TSG Neustrelitz vs. BFC Dynamo 3:3
750 Zuschauer
Die TSG Neustrelitz wurde 1949 als BSG Konsum gegründet und kam nach zwischenzeitlicher Umbenennung in BSG Empor 1975 - also noch deutlich zu DDR-Zeiten - zur heutigen Bezeichnung Turn- und Sportgemeinschaft. In der DDR schaffte man es gelegentlich bis in die DDR-Liga (also Level 2 unterhalb der Oberliga) und im gesamtdeutschen Fußball folgte der Aufstieg aus der Landesliga bis in die Oberliga, in die die Mecklenburger 1997 aufstiegen und der sie seither mit zweijähriger Unterbrechung angehören. 2007 kickte man als Verbandspokalsieger im DFB-Pokal - Gegner war der Karlsruher SC - und das wird sich in diesem Jahr wiederholen, nachdem man vor nur zwei Tagen in Waren an der Müritz das Endspiel 2007 gegen Anker Wismar gewonnen hat. In der Liga dagegen sind spektakuläre Erfolge ausgeblieben und man wird den Aufstieg in die Regionalliga klar verpassen und somit wegen der Einführung der dritten Liga um eine Stufe auf Level 5 abrutschen. Diesem Schicksal versucht man beim Berliner FC Dynamo noch zu entgehen und zu diesem Zweck muß man entweder drei Zähler auf den Greifswalder SV aufholen und sich dann als Tabellenvierter gegen den Vierten der Südstaffel der Nordost-Oberliga behaupten oder gleich sieben Zähler gegen Türkiyemspor gut machen - was bei vier ausstehenden Partien etwas knapp werden dürfte.
Inwieweit man sich von dem Samstagspiel im Pokal sowie möglichen Siegesfeiern erholt hat, um am heutigen Pfingstmontag dem Regionalliga-Aspiranten Paroli bieten zu können, ist sicherlich eine berechtigte Frage, auch wenn die bei manchen Ligakonkurrenten lautgewordenen Mutmaßungen, daß es sich bei der Ansetzung nach dem Restspieltag um eine Form der Manipulation handeln könne, sicherlich überzogen sind. Zumindest am Anfang der Partie sind es trotz allem die Gastgeber, die den agileren und gefährlicheren Eindruck machen, so daß es nicht überraschen kann, als in der 21. Minute der Führungstreffer für Neustrelitz fällt. Noch vor der Pause kommt es zum überraschenden Ausgleich per Freistoß von Benjamin Griesert und im zweiten Abschnitt scheint der BFC Dynamo nach zwei weiteren Treffern doch noch auf der Siegesstraße zu sein. Daß sich die für die Berliner als Sackgasse entpuppt, liegt nicht zuletzt an Schiedsrichter Schibull aus Templin, der mit einer äußerst fragwürdigen Foulelfmeterentscheidung gegen Dynamo für den Anschlußtreffer sorgt - Salvatore Rogolli läßt sich die Chance nicht entgehen. Aber auch an die eigene Nase muß man sich beim BFC fassen, denn nur drei Minuten später macht man es den Gastgebern leicht, abermals durch Rogolli auszugleichen und in der restlichen Spielzeit - immerhin über eine Viertelstunde - ist keinerlei Aufbäumen bei den Weinroten (was sich heute übrigens auf die Rückennummern beschränkt) auszumachen, obwohl sich ihre Ausgangsposition nicht gerade verbessert, heißt es jetzt doch in vier Spielen fünf Zähler gutzumachen.
750 Zuschauer wollen die Partie sehen, davon sind sicherlich mehr als die Hälfte aus Berlin angereist, um die Gäste zu unterstützen. Erwartungsgemäß gleicht Neustrelitz einer Festung, da man bei Besuchen des BFC Dynamo immer mit dem Schlimmsten rechnet, obwohl die Berliner bei Auswärtsspielen auf dem Dorf zumeist nicht negativ auffallen, wobei man ihrer Fanszene natürlich ein gewisses Gewaltpoential nicht absprechen kann. Heute jedenfalls gilt diese Aussage mal wieder und weder als beim Jubel über das 3:1 der Bauzaun nachgibt, mit dem man einen Gästekäfig gebaut hat, eskaliert die Lage noch, als der umstrittene Elfmeter gegen den BFC gegeben wird. Einmal helfen die Fans den herbeigeeilten Ordnungshütern, die vermutlich mit offenem Bürgerkrieg rechnen, den Zaun wieder aufzubauen, danach beschränkt man sich auf verbale Äußerungen. Überhaupt bieten die Berliner einen durchgängigen akustischen Support, während diesbezüglich von der TSG gar nichts kommt, nachdem die Heimfans ein kleines Intro mit Plastikfahnen gezeigt haben und somit den optischen Support-Höhepunkt der Partie markiert haben.
Die TSG trägt ihre Heimspiele im Parkstadion aus, das gerade eine größere Umbaumaßnahme hinter sich hat und über eine neu errichtete Tribüne verfügt, die Ende März dieses Jahres eingeweiht wurde. Diese Tribüne besteht im Wesentlichen aus einem "halben Haus", dessen eine Hälfte des weit hervorragenden blauen Giebeldachs als Überdachung der hier untergebrachten Sitzplätze dient. Sowohl mit dem Giebeldach als auch mit den Stützpfeilern im Sichtbereich der Zuschauer wirkt die Tribüne etwas altmodisch, paßt sich aber gerade so sehr harmonisch in die gesamte Optik des Parkstadions ein. Sie wurde oberhalb der Stufen errichtet, die in den Grashang auf einer Längsseite gebaut sind und den bislang einzigen Ausbau des Parkstadions markiert haben, und somit bleibt es dabei, daß nur eine Längsseite über spezielle Zuschauereinrichtungen verfügt. Die Hintertorbereiche und die Gegenseite sind frei begehbar - im Falle der Hintertortribüne am Fuß des auslaufenden Hanges -, so daß sich dorthin begeben kann, wer das ebenerdige Stehen dem Treiben auf den Stufen vorzieht oder letzteres besser beobachten können will. Neben der Tribüne gibt es den erwähnten Gästekäfig, der heute mit Bauzäunen abgeteilt wurde und wohl schnell wieder verschwinden wird. Sollte die TSG eines Tages in die Regionalliga aufsteigen, dürfte man gleich wieder Hand ans Stadion legen müssen und feste Zäune, separaten Gästeeingang und diverses anderes einrichten, was für die Vergabe der entsprechenden Lizenz vom DFB gefordert wird.