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Schweiz |
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UEFA EURO 2004 |
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21.06.2004, Estádio Cidade de Coimbra, Gruppenspiel Europameisterschaft 2004 |
Auch in der Gruppe B der Euro 2004 ist am letzten Spieltag die Stunde der Entscheidung gekommen, wobei alle vier Mannschaften noch die Chance
haben, das Viertelfinale zu erreichen. Am geringsten wird die Aussicht für die Schweiz eingeschätzt, sich noch zu qualifizieren, immerhin haben es die Eidgenossen mit dem Titelverteidiger Frankreich zu tun und müssen das Spiel unbedingt gewinnen, um weiterzukommen, da sie bisher nur einen Punkt aus dem 0:0-Remis gegen Kroatien vorzuweisen haben. Vier Punkte befinden sich auf dem Konto der Equipe le France und so haben die Blauen alle Chancen, durch einen Sieg über ihr Nachbarland aus eigener Kraft den Gruppensieg zu erreichen, was gleichzeitig ein Viertelfinale gegen Griechenland bedeuten würde - aus Sicht der Franzosen sicherlich einem Duell mit den portugiesischen Gastgebern vorzuziehen, die im Viertelfinale auf den Zweiten der Gruppe B warten. Auch bei einem Remis können die Franzosen freilich die Qualifikation nicht mehr vergeben, da man vor der Schweiz bliebe sowie Kroatien (2 Punkte) und England (3 Punkte) nicht mehr beide an den dann fünf Zähler auf ihrem Konto habenden Franzosen vorbeiziehen könnten.
Zunächst sieht es ganz so aus, als wollten die Franzosen die doch sehr durchwachsenen Eindrücke korrigieren, die sie im bisherigen Turnier
hinterlassen haben, und endlich so aufspielen, wie man es von einem Titelverteidiger und Turnierfavoriten erwarten würde. Das erweist sich aber schnell als Strohfeuer und bereits nach wenigen Minuten wandelt sich das Bild, als die Eidgenossen immer mehr zu ihrem Spiel finden, aus sicherer Defensive agieren und dabei selbst nach vorne ihre Möglichkeiten suchen. Daß der Fußballgott nicht immer ein Gerechtigkeitsfanatiker ist, wird der Schweiz dann aber nach einer Viertelstunde ins Gebetbuch geschrieben. Eine Ecke von Pires segelt an dem in dieser Szene doch sehr indisponierten Gladbacher Torhüter Stiel vorbei und fällt auf den Kopf von Zinedine 'Zizou' Zidane, der mühelos zu seinem vierten Turniertreffer kommt. Sicherheit gewinnen die Titelverteidiger aber nicht aus der Führung und so bleibt die Schweiz am Drücker und kommt elf Minuten später zu einem sehenswert herausgespielten Treffer, dem ersten und wie sich später zeigt einzigen Tor der Eidgenossen bei der Euro. Im zweiten Abschnitt zeigen sich die Franzosen teilweise erschreckend inaktiv, geraten aber zunehmend unter Druck, da die Führung der Engländer gegen Kroatien ihnen doch das Viertefinale gegen Portugal einbringen würde, das sie gerne vermeiden würden. Offiziell wird das andere Ergebnis im Stadion nicht bekannt gegeben, aber es spricht sich natürlich durch die moderne Telekommunikation mit Handy-Telefonat und -SMS schnell im Stadion rum und ist auch auf der französichen Bank bekannt. Zum Gewinner wird der Europameister aber letztendlich durch eine Einzelleistung, denn der bis dahin völlig neben sich stehende und nur mit Fehlpässen auffällige Thierry Henry besinnt sich ab der 65. Minute auf seine Vollstreckerqualitäten und zieht die Schweizer quasi im Alleingang ab. Ergebnis der Partie ist also der Gruppensieg für Frankreich und die Lizenz zur Heimreise für die Schweiz, die sich allerdings mit einer guten Partie verabschiedet, in der man bei etwas glücklicherem Verlauf in der Druckphase zur ersten Hälfte vielleicht sogar die Sensation hätte schaffen können.
Die Unterstützung für das französische Team ist wieder zahlenmäßig erschreckend schwach, so daß sich die Anhänger der Schweiz in einer
deutlichen Überzahl zeigen. Als Intro präsentiert man auf beiden Seiten die Landesfahnen als Blockbanner, wobei die Frankreich-Fans gleichzeitig ein überdimensionales Block-Trikot zeigen, wie sie es schon vor vier Jahren bei der letzten Euro im Gepäck hatten. Danach feuert man das jeweilige Team per Sprechchor an, wobei die Schweizer sich vor allem auf "Hopp, Schwyz, Hopp!" verlassen und die französischen Fans wie bereits in der Partie gegen Kroatien von einer Blaskapelle angefeuert werden. Bei Halbzeit ist man bei den Blauen angesichts des schwachen Spiels seiner Mannschaft sichtlich verärgert und teilweise werden die Franzosen sogar mit Pfiffen in die Kabinen verabschiedet, nach dem Schlußpfiff überdeckt das Ergebnis natürlich die weiterhin schlechte Leistung der Franzosen, so daß die Fans jetzt in Feierlaune sind, während auf seiten der Eidgenossen immer wieder zu hören ist, daß die Mannschaft der Schweiz am heutigen Tag einfach nur "nicht clever genug" gewesen sei...
Das Estadio Cidade de Coimbra präsentiert sich von außen mit vornehm schwarzer Verglasung und ist von innen vor allem in den Farben
Blau und Orange gehalten - vor allem verglichen mit den Anlagen in Leiria und Aveiro eine sehr dezente Farbgebung. Die Ränge verlaufen in klassischer ovaler Schüsselform um die zur Anlage gehörende Laufbahn, wobei in Coimbra im Gegensatz zu anderen Stadien der EURO keine Tribüne provisorisch auf die Laufbahn gestellt wurde, soll doch hier alles nach dem Turnier so bleiben, wie es ist. 'Wie es ist' bedeutet, daß ein komplett umlaufender Unterrang vorhanden ist sowie ein U-förmig angelegter überdachter Oberrang, dessen Fehlen in einem Hintertorbereich dafür sorgt, daß hier die einzigen nicht überdachten Plätze der Anlage zu finden sind. Im Unterrang dominiert bei der Bestuhlung die blaue Farbe, die mit einigen orangen Punkten aufgelockert ist - im Oberrang ist es umgekehrt, wobei hier die blauen Flächen nicht als Punkte gestaltet sind, sondern auf den ersten Blick ein wenig wie etwas unregelmäßige Sterne wirken und auf den zweiten Blick als Umrisse von Fußballspielern zu erkennen sind. Auch im unüberdachten Teil wird - hier mit weißen Sitzen - ein Spieler samt Ball dargestellt. Die komplett neugebaute Anlage in Coimbra, die jedoch an der Stelle des alten Stadions im Norden der Stadt zu finden ist, ist wohl zusammen mit dem Estádio do Bessa in Porto die am konservativsten gestaltete Stadionvariante bei der Euro 2004, hat aber trotzdem - oder vielleicht auch gerade deshalb - zwischen den vielen auffällig modernen Konstruktionen ihren eigenen Reiz. Vom Stadiondach baumeln übrigens heute - wie bei allen Partien der Euro - die Landesfahnen der spielenden Teams, so daß man schön erkennen kann, daß die Schweiz eine besonders gestaltete - nämlich im Gegensatz zu allen anderen Nationalfahnen außer der des Vatikans - über eine quadratischen Grundform verfügende Landesfahne besitzt.
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