Mali vs. Tschad 2:1
ca. 40000 Zuschauer
Bis zur Teilnahme an einer Fußballweltmeisterschaft hat es für die Nationalmannschaft von Mali noch nie gereicht, aber bei den Afrikameisterschaften gehört das Team zu den häufigeren Gästen und auch beim letzten Mal konnte sich Mali qualifizieren, scheiterte dann jedoch in der Vorrunde. Heute geht es beim letzten Spiel der Vorrunde zur kombinierten Qualifikation für beide Turniere 2010 um das Überstehen dieser ersten Gruppenphase. Wer heute ausscheidet, ist bei beiden Turnieren nicht dabei, wer in es in die nächste Runde schafft, wird als Gewinner einer Fünfergruppe nach Südafrika zur WM reisen dürfen und natürlich auch zum ANC nach Angola, wobei ihn in diesem Fall die beiden Nächstplazierten der Gruppe nach Angola begleiten werden. Die heutige Partie sollte gegen den Tschad gewonnen werden, alles andere könnte wegen der komplizierten Ermittlung der besten acht Zweitplazierten der 12 Gruppen zu einer Zitterpartie werden. Eigentlich hat man heute eine leichte Aufgabe, denn Gegner Tschad hat sich noch nie für ein größeres Turnier qualifziert, allerdings haben auch die Gäste mit ihren sechs Punkten noch leichte Chancen auf die Zwischenrunde, in denen ihnen dann freilich nur ein Gruppensieg etwas brächte, denn für den ACN ist man disqualifziert worden und man könnte sich nur (theoretisch) für die WM qualifizieren.
Eindeutiger Favorit im heutigen Spiel sind die malischen Gastgeber und dieser Favoritenrolle wird man auch von Anfang an gerecht. Obwohl schnell klar wird, daß die Hauptschwierigkeit der Gastgeber im Abschluß liegt, scheint das 1:0 nur eine Frage der Zeit zu sein, zu sehr wird das Team aus dem Tschad unter Druck gesetzt. Die Zeit jedoch verrinnt und es fällt kein Treffer und nach und nach läßt die Kraft der Angriffe der Hausherren nach, so daß doch erste Zweifel aufkommen. Gefährlich bleibt man jedoch bei Standardsituationen, was sich fast mit dem Pausenpfiff doch noch auszahlt, als Mali nach einem Freistoß per Kopfball zum 1:0 durch Sidi Yaya Keita kommt. Das dürfte wohl nach Einschätzung der meisten Zuschauer der Durchruch gewesen sei, zumal vom Tschad auch in der zweiten Hälfte kaum etwas zu sehen ist, bis die Gäste mit der bei großzügiger Auslegung zweiten Chance des Spiels nach schönem Paß aus dem Rückraum zum Ausgleichstreffer kommen. Jetzt wirken die Bemühungen Malis zusehends verzweifelt und man rennt mit viel Kampf auf das Gästetor an, vergißt aber zunehmend das in der ersten Hälfte etwas übertriebene spielerische Element des Wettbewerbs, so daß sich die Verteidiger der Gäste immer wieder in den Ball werfen können. Ein Remis würde möglicherweise keinem etwas bringen, gerät aber immer mehr in den Bereich der Wahrscheinlichkeit, bis es in der 82. Minute ein Flachschuß aus dem Rückraum ist, durch den mit Kaita der Torschütze zum 1:0 auch noch das Siegtor für sein Team erzielt und sich so endgültig zum Mann des Matches macht. So steht am Ende ein Sieg, der hochverdient ist, aber lange auf Messers Schneide stand, und ein Unentschieden hätte sicherlich das Etikett "glücklich, aber nicht unverdient für die Gäste" bekommen.
Eintrittspreise von etwas über 2 dürften in einem Land, in dem laut Armutsstatistik der UN über 95 % der Bevölkerung von weniger als 2 US$ pro Tag leben, eine nicht zu vernachlässigende Größe sein, aber das Nationalstadion in der malischen Hauptstadt Bamako ist mit etwa 40000 Zuschauern gut gefüllt und kurz vor Anpfiff der Partie ziehen auch etwa 300 Gästefans geschlossen in ihren Block im Hintertorbereich ein. Zur den Hymnen präsentiert man auf beiden Seiten einige Fahnen des jeweiligen Landes und auf Seite der Gastgeber hat man seinen Bereich auf der Gegenseite mit zahlreichen Transparenten geschmückt, auf denen die "Aigles" (Adler) gerühmt werden. Während des Spiels kommen bei den Gastgebern die Sambatrommeln nie zur Ruhe und dazu gibt es teilweise etwas Blasmusik, was sich jedoch aus der Distanz zu einem Soundbrei verwischt, der ein ständiges düsteres Grollen ergibt, das in den Schlüsselszenen des Spiels, wenn die Emotionen hochgehen, zu einem lautstarken Orkan anschwillt. Sprechchöre gibt es dagegen nicht - oder besser gesagt so gut wie nicht, denn einmal ist dann doch ein "Mali! Mali!"-Gesang zu hören. Nach dem 1:1 wird man auch bei den Fans der Gastgeber zunehmend nervös, bleibt jedoch völlig friedlich und nimmt auch hin, daß im Gästeblock, der nur von einem blau-weißen Metallzaun von einheimischen Supportern getrennt wird, enthusiastisch gefeiert wird.
Das Stadion du 26 Mars liegt im Südosten von Bamako an der Überlandstraße RN6, die in etwa zwei Kilomtern Abstand mehr oder weniger parallel zum Niger Richtung Osten verläuft. Es bietet 50000 Menschen Platz, wobei es auf den Lägsseiten jeweils doppelstöckige Tribünen gibt, die teilweise mit Schalensitzen ausgestattet sind, während der Rest der Seitenbereiche und die Kurven über "Sitzplätze" verfügen, die einfach auf die Steinstufen eingezeichnet sind. Auf eine Überdachung wurde bei der weiträumigen Anlage - ums Spielfeld verläuft erst mal eine Laufbahn und es gibt weitere Leichtathletikeinrichtungen, dann folgen erst die Zuschauerränge - völlig verzichtet, allerdings ist ein Teil der Seitenbereiche vom darüberliegenden Oberrang vor Regen und vor allem Sonne geschützt, so daß diese Plätze besonders beliebt sind. Insgesamt präsentiert sich die Anlage als großes Oval mit komplett umlaufendem Ausbau, auf das die Oberränge in den Seitenbereichen aufgesetzt sind. In einem Hintertorbereich findet sich noch eine Anzeigetafel sowie das Marathontor des Stadions. Eine ganz interessante Frage ist, woher die Anlage ihre Namen hat, denn der Nationalfeiertag Malis ist der 22. September, an dem man 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich erlangt hat. Antwort findet man jedoch in der Geschichte des westafrikanischen Staates, denn offensichtlich wird hier dem 26. März 1991 gedacht, an dem das 1968 an per Putsch an die Macht gekommene Militärregime unter Staatspräsidenten Moussa Traoré gestürzt wurde - übrigens ebenfalls per Militärputsch, aber dessen Anführer Amadou Toumani Touré führte das Land schließlich in die Demokratie und das Land gilt trotz seiner andauernden Armut als eine der Musterdemokratien des afrikanischen Kontinents.