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Union La Calamine |
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Belgischer Fußballverband Sportmeldungen beim Belgischen Rundfunk (deutschsprachig) |
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19.09.2004, Stade Prince Philippe, 3. Division Belgien, Staffel B |
La Calamine ist ein Städtchen, das unmittelbar vor den Toren Belgiens an der deutschen Grenze liegt und hat
von daher auch einen deutschen Namen - Kelmis -, da das ja auch die überwiegend hier gesprochene Sprache ist.
Ausgeschildert ist in Kelmis/La Calamine alles zweisprachig und auch der Verein hört sowohl auf den Namen Union
Kelmis wie auch auf die Bezeichnung Union La Calamine, wobei wir uns mit der Übernahme der französischen Namens
nach der Website des Drittdivisionärs gerichtet haben. Union La Calamine wurde innerhalb von wenigen Jahr von
seinem Trainer Stéphane Huet aus dem provinzialen Bereich in die dritte Division geführt, wo man mit einem Remis
und einem Sieg recht gut gestartet ist, bevor es zum Eklat kam. Nach einer Auseinandersetzung mit Vereinspräsident
Egide Sébastien warf der Erfolgscoach spontan die Brocken hin und saß beim dritten Spiel seines Teams bei Mitaufsteiger
W.S.Woluwe FC bereits nicht mehr auf der Bank, wo die Ostbelgier auch prompt mit 4:0 unter die Räder kamen. Inzwischen
sieht wieder alles nach einem Happyend aus, nach Sympathiebekundungen aus Mannschaft und Umfeld sowie einer Aussprache
mit dem Präsidenten hat sich Huet bereiterklärt seine Arbeit wieder aufzunehmen, so daß die heutige Partie als eine
Art Neuanfang gelten kann. Die Francs Borains hatten vor ein paar Jahren das Ziel aufzusteigen und das möglichst gleich
mehrmals. Irgenwie scheint dem heutigen Gastverein dabei jedoch die Luft ausgegangen zu sein - vermutlich auch finanziell
- und so vermied man im letzten Jahr gerade so den Abstieg und steht auch in der drei Spieltage alten neuen Saison
wieder unten drin, wobei vor allem die 0:4-Heimschlappe gegen Diegem Sport vom letzten Spieltag nichts allzu gutes ahnen
läßt...
Die Anfangsphase gehört den in Grün-Weiß spielenden Hausherren, die schnell in Führung gehen könnten. Eine halbe Stunde
lang geht das aus Sicht der Gäste gut, dann aber ist es so weit und Union La Calamine geht im Anschluß an eine Ecke mit
1:0 in Führung. Auch im weiteren Verlauf der Partie sind es die Gastgeber, die dem Spiel ihren Stempel aufdrücken, doch
die Francs Borains können weitere Gegentore verhindern, wobei ihnen einmal auch der Schiedsrichter etwas hilft, als er nach
einem klaren Foul im Strafraum statt des fälligen Strafstoßes eine gelbe Karte wegen angeblicher Schwalbe verhängt. So ganz
sicher scheint sich der Referee da aber dann doch nicht gewesen zu sein, denn er nutzt später - zu diesem Zeitpunkt sind
bereits die Seiten gewechselt - ein harmloses Tackling, um den Elfmeter nachzuliefern, als der Stürmer der Hausherren dabei
wohl doch zumindest zu einem guten Teil freiwillig zu Boden geht. Zu einem Tor führt das freilich nicht, denn der viel zu
schwach geschossene Strafstoß kann vom Torhüter der Hausherren an die Latte gelenkt werden. So ist aus dem zweiten Abschnitt
nicht mehr viel zu berichten, wenn man davon absieht, daß ein Spieler der Gäste nach wiederholtem Foulspiel die rote Karte zu
sehen bekommt.
Rund um den Platz wird bei Union Kelmis eigentlich fast nur deutsch gesprochen, wobei die Einheimischen entsprechend der geographischen
Lage einen starken Öcher (also Aachener) Einschlag in der Sprache haben, bis hin zu dem charakteristischen "Wat flüüts Do für e Driss?"
("Was pfeifst=flötest Du für eine Scheiße") in Richtung Schiedsrichter. (Anzumerken ist hier, daß die Einheimischen selbst jede Ähnlichkeit ihres Zungenschlags mit dem Aachener Dialekt weit von sich weisen - sollte jemand aus La Calamine/Kelmis diesen Bericht lesen, so möge er meine Aussage der Dummheit des Auswärtigen zuschreiben). Ein paar Zuschauer ziehen vor allem während der ersten Hälfte ein wenig Support für das Heimteam auf, wobei die teilweise etwas piepsiegen Stimmen belegen, daß es sich eher um Nachwuchsfans handelt und auch die Auswahl der Sprüche, in der auch "Kelmis vor, noch ein Tor!" berücksichtigt wird, für diese Annahme spricht. Bei den Sprechchören wechselt man dann auch schonmal auf französisch über und zwar - was auch für den nicht französischsprachigen Besucher schnell klar wird - vorwiegend bei Anti-Francs-Borains-Gesängen, da man den Gästen wohl zu Recht keine allzugroßen Deutschkenntnisse zutraut. Apropos Gäste: während der Partie sind keinerlei Leute auszumachen, die offensichtlich zu dem Gastverein gehören, dessen Heimatort Bossu auf der anderen Seite Belgiens unmittelbar vor der Grenze zu Frankreich liegt. Allerdings fallen ein paar Leute auf, die an der Kasse ihre Tickets auf Französich ordern. Offensichtlich gibt es also entweder vor Ort doch ein paar Leute, die diese Sprache vorziehen, oder es muß sich um Gäste handeln.
Das Stade Prince Phillip verfügt im Wesentlichen auf einer Längsseite über Ausbau, in deren vom Spielfeld aus linken Bereich ein
überdachter Unterstand mit neun Stufen untergebracht ist, neben dem ein als Käfig gehaltener Spielertunnel zu finden ist, hinter
dem sich die Stufen - jetzt allerdings unüberdacht - fortsetzen. Oberhalb der Stufen setzt sich der Anstieg noch etwas in Form vom
Graswall fort und dann folgt das in Belgien unverzichtbare Vereinsheim, das wie so häufig aus rotbraunen Steinen gemauert ist. Die Bereiche hinter beiden Toren sind völlig frei von Ausbau und mit Fangzäunen versehen, bei genauem Hinsehen entdeckt man auf der Gegenseite noch weitere drei Stufen, die über die volle Länge laufen und so für einen zummindest rudimentär ausgebauten Zustand des Bereichs sorgen. Auch für Beleuchtung ist gesorgt, da das Stade Prince Phillip über eine Flutlichtanlage der klassischen Vier-Mast-Bauweise verfügt - nur über den Spielstand muß sich schon jeder selbst auf dem Laufenden halten, denn eine Anzeigetafel gibt es hier nicht. Vor allem Angesichts der komplett fehlenden Sitzplätze muß konstatiert werden, daß die Anlage die üblichen Standards in der dritten Belgischen Liga nicht ganz halten kann, aber auf der anderen Seite ist es zum einen der vermutlich nicht untypischen Resonanz am heutigen Tag lässig gewachsen und einen Wetterschutz gibt es wie beschrieben auch, so daß vorerst kein weiterer Bedarf zum Ausbauen der Anlage bestehen sollte, falls man nicht ein weiteres mal aufsteigen sollte.
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