FC Fortuna 66 Dortmund |
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09.04.2014, Alemannia-Stadion, Kreisliga Dortmund A 2 |
Man würde es wohl bei einem unter dem Namen einer römischen Göttin spielenden Club nicht auf den ersten
Blick vermuten, daß der FC Fortuna 66 ein griechischer Fußballverein ist, da die Hellenen wie üblich
ihren eigenen und älteren Namen für die entsprechende Gottheit
haben, aber tatsächlich handelt es sich beim FC Fortuna 66 Dortmund um einen griechischen Club, was
spätestens klar wird, wenn man das Internetangebot der heutigen Gastgeber aufsucht und feststellt, daß
es komplett in griechischer Sprache gehalten ist. Warum man der römischen Fortuna gegenüber der griechischen
Tyche den Vorzug gegeben hat, sei mal dahingestellt, aber unter welchem Namen auch immer scheint die
Glückgöttin den Gastgebern nicht sonderlich hold zu sein, denn - vielleicht hat das auch etwas mit mangelnder
Qualität für die Liga zu tun - man steht weit abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, wobei es in 24
Spielen gerade einmal 10 Punkte, dafür aber 98 Gegentore für den FC gegeben hat - die zu dieser Saison erst aufgestiegen sind und dabei immerhin 100 Tore erzielt haben. Somit stellt sich vor der
Partie eigentlich weniger die Frage, wer hier gewinnen wird, sondern eher die, ob die Fortuna heute auf
eine dreistellige Gegentorzahl gebombt wird. Das ist nicht ganz unwahrscheinlich, denn der Gegner vom
SV Preußen 07 Lünen hat in drei seiner letzten vier Ligaspiele zwei Tore oder mehr erzielt und am vergangenen Wochenende sogar Tabellenführer VfL Kemminghausen geschlagen mit 3:1.
Preußen Lünen ist zwar 'nur' ein Mittelfeldteam, aber 32 Punkte auf der Habenseite sprechen gegenüber den
wie erwähnten zehn Zählern des FC Fortuna 66 eine sehr deutliche Sprache, und so gehen die Gäste aus dem
Dortmunder Speckgürtel als klare Favoriten in der Partie, wovon aber, als der Ball einmal läuft, nicht viel
zu erkennen ist, denn zwischen den beiden einfarbig angetretenen Teams - Fortuna in griechischem blau,
Lünen in kohlenpott-schwarz - ist kaum ein Unterschied auszumachen. Man trägt ein schleppendes und
langweiliges Spiel mit wenigen Torchancen aus, das bestenfalls athletisch halbwegs auf Kreisliga-A-Niveau
angesiedelt ist. Bis weit in die zweite Hälfte hinein bleibt das Spiel völlig offen - vielleicht kann man
sogar leichte Vorteile für die Fortunen ausmachen - bis sich Preußen Lünen dann doch etwas besinnt und
eine Schippe drauflegt. Ab der 70. Spielminute ergibt sich so eine Überlegenheit der Gäste, und am Ende
zahlt sich das auch aus und der SV Preußen geht nach Toren von Markus Frank (77.) und vom eingewechselten
Stephan Voigt (89.) doch noch als 2:0-Sieger vom Platz, mit dem Nebeneffekt, daß die Gegentorzahl der
Griechen tatsächlich am Ende bei den magischen 100 angekommen ist.
Der FC Fortuna 66 trägt seine Heimspiele im Alemannia-Stadion des SC Dortmund 97/08 aus, der mit einem Belag aus
roter Asche daherkommt. Ausbau gibt es im Wesentlichen auf der Gegenseite, wo ein kleiner Unterstand aufgebaut
ist, an dem sich ein mäßig bis gar nicht begabter Graffitti-Künstler versucht hat. Dazu kommt auf der Hauptseite
ein wenig Graswall, oberhalb dessen ein paar Parkbänke mit dem Salzstreuer verteilt worden sind - insgsamt also
eine Amateuerspielstätte wie viele andere, deren Namen freilich nahelegt, daß es hier einst einen
anderen Hausherren gab. Tatsächlich kickte hier der 1910 aus einer Fusion hervorgegangene Spiel-
und Sportverein Alemannia 05 - der später als VfB Alemannia 1897 antrat - und
somit handelt es sich bei dieser Anlage um das erste Erstligastadion der Stadt, denn dieser Club
spielte von 1921 bis 1931 in der Gauliga, damals der höchsten deutschen Spielklasse, auch wenn die
von der geographischen Ausdehnung - Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Mühlheim/Ruhr und Essen - heute
eher einer Landes- oder Verbandsliga entsprechen würde. Damals waren Zuschauerzahlen von 5000 bis 6000 im
Alemannia-Stadion keine Seltenheit, das wiederholte sich in den 1950er Jahren, als man in der
Landesliga kickte. 1973 war es dann mit der Alemannia vorbei, und man tat sich mit dem SV Dortmund
08 zusammen, womit wir wieder beim heutigen Hauptnutzer des Platzes SC 97/08 angekommen sind. 1988
wurde das Stadion schließlich saniert, was im Wesentlichen einem Rückbau der Anlage gleichkam, bei
dem unter anderem die damals hohe Traverse in den heutigen Graswall umgewandelt wurde.
Erwähnenswert ist auch noch ein Gedenkstein, der sich hinter dem Vereinsheim des SC 97/08 versteckt
und mit der Aufschrift 'Ich hatt einen Kameraden - VfB Alemannia 97' wie ein Kriegerdenkmal wirkt,
aber keins ist, denn tatsächlich wird hier der frühere Alemanne Bruno Ziehe gewürdigt, der 1953 bei
einem Heimspiel des Clubs tödlich verunglückt ist.
Alternativbericht von P. David Zimmer |