VfV Hildesheim vs. FC Bremerhaven 4:1
VfV Hildesheim

VfV Hildesheim
vs.
FC Bremerhaven 4:1

FC Bremerhaven (offline)

Die Oberligen
Bremer Fußball-Verband
Niedersächsischer Fußballverband
Fanclub Sturmflut
Letztes Spiel: Borussia Dortmund vs. VfL Wolfsburg 04.05.2003, Friedrich-Ebert-Sportpark, Oberliga Niedersachsen/Bremen
Nächstes Spiel:  FSV Werdohl vs. SpVg Olpe

Ticket
400 Zuschauer

Der VfV Hildesheim gibt sich bereits mit dem Breitensport verpflichtet, steht die ungewöhnliche Abkürzung Friedrich-Ebert-Sportpark - Die Tribüne doch für Verein für Volkssport. Tatsächlich gehen die Volkssportler auf die Arbeitersportbewegung zurück, stammen sie doch vom 1895 gegründeten Arbeiter TSV Vorwärts Hildesheim und dessen diversen Nachfolgern ab, die außer von 1933 bis 1945, als der politisch zur Nazi-Zeit natürlich nicht opportune gewerkschaftsnahe Verein aufgelöst wurde, den Sportplatz an der Johanniswiese und das dort später errichtete Friedrich-Ebert-Stadion durchgängig nutzten. 1933 war das Gelände übrigens von der Wehrmacht beschlagnahmt und der bürgerlichen SpVgg 07 zugeschanzt worden. Doch auch im Spitzensport war Tante Hilde, wie der VfV teilweise genannt wird, eine Zeit lang eine gute Adresse. Von 1958 bis 1963 kickte man in der Oberliga - damals wohlgemerkt die höchste Liga im deutschen Fußball - und von 1960 bis 62 verfügte man sogar über eine zweite Mannschaft in der höchsten Amateurklasse. Am 5.11.1961 verfolgten 26000 Zuschauer einen 3:0 Sieg von Tante Hilde über den HSV, am Ende der Saison belegten die Hildesheimer den dritten Platz in der Nordstaffel der Oberliga - zwei Plätze vor dem Lokalrivalen Hannover 96 - bei einem Zuschauerschnitt von beachtlichen 8066. 1963 wurde man dann aber bei der neugegründeten Bundesliga nicht berücksichtigt und mußte in die zweitklassige Regionalliga, aus der man 1967 abstieg. 1971 verschwanden die Hildesheimer dann auch aus der obersten Amateurklasse und erst mit dem Aufstieg in die Oberliga zur laufenden Spielzeit tauchten sie überhaupt wieder halbwegs im Blickfeld der Fußballnation auf. Heute geht es im Aufsteigerduell gegen den FC Bremerhaven, der einen Abstiegsplatz belegt, im Falle eines Auswärtssiegs jedoch an den Gastgebern vorbeiziehen würde, die folglich ebenfalls noch um den Klassenerhalt bangen müssen.

Über lange Zeit spielen die Gäste vom FCB gar nicht so schlecht mit, auch wenn sie schnell Friedrich-Ebert-Sportpark - Kurve und Gegengerade mit 0:2 in Rückstand geraten. Immerhin fällt noch vor der Pause der Anschlußtreffer für die Nordseeanrainer und im zweiten Abschnitt dürfen sie sich zunächst über die besseren Torchancen freuen, bevor dann der VfV Hildesheim innerhalb von fünf Minuten zwei Treffer erzielt und den sprichwörtlichen Sack zumacht. Am Ende durften sich die Zuschauer über eine spannende, wenn auch nicht hochklassige, Oberligapartie mit vielen Toren freuen und - soweit auf Seiten der Hausherren - über einen großen Schritt in Richtung auf den Klassenerhalt. Der FCB dagegen vertut eine große Chance, den Anschluß wiederherzustellen, und täte wohl gut daran, zweigleisig zu planen und dabei eine möglichen Abstieg in die Verbandsliga zu berücksichtigen. Immerhin sind die Gäste noch mit einem Spiel im Rückstand und haben am kommenden Mittwoch die Gelegenheit, durch einen Sieg gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten vom FC Schüttorf auf Kosten des Lüneburger SK die Abstiegsränge zu verlassen.

Unter den Zuschauern der für Oberligaverhältnisse recht gut besuchten Partie sind auch ein Friedrich-Ebert-Sportpark - Auf der Tribüne gutes Dutzend Anhänger der Hausherren, die willig sind zu supporten und das größtenteils durch Getrommel und Gesänge verwirklichen, und etwa genausoviele Anhänger der Gäste, die sich durch ein Transparent als die “Sturmflut Bremerhaven” zu erkennen geben und ebenfalls immer wieder mal etwas zum besten geben. Die große Mehrheit der Besucher genügt aber eher den Vorstellungen von einem beschaulichen Amateurpublikum und folgt der Partie entweder ganz ohne spürbare Emotionen oder mit gelegentlichen Zwischenrufen. Mäßigend wirkt sich sicher auch das sommerliche Wetter auf die Stimmung aus, denn sommerliche Temperaturen, bei denen sich andere auf den Wiesen am nahegelegenen See sonnen, waren noch nie als besonders stimmungsfördernd bekannt.

Das absolute Prunkstück von Tante Hilde ist die sehenswerte Tribüne, die etwa ein Drittel Friedrich-Ebert-Sportpark - Sturmflut Bremerhaven einer Längsseite einnimmt und neben roten Holzbänken eine Überdachung aus demselben Material aufweist, die mit Teerpappe wasserdicht gedeckt ist und einen leichten Giebel hat. Das gute Stück verfügt auch über Seitenwände, die aus in weiße Holzrahmen eingesetzten Fenstern bestehen. Den Rest der Anlage umspannen einige Betonstufen, die offensichtlich das ausgehobene Platzniveau mit dem der Umgebung verbinden, und neben der Tribüne sowie auf der Gegenseite sind weitere Stufen aufgesetzt und in Erdwälle eingelassen, die mutmaßlich aus dem in der Mitte entnommenen Material bestehen. Ein Flutlicht fehlt zwar im Friedrich-Ebert-Stadion, aber dafür hat man in Form der in einer Kurve untergebrachten Digital-Anzeigetafel, auf der man den Spielstand der aktuellen Partie anzeigt und zwischendurch die Stände der anderen Oberliga-Partien seiner Staffel einblendet, doch noch etwas technischen Luxus zu bieten. Die große Fußballzeit mag an der Pottkuhle - so die Postanschrift der Anlage - ebenso 40 Jahre zurückliegen wie die Rekordbesucherzahlen, aber das Stadion lädt mit seiner Kapazität von immer noch offiziell 18000 Zuschauern - die etwas hoch angesetzt zu sein scheint - und einer der schönsten Tribünen im deutschen Amateurfußball auch heute noch zum Besuch in der übrigens auch außerhalb des Stadions äußerst sehenswerten Gemeinde Hildesheim ein, die auch noch Sehenswürdigkeiten wie den zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Dom und die mittelalterliche Marienburg zu bieten hat.


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