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Concordia Ihrhove |
Die Oberligen Niedersächsischer Fußball-Verband |
01.02.2002, Hindenburg-Stadion, Oberliga Niedersachsen/Bremen |
Concordia Ihrhove ist in der friesischen Gemeinde Westoverledingen zuhause und kann wohl
mit Fug und Recht als Dorfverein bezeichnet werden. Ein Dorfverein der erfolgreicheren Sorte, um genau zu sein, denn zum einen spielt man bereits im sechsten Jahr in der Amateur-Oberliga
Niedersachsen-Bremen und hat die Saison nie schlechter als auf dem 10. Tabellenplatz beendet, und
zum anderen dürfen sich die Friesen über eine bemerkenswerte Zuschauerresonanz freuen - der bisherige Durchschnitt von 1546 bringt das Team noch vor den Traditionsvereinen von Kickers Emden und dem heutigen Gegner vom SV Wilhelmshaven auf den dritten Platz der Zuschauerstatistik ihrer Liga. Die Tatsache, daß am heutigen Spieltag ein Team kommt, das mit zehn Spielen ohne Niederlage den Anschluß an die Spitzengruppe geschafft hat und noch darauf hoffen darf, Spitzenreiter VfL Oldenburg abzufangen, sollte ebenfalls dafür sorgen, daß der Zuschauerschnitt weiter steigt. Außerdem soll sich am heutigen Tag einige Prominenz im Stadion einfinden, da ein neuer Werbepartner bekanntgegeben werden soll. Der SV Wilhelmshaven hat in der letzten Saison stürmische Zeiten hinter sich gebracht, in denen er sich nur durch ein Insolvenzverfahren vor der Pleite retten konnte und schließlich die finanzielle Grundlage für eine weitere Regionalligasaison geschaffen zu haben schien. Aufgrund von Problemen bei der Bedienung eines Faxgerätes ging der Nachweis der entsprechenden Bankbürgschaft jedoch ein paar Minuten zu spät beim Verband ein und so kickt die Düsseldorfer Fortuna als Nachrücker in der Regionalliga, während der SVW dem Ball in der vierten Liga nachjagt.
Das Spiel beginnt aufgrund der großen Show, bei der sich ein Bündnis für das
Leben mit Kindern als Werbepartner entpuppt - wobei jedoch aus den Ansprachen nicht so klar hervorgeht, ob das Bündnis für diese Werbung bezahlt oder nicht - gute fünf Minuten später. Unter den Augen der niedersächsischen Familien- und Sozialministerin Gitta Trauernicht, die zuvor im Namen des Bündnisses gesprochen hat, entwickelt sich zunächst kein sehr gutes Spiel. Insgesamt verschafft sich der heute in den weiß-roten Farben der Concordia angetretene SV Wilhelmshaven leichte Vorteile, so daß der Treffer zum 0:1 - mit dem es auch in die Pause geht - als verdient bezeichnet werden darf. Im zweiten Abschnitt ist die Ministerin verschwunden - wahrscheinlich hat sie nach 45 Minuten ein Kreuz in ihren Informer gemacht und sieht jetzt irgendwo die zweite Halbzeit - dafür hält ein wenig Qualität Einzug in die Begegnung. Jetzt ist es die in Blau-Weiß angetretene Condordia, die dem SV noch mal zeigen will, wo der Hammer hängt. Das bringt immerhin den Ausgleich, der durch einen kuriosen Treffer fällt, bei dem das Leder so gerade eben den Weg ins lange Eck findet, doch die Serie des SV können die Westoverledinger letztendlich nicht beenden, und irgendwo ist die Punkteteilung nach zwei Halbzeiten schließlich auch gerecht.
Immerhin 3000 Zuschauer verfolgen das heutige Spiel, wobei die Zahl noch etwas zu niedrig
geschätzt erscheint. Relativiert wird diese Zahl allerdings dadurch, daß die Concordia an alle Jugendfußballvereine der Nachbarschaft Freikarten verteilt hat. Das führt dazu, daß das Stadion mit Kindern geradezu geflutet ist, was ja im Amateurfußball erst mal weder schlimm noch - wenn auch meist nicht in dieser Masse - ungewöhnlich ist. Leider hat man an diese Kinder Plastiktröten verteilt, was für eine gnadenlos nervige Geräuschkulisse sorgt und wohl so manchen - wie den Verfasser dieser Zeilen - dazu anregt, über die Gründung eines Bündnis für das Leben mit Kindern ohne Plastiktröten zu spekulieren. Während der Partie werden die Kleinen zum Glück langsam etwas müde und das Getröte klingt zunehmend ab. Dafür sind jetzt die Fangruppen zu hören, die ihre Teams mit Getrommel und Gesängen - mithin also einem Standardsupportprogramm - unterstützen und dabei zumindest gelegentlich eine durchaus gute Stimmung generieren können. Die Heimfans zeigen dann noch mit dem Abbrennen einiger Pyros - rot zum Einlaufen der Teams, weiß zum Zelebrieren des Ausgleichstreffers -, daß eine gewisse Ultramentalität vorhanden ist. Auf Seiten der Gäste finden sich übrigens auch ein paar Leute aus dem nahegelegenen Emden, die mit einer Blockfahne des bekannten Emdener Fanclubs Blue Sharks ihre Anwesenheit dokumentieren.
Das Hindenburg-Stadion verfügt über alles, was eine Anlage seiner Spielklasse benötigt,
so daß man einen gewissen Erneuerungsbedarf höchstens beim Namen der Anlage diagnostizieren mag. Auf beiden Geraden befindet sich ein dreifach unterteilter Aufbau, wobei es seitlich unüberdachte Betonstufen und in der Mitte jeweils eine Überdachung gibt. Einmal findet man da die Haupttribüne, die mit weißen Plastikschalensitzen mit Stummelrückenlehnen (und teilweise noch mit Holzbänken) ausgestattet ist, während es auf der Gegenseite eine (allerdings wirklich sehr klein geratene) Überdachung der mittleren Betonstufen gibt, unter der man sich übrigens aufstellen darf, ohne dafür ein spezielles Entgelt zu errichten, was von den Concordia-Fans auch genutzt wird. Für die Tribüne gilt das nicht, und hier zeigt sich im übrigen das Ordnungspersonal etwas überfordert - vermutlich ist der heutige Andrang dann doch etwas außerhalb des normalen Rahmens -, so daß man auch beim fünften Betreten der Tribüne aufgefordert wird, sein Ticket zu zeigen.
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