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20.08.2003, Dorotheen-Kampfbahn, ARAG-Cup |
Im ARAG-Pokal, also dem Pokal des Fußballverbands Niederrhein, ist heute Rot-Weiss Essen zu Besuch in Dinslaken, wo
es gegen den örtlichen Vorstadtclub vom VfB Lohberg geht. Wirklich im Konzert der Großen hat dieser VfB Lohberg nie mitgespielt, aber immerhin spielte man von 1963 bis 1975 durchgängig in der Amateurliga Niederrhein, bevor es dann in die unteren Amateurklassen ging. Bereits am Anfang dieser Zeit hatten die Lohberger ihre 90 Minutes of Fame, als sie es in die DFB-Pokal-Hauptrunde des Jahres 1963 schafften - damals gab es ein 3:4 bei Werder Bremen. Rot-Weiss Essen verbrachte die Zeit als Fahrstuhlmannschaft zwischen der Bundesliga und der damals zweitklassigen Regionalliga, zwischen denen man dreimal hin- und herpendelte. Seit Beginn der 90er Jahre versuchen die Rot-Weißen, wieder in die 2. Liga zu kommen bzw. sich dort festzusetzen, dabei herausgekommen sind aber nur zwei Aufstiege, die jeweils nach einem Jahr Aufenthalt in Liga 2 mit einem Lizenzentzug endeten, so daß von "Festsetzen" nicht die Rede sein kann. Heute jedoch geht es nicht um Ligapunkte, sondern um den Einzug in die nächste Pokalrunde und somit um die Chance auf die DFB-Pokalteilnahme in kommenden Jahr.
Die Favoritenrolle ist in der Partie eindeutig vergeben, ist die Mannschaft von Rot-Weiss Essen doch als
Regionalligist gleich drei Klassen höher angesiedelt als das Team der in der Bezirksliga kickenden Lohberger. Das schlägt sich auch schnell an Spielanteilen nieder, nur mit dem Toreschießen will es nicht so richtig funktionieren. Als es mit 0:0 in die Pause geht, ist selbst die Zahl großer Chancen für Rot-Weiß noch sehr überschaubar, gerade mal drei echte Gelegenheiten hat es gegeben und kurz vor der Pause wagen sich die Kicker des VfB Lohberg zum erstenmal in den Essener Strafraum, wo es auch um ein Haar zur Führung des Außenseiters kommt. Im zweiten Abschnitt bleibt das Bild zunächst unverändert, aber nach 54 Minuten kommt es dann doch zur Führung für den Favoriten, gegen die der VfB Lohberg natürlich nichts mehr nachzulegen hat. RWE spielt jetzt souverän sein Spiel und erzielt mit Schüssen aus zweiter Reihe noch die Treffer zum 0:3-Endstand, der ein halbwegs standesgemäßes Resultat darstellt, ohne daß man sagen könnte, daß der Regionalligist wirklich überzeugt habe. Tatsächlich wollen die Rot-Weißen die Qualifikation für den DFB-Pokal sowieso auf eine andere Weise erreichen, denn als Aufsteiger in die 2. Liga wäre man auch für den Wettbewerb qualifiziert und der Aufstieg soll in diesem Jahr endlich klappen, nachdem man zuletzt zweimal knapp gescheitert war. Im Pokal geht es in der nächsten Runde übrigens gegen den Titelverteidiger von der SSVg Velbert, die demnächst ihre Hauptrunden-Ernte einstreichen darf, wenn es im DFB-Pokal gegen den FSV Mainz 05 geht.
Eine vierstellige Zuschauerzahl hat man in der Dorotheen-Kampfbahn sicherlich nicht jede Woche, aber vielleicht ist je
der ungefähr ca. 20 Mann starke Heimfanblock immer da, der heute mit lautstarkem Support versucht, seine gelb-schwarzen Farben zum Sieg zu treiben. Für einen Bezirksligisten ist das durchaus eine erwähnenswerte Unterstützung, wobei man gegen Ende der Partie gleichermaßen obszön in der Wortwahl und frech im Ton wird, als man "Rot Weiß Essen, ficken und vergessen!" zum besten gibt. Angesichts der zahlenmäßig eindeutigen Überlegenheit des RWE-Anhanges und der sowieso in Sachen Pazifismus nicht unbedingt in bestem Ruf stehenden Essener Fanszene ist das wohl eine nicht ganz unheikle Provokation, aber beim RWE ist man heute weder auf Provokation aus noch läßt man sich selbst von den Lohberger Spitzen provozieren. Die RWEler haben am Anfang noch per Sprechchor supportet, sind aber spätestens nach dem zweiten Treffer sehr ruhig geworden - bei Tor Nummer drei gibt es nicht mal mehr nennenswerten Jubel. So ist man bei RWE wohl letzten Endes froh, nicht die Hauptrolle in einer Pokalblamage gespielt zu haben - wer weiß was passiert wäre, wäre Lohberg in der ersten Hälfte in Führung gegangen - und letzten Endes steht ja auch das Unternehmen Aufstieg im Vordergrund, in dessen Namen es am Samstag im heimischen Georg-Melches-Stadion gegen den KFC Uerdingen geht.
Die Dorotheen-Kampfbahn ist ein richtiges kleines Schmuckstück. Tatsächlich hat es für den VfB Lohberg
in seiner Amateurligazeit meist Plazierungen zwischen Platz zwei und vier gegeben, so daß die Vermutung naheliegt, daß man das Stadion damals schon mal mit Blick auf höhere Ligen, die dann nie erreicht wurden, mit einem Ausbau begonnen haben könnte. Hinter den Toren ist zwar ebenerdiges Stehen angesagt - bzw. wäre angesagt, wäre der Bereich heute nicht mit Baustellenband abgesperrt -, aber dafür gibt es auf beiden Längsseiten ein paar Stufen. Die sind auf der einen Seite deutlich zahlreicher und oberhalb dieser Stufen ist eine kleine, aber feine Tribüne installiert, die den Hingucker der Anlage bildet. In erhöhter Bauweise ist sie so errichtet, daß man auch davor stehen und die Partie ansehen kann, ohne die auf ihr sitzenden Leute zu stören. Ein abgerundetes Dach schützt die Tribünenbesucher vor den Unbillen des Wetters, sorgt allerdings durch seine nicht stützpfeilerfreie Konstruktion zumindest für die weiter hinten sitzenden Leute für eine gewisse Sichtbehinderung. Eine Flutlichtanalage ist auch vorhanden, was den relativ späten Anstoß der Partie um 19:30 Uhr ermöglicht, sie erweist sich allerdings als nicht besonders lichtstark. Hinter der Gegenseite hat man übrigens Ausblick auf einen Förderturm, den ein auffälliger Punkt von den meisten seiner "Kollegen" unterscheidet: das Rad dreht sich von Zeit zu Zeit und dokumentiert so, daß hier auch im Jahre 2003 noch Kohle gefördert wird - die Dinslakener Zeche Walsum soll noch mindestens bis zum Jahr 2015 das "schwarze Gold" aus der Tiefe holen.
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