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AS Livorno vs. Pisa Calcio 2:0 |
Ale Livorno Tifosi del Livorno Calcio Solo Livorno |
Italian-Soccer.Com calciomercato La Gazetta dello Sport |
Forza Pisa Wanderers Pisa Svitati Pisa 1990 |
14.10.2001, Stadio Armadio Picchi, Serie C |
Beim Treffen der beiden Teams aus den gut 20 Kilomter voneinander entfernten westitalienschen Städten
Livorno und Pisa handelt
es sich um das Derby in der italienischen Serie C, was nicht nur anhand der für die Spielklasse
bemerkenswerten Zuschauerzahlen deutlich wird, sondern auch anhand der Tatsache, daß sich gerne internationale
Besucher zu der Partie ansagen - so werden heute neben Deutschen auch Franzosen in Livorno gesichtet, die
offensichtlich eine Fanfreundschaft zwischen Olympique Marseille - ihrem eigenen Club - und dem gastgebenden
AC Livorno zelebrieren wollen und zu diesem Zweck eine Block- und eine Schwenkfahne mit sich führen. Die Gastgeber gehen als großer Favorit ins Spiel, denn sie nehmen zur Zeit den zweiten Platz der Tabelle ein und dürften sich Hoffnungen auf den direkten Aufstieg in die Serie B (als Staffelmeister) oder zumindest das Erreichen der Aufstiegsplayoffs (als zweiter bis vierter) machen. Pisa dagegen findet sich auf dem vorletzten Platz und kann von daher eher als Abstiegskandidat gelten - auf jeden Fall kann einiges eintreffen, das dazu führt, daß es dieses Derby in der kommenden Form nicht als Ligapartie geben wird. Doch nicht nur die aktuelle Tabellensituation, sondern auch die Spiele der Vorsaison führen dazu, daß das Team aus Pisa geradezu auf den Sieg brennen müßte, konnte man doch in beiden Partien weder einen Punkt holen noch ein Tor erzielen, was die eigenen Anhänger so erzürnte, daß das Spiel in der 70. Minute beim Stand von 0:1 abgebrochen (und später mit 0:2 gewertet) wurde.
Daß es am Ende doch die Gastgeber sind, die den Platz als Sieger verlassen, ist nicht etwa darauf zurückzuführen,
daß sie ein den Tabellenpositionen entsprechendes Übergewicht an Spielanteilen erringen können, sondern vielmehr auf
die überragende Leistung ihres Schlußmannes, der den immer wieder zu besten Chancen kommenden Spielern von Pisa mit
seinen Paraden in die sprichwörtliche Suppe spuckt, und einem äußerst glücklichen Abpraller-Tor zum 1:0, das kurz nach
der Halbzeit den Schwung der Gäste deutlich bremst, die sich nach der Partie gar auf dem letzten Tabellenplatz wiederfinden.
Die Atmosphäre im Stadion ist durchaus beeindruckend, wobei es vor allem viel zu lesen gibt, zeigen sich doch beide Fangruppen unaufhörlich immer wechselnde Transparente, wobei es nur selten mal unmißverständliche Bilder gibt, wie auf
dem Transparent der Heimfans, auf dem der schiefe Turm von Pisa aus einem Haufen Scheiße erwächst. Sprechchöre gibt es natürlich auch, wobei im Laufe der Partie natürlich die Stimmungshoheit zunehmend bei den mit dem Spielverlauf zufriedenen Fans aus Livorno ist. Interessant übrigens, daß noch kurz vor Anpfiff kaum Pisa-Fans im Stadion sind. Urplötzlich stürmen die Auswärtsfans in ihren Block, was sich zuvor ankündigt, als eine größere Zahl von Polizistinnen und Polizisten am Zaun des Blocks Aufstellung nehmen - vermutlich haben sie die Pisa-Fans zum Stadion begleitet, die nebenher auch noch von zwei Polizeihubschraubern eskortiert wurden. Zwar wirft man auch in Livorno fleißig Pyros Richtung Spielfeld - die sonst in Italien eher seltene Laufbahn wird wohl aus diesem Grund eine halbe Stunde vor Anpfiff per Schlauch kräftig bewässert -, doch ansonsten benehmen sich beide Fangruppen friedlich, so daß die starke Polizeipräsenz zumindest bei dem heutigen Derby vermutlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Übrigens haben die weinrot-weißen Anhänger der Heimmannschaft einen Hang zu einer durchaus zweifelhaften Persönlichkeit der Weltgeschichte: es findet sich ein großes Stalin-Transparent als Blockfahne und ein Transparent der Pisa-Fans, auf dem von Stalinisti die Rede ist, wird per Sprechchor Guiseppe Stalin beantwortet. Beim Stadion Armadio Picchi handelt es sich um ein Oval, in dem zwar wie am Vortag eine Anzeigetafel fehlt, nicht aber eine Flutlichtanlage, eine überdachte Tribüne und weitere Sitzplätze auf der Gegengeraden. Unter dem Dach finden sich wie in Perugia einige Schalensitze, die diesmal in Rot daherkommen und wieder auf den zentralen Tribünenbereich beschränkt sind, und an den Außenseiten nackte Betonstufen, auf denen man sich niederlassen kann. Die Kapazität des Stadions ist auch für Anlässe wie den heutigen angemessen, bleiben doch tatsächlich noch einige freie Plätze über. Dies mag sicherlich auch teilweise in den hohen Eintrittsgeldern begründet sein, bezahlt man doch für ein Ticket für einen der Schalensitze im mittleren Tribünenbereich für die - um es noch mal deutlich hervorzuheben - drittklassige Begegnung einen stolzen Preis von 90000 Lire (also ca. 90 DM).
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