Bulgarien |
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UEFA EURO 2004 |
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18.06.2004, Estádio Municipal de Braga, Gruppenspiel Europameisterschaft 2004 |
Am zweiten Spieltag der Gruppe C der Fußball-Europameisterschaft treffen mit Bulgarien und Dänemark zwei Mannschaften aufeinander,
die noch auf ihr erstes Tor im Wettbewerb warten. Während die Dänen im Spiel gegen Gruppenfavorit Italien eine gute Partie boten und dem Sieg näher waren als die Squadra Azurri, konnte das Team vom Schwarzen Meer nur eine Halbzeit lang gegen Schweden mithalten und mußte am Ende eine 0:5-Niederlage hinnehmen, die schon jetzt die höchste Schlappe im ganzen Turnier zu werden droht. Um nicht bereits am zweiten Spieltag der Gruppe als nach den Gruppenspielen ausgeschieden festzustehen, hilft Bulgarien heute nur ein Sieg. Viel besser sieht es freilich für die Skandinavier auch nicht aus, denen neben dem vielen Lob eben doch nur ein magerer Punkt geblieben ist und die sich heute keine Blöße geben wollen, könnte man doch andernfalls sogar in die Verlegenheit kommen, am letzten Spieltag das Schicksal nicht in der eigenen Hand zu haben. Und viel müssen die Rot-Weißen ja nicht an ihrer Spielweise ändern, denn mit der frechen offensiven Einstellung, mit der man Italiens Defensive ein- ums andere Mal in Verlegenheit brachte, sollte sich doch der Abwehrriegel Bulgariens knacken lassen...
Nur den Dänen ist anzumerken, daß sie die Situation erfaßt haben und auf Sieg gehen wollen. So wirbelt man auch die Abwehr Bulgariens
immer wieder durcheinander, aber auch heute will der Treffer zum 1:0 zunächst einfach nicht fallen. Kurz vor der Pause heißt es dann doch noch 1:0 für Dänemark, zuvor muß das Team aus dem Norden aber einen mächtigen Schreck verdauen, als die Bulgaren zum ersten mal halbwegs gefährlich vor das Gehäuse Dänemarks kommen und nach einem kapitalen Torwartfehler zweimal aus kurzer Distanz einschießen könnten, aber lieber beweisen, daß sie es an Harmlosigkeit leicht mit den vorhergehenden Bemühungen der Kicker in Rot-Weiß aufnehmen können. Quasi im Gegenzug zeigt Dänemark dann aber eine mustergültig vorgetragene Kombination, die dann auch das Ende der brotlosen Kunst markiert, als der vorbildlich freigespielte Tomasson den Ball aus kurzer Distanz ins leere Tor schieben kann. Nach der Pause verflacht die Partie drastisch, denn jetzt wird Dänemark deutlich vorsichtiger - man ist wohl von der Fast-Führung der Bulgaren gewarnt und will nichts mehr anbrennen lassen. Aufregung gibt es dann noch mal zehn Minuten vor Schluß, als der oft etwas überforderte Schiedsrichter einen Bulgaren wegen Reklamierens mit gelb-roter Karte vom Platz schickt, dem Dänen Niclas Jensen jedoch die nach wiederholtem Foulspiel fällige Ampelkarte erspart. In der Nachspielzeit fällt dann noch das 2:0 für Dänemark, das schon vor dem Abendspiel zwischen Italien und Schweden weiß, daß man mit einem Sieg gegen die skandinavischen Nachbarn die Viertelfinalbeteiligung sicherstellen kann, während man auf Seiten Bulgariens definitiv den Rückflug nach Abschluß der Vorrunde antreten muß.
Die Fans aus Dänemark sind natürlich eindeutig in der Überzahl, doch auch aus Bulgarien haben recht viele Anhänger den Weg an den
Westzipfel Europas angetreten, wenn man die lange Anreise und die niedrige durchschnittliche Kaufkraft der Bulgaren in Betracht zieht. Beide Seiten liefern einen recht standardmäßigen Support ab, bei dem immer wieder Sprechchöre zu hören sind und man gelegentlich auch mal aufsteht und herumhüpft. Die Dänen zeigen zudem einen ausgiebigen Hang, beim Singen zu schunkeln, und verleihen ihrem Support somit etwas für den deutschen Beobachter teilweise etwas karnevalistisch Wirkendes. Äußerst auffällig ist übrigens, daß bereits lange vorm Anpfiff alles mit vorwiegend deutschen, aber auch ein paar englischen, Transparenten zugepflastert wird - offensichtlich ist für viele Leute die eigene TV-Präsenz das Maß aller Dinge und da spielen solche Kleinigkeiten, wie daß man eigentlich Gast auf einer fremden Party ist, keine Rolle mehr. Die erst später anrückenden Dänen lassen sich dann aber von den Protesten der Profilneurotiker nicht weiter beeindrucken und hängen ihre eigenen Transparente über die der Invasoren, so daß die Dekoration der Party am Ende doch vom (in diesem Sinne) "Gastgeber" bestimmt wird.
Wurde schon beim Stadion Estádio Dr. Magalhães angemerkt, daß die Meinungen über die Anlage auseinander gehen, so gilt das für
das Estádio Municipal de Braga noch umso mehr. Im nördlichsten Spielort der Euro ist eine Anlage entstanden, die ihresgleichen sucht, wurde das Stadion doch mitten in das Bergmassiv des Monte Castro hineingebaut. Mehr als eine Million Kubikmeter Granit hat man abgetragen, um die eine Seitentribüne quasi operativ in den Berg hineinzubauen und gegenüber entstand eine zweite Seitentribüne, die der Felsenseite als ebenbürtiges Gegenüber dient. Die Dachkonstruktion der beiden Seiten ist mit Drahtseilen verbunden, die für die Stabilität der Überdachung sorgen und ebenfalls einen einmaligen Anblick bieten. Besonderes Charakteristikum der Anlage aber ist, daß die 30000 Zuschauer nur über diese beiden Seitentribünen verteilt werden, denn hinter den Toren hat man von vornherein keinerlei Ausbau vorgesehen. Auf der einen Seite blickt man hier auf ein Felsmassiv, an das für die Euro allerdings eine Anzeigetafel montiert wurde, die später wieder verschwinden soll. Hinter dem anderen Tor befindet sich ein Grashang, so daß man aus den oberen Bereichen der Tribüne einen guten Blick auf die Stadt Braga hat. Ein eindrucksvoller Anblick und ein architektonisches Meisterstück ist das Estádio Municipal mit Sicherheit, aber auch die Nachteile der Anlage liegen auf der Hand. Zum einen ist der Zugang recht mühsam, die Felsenseit ist nur über massive Umwege von der Seite oder über ein Tunnelsystem unterhalb des Platzes zu erreichen, die freistehende Seite muß über fast endlose Treppenhäuser erreicht werden - jedenfalls, wenn man einen Platz im oberen Bereich aufsuchen möchte. Zum anderen lebt Fußball natürlich auch nicht unwesentlich von den Fans hinter den Toren und die fehlen natürlich konstruktionsbedingt im Estádio Municipal de Braga völlig...
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