Dyskobolia Grodzisk
vs.
Legia Warszawa 1:1

Dyskobolia Grodzisk Wielskopolski ist in den letzten Jahren meistens oben mit dabei gewesen, der große Wurf ist dem Team aus der Kleinstadt in der Nähe von Poznan jedoch versagt geblieben. 1997 ist man zum ersten Mal in die Eliteliga aufgestiegen, kehrte nach sofortigem Abstieg postwendend dorthin zurück und ist seither nicht nur auf dem höchsten Level geblieben, sondern hat zweimal - in den Spieljahren 2003 und 2005 - in der Abschlußtabelle den zweiten Platz belegt. Zweite Plätze werden bei Legia Warschau nicht gezählt, denn Legia konnte immerhin acht Titel in die polnische Haupstadt holen und geht in die aktuelle Saison als Titelverteidiger, nachdem man sich im letzten Jahr lange einen Zweikampf mit Wisła Kraków geliefert hat, das davor dreimal in Folge hatte Meister werden können. In der Champions League Qualifikation stehen die Haupststädter übrigens demnächst vor einer schweren Aufgabe, wenn man sich mit dem erfahrenen Team von Shakhtar Donezk aus dem Nachbarland Ukraine zu messen hat.

Heute geht es aber zunächst mal gegen "Diskus" - so die deutsche Übersetzung von Dyskobolia - Grodzisk und da erwischt Legia einen hervorragenden Start. Die erste große Chance vergibt man zwar noch, aber dann fällt doch nach nur sieben Minuten der Treffer zur Gästeführung, als der Brasilianer Edson einen Freistoß unhaltbar in die Maschen des Tors der Hausherren jagt. Nach viel Geplänkel im Mittelfeld kommen die im Verlauf der ersten Hälfte immer besser ins Spiel und geben in der 28. Spielminute einen Warnschuß ab, der zur Ecke geklärt werden kann. Danach ist Grodzisk am Drücker, muß aber kurz vor der Pause eine Schrecksekunde überstehen, als es zu einem ähnlichen Freistoß wie beim 1:0 kommt - diesmal geht das Leder aber genau auf den Torhüter. Fünf Minuten nach der Pause kommt es dann zum inzwischen verdienten Ausgleich. Mit gleich drei Leuten ist Dyskobolia gegen den Torhüter von Legia durchgebrochen und fast vertändelt man die Szene noch, als der ballführende Spieler nicht abspielt und am Goalie hängen bleibt, doch mit Szymon Kaźmierowski kann einer der mitgeeilten Spieler das Leder mitnehmen und unbedrängt einschieben. In der Folge machen die Hausherren weiter Druck und es gibt bei ein paar Schiedsrichterentscheidungen zugunsten von Legia etwas Unmut auf den Rängen, mit andauernder Spielzeit scheinen sich aber beide Seiten immer mehr mit dem Punktgewinn anfreunden zu können und so passiert in der Schlußphase nicht mehr das Meiste.

Die aktiven Fans der beiden Teams haben jeweils Aufstellung auf einer Hintertortribüne bezogen. Die Hausherren setzen sowohl auf optischen als auch akustischen Support und so gibt es mal eine Doppelhalterparade, mal eine kleine Choreographie mit grünen und weißen Fähnchen und einem Transparent in der Mitte und dann wieder eine kleine Luftballon-Choreographie oder man liefert einfach Sprechchöre ab, in denen auch schon mal der mit Dyskobolia befreundete Lokalrivale Legias von Polonia besungen wird. Dazu kommt eine Blaskapelle, die immer mal wieder Melodien vorspielt, die häufig auch von den Gästefans für ihre Gesänge aufegegriffen werden, die den Polonia-Support meistens postwendend mit Anti-Gesängen gegen das Team quittieren. Die Legia-Anhänger sind völlig ohne Fanartikel nach Grodzisk gekommen und ziehen hier ihre Show konsequent durch, wobei der Legia-Mob am Ende fast komplett mit freiem Oberkörper im Block steht. Die Fans aus der Hauptstadt gelten als nicht ganz unkompliziert - zum Beispiel hat man sich nach der errungenen Meisterschaft stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, bei denen es in Warschau zu hohen Sachschäden gekommen ist -, heute aber scheint alles halbwegs ruhig über die Bühne zu gehen und angesichts der vergleichweise kleinen Polizeipräsenz scheint das bereits im Vorfeld abzusehen gewesen zu sein.

Das Stadion Groclin ist richtig urig geraten, wobei die Seitentribünen den eigentlichen Blickfang bieten. Hier ist zum einen eine weit zurückgesetzte Holztribüne mit Giebeldach und verzierten Stützpfeilern, von deren auf die ehemaligen Holzbänke montierten Schalen aus man über den davorgesetzten Wall mit Stehplätzen die Partie verfolgt - eine recht eigentümliche Anordnung. Gegenüber gibt es über die volle Breite des Platzes eine moderne Tribüne, die recht flach gehalten und etwas verwinkelt mit kleinem Giebel in zentralen Bereich gehalten ist. Die gesamte Konstruktion verleiht der eigentlich ultra-modernen Tribüne, in die sogar ein Luxushotel integriert ist, einen etwas altertümlichen Touch, so daß sie gut ins restliche Stadion Groclin paßt. Unter dem Giebel in der Mitte ist übrigens eine Tafel untergebracht, auf der die beiden Vizemeisterschaften der letzten Jahre gefeiert werden und man muß schon sehr genau hinsehen, um zu erkennen, daß Dyskobolia in den beiden Jahren nur Zweiter geworden ist, denn einem Mini-"Vice" steht ein viel größeres "Mistrz Polski" gegenüber. Dazu kommen die beiden Hintertortribünen, die jweils nicht überdacht sind und wie der Rest des Stadions mit grünen Sitzschalen ausgestattet sind, auch wenn man in den Fanblöcken natürlich lieber steht.

Info

"Informant" berichtet zu diesem Spiel im Gästebuch: Legia hatte für das Spiel in Grodzisk eine Auswärtssperre vom Verband bekommen (Grund: Krawalle nach der Meisterfeier), deswegen die nur spärliche Anzahl. Untypisch für PL, hat man sich dennoch irgendwie über diese Verbandsentscheidung hinweggesetzt und ist angereist. Funktioniert allerdings auch nur bei weniger brisanten Gegnern, wie eben bspw. denen aus Grodzisk. Außerdem war ein Kollege so nett, das Transparent von Grodzisk zu übersetzen. Er sagt, daß sei schwer ins Deutsche übertragbar, würde aber sinngemäß sowas heißen wie Auch wenn nicht viele von uns übrig sind, so einen Glauben hat keiner!

Info