Preußen Espelkamp vs. FC Bad Oeynhausen 1:1
949 Zuschauer
Der FC Preußen Espelkamp 1957 ist ein vergleichweise junger Fußballverein, das gilt allerdings auch für seinen Heimatort. Der wurde zwar bereits 1229 als Aspelekampe namentlich erwähnt, wuchs aber erst in den 1950er Jahren zu einer Siedlung, als auf dem Gelände einer im zweiten Weltkrieg entstandenen Munitionsfabrik ein Lager für Kriegsflüchtlinge errichtet wurde. Interesse am Fußballsport war bei den Flüchtlingen sofort vorhanden, und so kickte man zunächst 1950 beim ein Jahr nach der Gründung der Stadt entstandenen ATSV Espelkamp, von dem man sich 1957 als FC Preußen Espelkamp-Mittwald abspaltete. In den 1960er Jahren hatten die Preußen einen ersten Höhenflug in der Landesliga - damals immerhin zweithöchste Amateurklasse -, doch den Großteil seiner Zeit verbrachte man als Fahrstuhlteam zwischen Kreisliga A und Bezirksliga. Noch 2004 stieg man aus der Bezirksliga ab, seither ging es für den Club aber nur noch nach oben. Der rasante Aufstieg begann 2005 mit dem direkten Wiederaufstieg, und diesmal folgte nicht nur der Klassenerhalt, sondern man schaffte 2007 sogar den Aufstieg in die Landesliga, als sich Espelkamp in der Aufstiegsrunde der Tabellenzweiten als einziges von 15 teilnehmenden Teams durchsetzte. Heute könnten die Preußen am letzten Spieltag der Saison als Tabellenführer vor einem weiteren Aufstieg stehen, und man muß heute gegen den FC Bad Oeynhausen 'nur' noch das gleiche Ergebnis erzielen wie der gegen Arminia Bielefeld III spielende Konkurrent Fichte Bielefeld. Mit einem 9:2-Sieg beim FT Dützen konnten sich die Espelkamper mit einer um drei Treffer besseren Tordifferenz an Fichte vorbeischieben und halten so am heutigen Tag die besseren Karten auf der Hand, wenn es darum geht, wer direkt aufsteigen darf und wer sich gegen die Tabellenzweiten der anderen vier Landesligastaffeln behaupten muß.
Die Gastgeber zeigen sich von der Situation deutlich verunsichert und finden einfach kein Mittel gegen den FC Bad Oeynhausen, der selbst als Aufstiegsfavorit gegolten hatte, die Saison aber abgeschlagen im Mittelfeld der Tabelle abschließt und vielleicht gerade deshalb gegen den Staffelmeister in spe noch mal beweisen will, daß er es auch kann. Die größte Torchance der Gastgeber wird in der 22. Minute von FCO-Schlußmann Michael Bigalk entschärft, und danach sind es endgültig die Gäste, die zur Überraschung der Zuschauer das Spiel machen. Zu einem Zeitpunkt, in dem Bad Oeynhausen lange führen könnte, gelingt Preußen Espelkamp nach etwas mahr als einer Stunde aus einem Eckball heraus doch noch die Führung durch Torben Kreienbock. Aufgrund der hohen Führung des Konkurrenten müssen die Gastgeber jedoch weiter Druck machen, was kaum zu Torchancen führt, dafür aber Kontermöglichkeiten für die Gäste aus der Kurstadt eröffnet, von denen Selcuk Kaya eine 12 Minuten vor dem Ende der Partie zum Ausgleich nutzt. Bei Espelkamp ist man ob dieses Saisonausgangs natürlich frustriert, und der Stadionsprecher vertröstet das Publikum erst mal auf die kommende Spielzeit, bevor ihm wieder einfällt, daß man die Verbandsliga auch noch über die Qualfikationsrunde erreichen könnte. Preußens Coach Uwe Korejtek freilich sucht die Schuld am verpaßten Direktaufstieg anderswo: Wir hätten machen können, was wir wollen. Fichte hätte wahrscheinlich so viele Tore wie nötig geschossen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das mit rechten Dingen zugegangen ist. Arminia III hat doch normalerweise eine gute Qualität, das haben sie oft genug in dieser Saison unter Beweis gestellt.* Das kann wohl schon als gewagte Aussage bezeichnet werden für den Trainer eines Teams, das nicht nur sein entscheidendes Heimspiel nicht einmal gewinnen konnte, sondern vor einer Woche selbst einen Genger mit sieben Toren Differenz abgeschossen hat, auch wenn der FT Dützen zuletzt mehrmals recht hoch unter die Räder gekommen war.
Das Albert-Pürsten-Stadion hörte früher auf den Namen Waldstadion, wurde jedoch am 17.10.1993 nach einem langjährigen Vorsitzenden des FC Preußen Espelkamp benannt, der als Mitglied des NRW-Landtags sowie des Europäischen Parlaments auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt war. Sonderlich beeindruckend ist die flache Anlage nicht, die aber immerhin auf einer Längsseite mit drei Stufen ausgebaut ist, mit denen man den Höhenunterschied zwischen dem Platz und der Umgebung ausgleicht. Im äußeren Bereich gibt es einige wenige Sitzplätze - allerdings in der einfachst denkbaren Form, denn hier kann man sich auf 'Parkbänken' niederlassen, und an eine Überdachung ist hier wie auch im Rest des Stadions nicht zu denken. Die anderen Seiten des Platzes können auf einem gepflasterten Weg umrundet werden, allerdings sind speziell die Kurvenbereiche wegen der dazwischenliegenden Laufbahn nur mäßig attraktiv, um sich hier zum Verfolgen der Partie an am Stankett aufzubauen, obwohl das prinzipiell natürlich möglich ist.
*Zitiert nach Mindener Tageblatt, Onlineausgabe vom 8.6.2009