängigen Anfeuerungen ihr Team unterstützen. Das gleiche tun die BVB-Fans,
die den unbeleuchteten, weitläufigen Weg in den Gästeblock gefunden haben, wo man in Darmstadt
ohne Wetterschutz auskommen muss, so dass die Gästefans froh sein können, dass es heute zwar
kalt, aber niederschlagsfrei ist. Bei dem Heimfans ist vor allem der Gassenhauer
„Oh, wir sind immer da, wir sind immer da, wir sind immer da, wir sind Darmstädter!“ auffällig,
während man bei den Gästen ein wenig stärker in seinem Liedgut variiert und - nimmt man auch
gerne die Zähler aus Darmstadt mit - die meisten Dortmund-Anhänger den Lilien die Daumen drücken,
dass sie sich die Punkte für den Klassenerhalt anderswo sichern können.
Eine einzige Erscheinungsform des mordernen Fußballs hat ihren Weg bereits ans Böllenfalltor
gefunden, denn das Stadion der Lilien hört seit 2014 sponsorenbedingt auf den Namen "Merck-Stadion",
dem allerdings immer noch "am Böllenfalltor" angehängt wird. Die 1919 erbaute Anlage wurde 1952
für die damals erstklassige Oberliga umgebaut und erreichte so eine Kapazität von 25000 Zuschauern,
die in 1980 angesichts des ersten Aufstiegs des SV Darmstadt in die Bundesliga weiter auf 30000 erhöht
werden musste - aktuell ist es gerade mal noch für 17000 Menschen zugelassen, die heute auch gekommen
sind. Die Tage des Traditionsstadions gelten freilich auch in Darmstadt als gezählt. Eigentlich sollte an
alter Stelle bereits zur kommenden Saison ein modernes Stadion für 18000 Zuschauer entstehen. Da sich das
Genehmingungsverfahren verzögert hat, strebt man jetzt den mit 27 Millionen Euro bezifferten Neubau der
Anlage zur Spielzeit 2017/18 an -10,5 Millionen davon wird das Land Hessen über einen Ausgleichsfond
übernehmen und weitere 14 Millionen werden von der Stadt Darmstadt bereitgestellt.
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