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FK Sigma Olomouc |
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Tschechischer Fußballverband |
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02.05.2004, Andrúv Stadion, Gambrinus Liga |
In der Vorwoche haben die heutigen Gäste von Banik Ostrava mit ihrem Heimsieg gegen den FK Teplice einen wichtigen Schritt auf das große Ziel zu
getan, die Tschechische Meisterschaft 2003/2004 zu erringen. Bereits heute kann der FCB die Meisterschaft perfekt machen, wobei bei sechs Punkten Vorsprung und zwei verbleinden Spielen ein Unentschieden faktisch reichen dürfte, aber ein Sieg notwendig ist, um die letzten theoretischen Bedenken auszuräumen. Sigma hat als heutiger Gastgeber aber ebensoviel Interesse an den zu vergebenden Punkten und das nicht nur, damit das als Lokalrivale empfundene Team aus Ostrava nich ausgerechnet in Olomouce den Titel klar macht. Viel mehr befinden sich die Hausherren in einem Dreikampf um die Plätze zwei bis vier, die die Championsleague-Qualifikation, die Qualifikation zum UEFA-Cup und die Teilnahme am - sicherlich vergleichsweise unattraktiven - UI-Cup bedeuten würden. Und der wird voraussichtlich um Haaresbreite entschieden, sind die drei Teams auf diesen Plätzen in Gestalt der beiden Prager Teams Sparta und Slavia sowie eben Sigma Olmütz drei Spieltage vor Schluß mit 49 Zählern punktgleich. Letztendlich hätte Sigma bei einem heutigen Dreier sogar noch eine waage Hoffnung, selbst zum ersten mal in der Vereinsgeschichte einen Meistertitel zu gewinnen, auch wenn Ostrava immer noch mit fünf Punkten Vorsprung vor dem Rivalen in die letzten beiden Spieltage ginge.
Banik dominiert die Liga mit den meisten geschossenen Toren (54) und am wenigsten kassierten Gegentreffern (21) in jeder Beziehung,
wobei man zuletzt in drei Spielen ohne Gegentor blieb und so eine kleine Sturmschwäche mit nur vier eigenen Treffern kompensieren konnte. Zu Beginn des Spiels bekommt dann die Abwehr der Gäste auch direkt etwas zu tun, denn die Hausherren übernehmen die Initiative und erarbeiten sich klare Vorteile. Das scheint dann auch zum Führungstreffer zu führen, aber das vermeintliche Tor für Sigma findet wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung. So ist es dann doch Banik, das nach einer Viertelstunde zu diesem Zeitpunkt eher überraschen mit 1:0 in Führung geht, und so einen Blackout in der Verteidigung Sigmas ausnutzt, die René Bolf völlig alleine läßt, der keine Mühe hat, aus kurzer Distanz seinen dritten - und wohl wichtigsten - Saisontreffer zu markieren. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte kommt es dann zu endgültigen Entscheidung - so scheint es zumindest, doch das Leder trifft den Innenpfosten, trudelt die Linie entlang, findet den zweiten Pfosten und springt von da aus aus dem Tor. Im weiteren kommt es zu einer richtig guten Partie mit einem offenen Schlagabtausch, in der die Vorteile eher bei den Hausherren liegen. Mit Glück und Geschick rettet Banik Ostrava den Vorsprung am Ende über die Zeit und bringt so den Titel unter Dach und Fach.
Über das außerordentliche Support-Level bei Banik Ostrau ist in letzter Zeit nicht nur bei groundhopping.de so einiges
geschrieben worden und auch heute werden die FCB-Fans ihrem Ruf wieder gerecht. Zunächst mal stellen sie die klare Mehrheit der anwesenden Zuschuauer und sind vor allem auf einer Hintertortribüne konzentriert, aber auch im ganzen restlichen Stadion vertreten mit Ausnahme des Gästeblocks. In diesem - kleinen und abgegrenzten - Block einer Seitentribüne finden sich heute nämlich die aktiven Supporter von Sigma Olmütz wieder. Nach dem üblichen Intro mit Unmgengen von Papierrollen und einigem an buntem Rauch wird von Banik-Seite lautstarker Support geboten, aber es kommt auch zu einigen "Special". Dazu gehört eine ähnliche Aktion wie vor letzte Woche in Ostrava, bei der wieder runde Schilder gezeigt werden, diesmal mit durchgestrichnen Paragraphenzeichen. Dazu werden Plakate mit den Buchstaben "A", "C", "A", "B" in die Höhe gehalten, die wohl eindeutig zeigen, gegen wen sich der Protest richtet. Weiterhin gibt es einige zusätzliche Pyro- und Raucheinlagen sowie Schalparaden und das Hochhalten von kleinen Papptafeln mit den Jahreszahlen 80 und 81, in denen Banik bereits tschechischer Meister war.
Auf Heimseite gibt es auch ein Aktion mit kleinen Tafeln - einfach mit der Aufschrift "Sigma" - und zusätzlich wird ein paarmal
eine Blockfahne mit dem Vereinswappen der Hausherren gezeigt und zum Teil mit roten bengalsichen Feuern unterstützt. Dazu kommt dann noch eine weitere Aktion, bei der "SK SIGMA OLOMOUC 1919" mit Einzelbuchstaben in die Höhe gereckt und mit ein paar Tafeln in den Vereinsfarben blau und weiß unterlegt wird. Nach dem Abpfiff gibt es dann für die Gästefans kein Halten mehr. Man strömt auf den Platz, um mit den Kickern - die übrigens nicht weglaufen sondern mit den Fans feiern - die Meisterschaft zu zelebrieren. Dabei bleibt es friedlich, wenn man von einer Handvoll von Leuten absieht, die sofort Richtung Gästblock bzw. Heimblock stürmen. Auch im weiteren Verlauf des Tages soll es wohl weitgehend ruhig geblieben sein, obwohl es zu einem massiven und realativ unprovizierten Polizeieinsatz gekommen sein soll, bei dem die Banik-Fans in ihren Block zurückgetrieben wurden. Offensichtlich sind die durch die A-C-A-B-Aktion gezeigten Vorbehalte der Fans aus Ostrava gegen die Ordnungsmacht nicht ganz unbegründet.
Das Andrúv Stadion von Sigma Olmütz kann voll überzeugen, wobei vor allem die häufig abgebildete unüberdachte Hintertortribüne einen Blickfang bildet, die mit einem geraden Anstieg beginnt, dann auseinanderläuft und schließlich mit einem runden Bogen endet. Die Bestuhlung ist hier, wie auch im Rest der Anlage in den Farben Rot-Weiß und Blau gehalten, die in Streifen der runden Oberkante der Tribüne folgt und so etwas Regenbogenartiges hat. Die beiden Seitentribünen sind überdacht und verfügen zusätzlich über einen nichtüberdachten Vortribünenbereich, wobei im äußeren Bereich der einen Tribüne oberhalb des heutigen Heimblocks noch ein paar Logen unter das Tribünendach gehängt sind - vermutlich als Arbeitsort für die Radioreporter. Der schwächste Ausbau findet sich hinter dem zweiten Tor, wo es eine Stahltortribüne gibt, auf der heute der eigentliche Banik-Fanblock untergebracht ist. Oberhalb der Stahlrohrtribüne ist eine Anzeigetafel installiert und in den vier Ecken der Anlage stehen die originellen Flutlichtmasten, die ebenfalls entscheidend zum Bild des Andrúv-Stadions beitragen. Die Strahler sind hierbei pro Mast in zwei runden Halterungen untergebracht, die seitlich an den Masten aufgehängt sind und ein wenig wie Turbinen oder Ventilatoren aussehen. Übrigens wissen auch die Autoren des Groundhopping-Informers die Schönheit des Andruv-Stadions zu schätzen, ziert doch die abgerundete Hintertortribüne das Titelblatt der aktuellen Ausgabe zur Saison 2003/2004.
(1)Frank Jasperneite und Oliver Leisner: Groundhopping Informer 2003/2004, Kassel 2003, Agon Sportverlag
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