ETSV Weiche Flensburg |
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11.05.2013, Manfred-Werner-Stadion, Regionalliga Nord |
Der Eisenbahner Turn- & Sportverein Weiche von 1930 e.V. paßt bereits namentlich hervorragend in eine Ortschaft
dieses Namens, einen südwestlich der Muttergemeinde gelegenen Stadtteil von Flensburg. Was man auf den ersten
Blick für einen dummen Spruch halten könnte, ist nicht mehr und nicht weniger als die Wahrheit, denn die Keimzelle
dieses Stadtteils ist tatsächlich die Eisenbahn. Er entstand, als hier 1864 eine Abzweigung an der noch jungen
Bahntrasse entstand - bis 1919 hieß sie sogar Nordschleswigsche Weiche. Der heutige Eisenbahnerverein ist allerdings
das Produkt einer Fusion, bei dem sich der Eisenbahnersportverein Weiche 1930 e. V. mit dem TSV Weiche-West von 1949 e.V.
zusammengetan haben. Nach dem Zusammenschluß von 1972 dauerte es freilich noch ein Jahrzehnt, bis der neue
ETSV erstmalig etwas höherklassig - nämlich in der Landesliga - auftauchte und direkt wieder abstieg. 2007 kam man
schließlich in die Verbandsliga Schleswig-Holstein und schaffte es 2009 in die 2007 entstandene Schleswig-Holstein-Liga, wobei man als Tabellenzweiter davon profitierte, daß Klassenprimus SG Sylt-Haddeby nicht für die Spielklasse zugelassen
worden war - die es später als FC Sylt zwar schaffte, aber mittlerweile vom Spielbetrieb eben jener Liga zurückgezogen wurden. Auch in die Regionalliga Nord ist der Club als Vizemeister seiner Liga gekommen - man konnte sich nach der
letzten Saison in Entscheidungsspielen gegen den SV Holthausen/Biene durchsetzen. Das war eine klare Sache, denn
Weiche konnte bereits das Auswärtsspiel mit 3:1 gewinnen und ließ sich im Rückspiel mit einem 3:0-Erfolg nicht lumpen.
Heute trifft Weiche bei seinem drittletzten Saisonspiel auf den VfL Wolfsburg II zu einer Partie, in die die Gastgeber
als Tabellensiebter gehen, so daß man davon sprechen kann, daß sie ihre erste Regionalliga-Saison souverän gemeistert
haben. Der Wolfsburg-Nachwuchs könnte rein rechnerisch sogar noch aufsteigen, was jedoch angesichts der neun Punkte
Vorsprung von Tabellenführer Holstein Kiel eine eher theoretische Möglichkeit ist, auch wenn die Jungwölfe für die 3. Liga natürlich die Lizenz beantragt und auch erhalten haben.
Tatsächlich macht die von Lorenz Günter Köstner trainierte Reserve der Wölfe zu keinem Zeitpunkt der Partie einen
irgendwie ambitionierten Eindruck. Besonders gilt das für die Anfangsphase des Spiels, in der man sich einem Angriff
der Gastgeber nach dem anderen ausgesetzt sieht und die dann auch den Führungstreffer für den ETSV Weiche bringt,
bei dem Torschütze Marcello Meyer die Gelegenheit schon vertan zu haben scheint, nachdem er im Strafraum an den
Ball gekommen lange mit dem Schuß zögert, das Leder dann aber doch noch im Tor unterbringt. In der Folge tut der
VfL etwas mehr, und man hat bis zur Halbzeit die eine oder andere Möglichkeit, wobei ETSV-Torhüter Andreas Hagge
die Chance nutzt, sich auszuzeichnen, besonders in der 43. Minute, als er einen Distanzschuß spektakulär zur Ecke
klärt. In der zweiten Hälfte geht es deutlich ruhiger zur Sache, und es gibt nicht mehr viel Aufregendes zu melden,
bis Schiedsrichter Johann Pfeifer aus Rodgau das Spiel beendet.
Anhänger der Gäste sind nicht unter den 357 Zuschauern auszumachen, was sicherlich nicht nur daran liegt, daß die
'großen Wölfe' gleichzeitig in der Bundesliga ein Heimspiel gegen Borussia Dortmund zu bestreiten haben. Dagegen
hat sich etwa ein Dutzend aktiver Weiche-Fans auf den Stufen der Anlage eingefunden, wo man sich per Zaunfahne
als 'Nord Block' vorstellt und durchaus für Support
sorgt. Auffällig ist vor allem das stakkatoartige "Hagge! Hagge! Hagge!", mit dem die Weiche-Fans die
guten Aktionen ihres Goalies quittieren, aber einen Orginalitätspunkt verdient man sich mit einer anderen
Angewohnheit, denn unmittelbar hinter einem Tor des Sportplatzes verläuft die Bahntrasse, und jeder vorbeifahrende
Zug wird von den Fans mit einem Sprechchor "Eisenbahner, Eisenbahner, hey, hey" gegrüßt, die auf diese Art und
Weise die Wurzeln ihres Clubs - und ihres Stadtteils - feiern.
Köstner gibt nach der Partie zu Protokoll, daß seine jungen Spieler wohl etwas verwöhnt seien - man trainiere 'sogar
auf beheiztem Kunstrasen', und er habe es nicht aus ihren Köpfen bekommen, daß sie auf dem schlechtesten Platz der
Regionalliga spielen sollten. Was der Trainer auf die Spielfläche bezieht, kann man wohl auch über den Ausbau des nach dem
Ex-Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden des ETSV Weiche benannten Manfred-Werner-Stadion sagen, denn der
beschränkt sich auf sechs Stufen auf einer Längsseite, von denen ein Bereich den Regularien der Regionalliga entsprechend
als Gästeblock mit eigenem Eingang gestaltet ist. Teile der Anlage - vor allem die Gegenseite - kommen dagegen mit
Dorfplatz-Ambiente daher, denn hier stellt man sich direkt an der in diesem Bereich nicht mit Zäunen gesicherten
Werbebande auf - was zu Beginn der Saison noch strengstens verboten war und sich alle Zuschauer auf die zwei eingezäunten Seiten des Platzes verteilen mussten. Dazu kommt noch eine Art Terrasse in einem Hintertorbereich, die zum dahinterliegenden Vereinsheim gehört
und die ebenfalls zum Verfolgen der Partie genutzt wird. Ob es jetzt wirklich 'der schlechteste Platz' aller Regionalligen
ist, sei einmal dahingestellt, mit einem Bewerber auf diesen Titel hat man es aber beim Manfred-Werner-Stadion zweifellos zu
tun, da offensichtlich das Umfeld des Clubs nicht ganz mit seiner sportlichen Entwicklung schritthalten konnte, und man sich
deshalb mit dem Erfüllen der formalen Anforderungen beschieden hat, was sicherlich bereits teuer genug gewesen sein wird.
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