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21.09.2004, Herman-Löns-Stadion, DFB-Pokal |
Der MSV Duisburg hat eine wechselvolle Saison 2003/2004 hinter sich, in deren Verlauf die Zebras zwischendurch in
Abstiegsgefahr zu sein schienen, zwischendurch noch mal hofften, in den Aufstiegskampf eingreifen zu können und am
Ende auf dem achten Platz der Zweitligatabelle landeten. In dieser Saison soll es mit dem Aufstieg klappen und nach
fünf Spieltagen der 2. Liga belegen die Zebras einen vielversprechenden dritten Tabellenplatz. Da, wo die Gäste jetzt
sind, will der SC Paderborn hin. Der Regionalligist ist ebenso wild zum Aufstieg entschlossen wie der heutige Rivale,
so daß beide Mannschaften beteuern, zwar im Pokal gerne weiterkommen zu wollen, letztendlich aber alles dem Ziel des
Aufstiegs aus der aktuellen Liga unterzuordnen. Dennoch ist es sicherlich eine reizvolle Partie, schließlich kann der
Zweitplazierte der Regionalliga Nord heute zeigen, daß man bereits jetzt in der Lage ist, sich auf gleicher Augenhöhe
mit einem aktuell erfolgreichen Team der Liga zu messen, in der man in der kommenden Spielzeit auch kicken will. Das mit
den Ostwestfalen nicht zu spaßen ist, mußte in der ersten Runde des Cups der Hamburger SV erkennen, als dem Bundesligisten
nicht mal eine 2:0-Führung reichte, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Mit 4:2 hatten am Ende die Paderborner das bessere
Ende für sich, so daß es überhaupt zu dem heutigen Spiel kam, in dem dem MSV eine ähnliche Lehrstunde erteilt werden soll.
Und eine Lehrstunde wird es für die Duisburger. Von Anfang an sind es die Hausherren, die das Spiel bestimmen und sofort
zeigen wollen, daß man nicht nur in der Lage ist, sich gegen den Zweitligisten über die Zeit zu mauern und auf das offensive
Wunder zu hoffen, sondern vielmehr stark genug ist, dem klassenhöheren Rivalen sein eigenes Spiel aufzuzwingen und die Zebras
in die Defensive zurückzudrängen. Damit hat der MSV offensichtlich nicht gerechnet, denn die Gäste zeigen sich schnell von den
forschen Ostwestfalen eingeschüchtert und so kann es niemanden überraschen, als es in der 34. Minute 1:0 für den SCP heißt. Da
ist es schon eher eine Überraschung, daß der MSV Duisburg, von dem so gut wie nichts zu sehen war, kurz vor der Halbzeit mit einem der wenigen nennenswerten Gegenstöße zum Ausgleich kommt - beide Treffer sind übrigens aus Standardsituationen entstanden. Zu erwarten
wäre wohl, daß sich der Underdog von dem Treffer aus dem Konzept bringen läßt und in der Folge dem Zweitligisten das Spiel überlassen
muß, aber weit gefehlt. Offensichtlich sehen die Hausherren im zwischenzeitlichen Remis nur eine kleine Panne und so blasen sie unmittelbar nach dem Seitenwechsel erneut zur Atacke auf das Tor der Zebras. In der 54. Minute werden die Ostwestfalen mit dem letzten und entscheidenden Treffer der Partie belohnt und so behalten sie am Ende mit 2:1 die Oberhand, obwohl sie gut zehn Minuten nach dem Treffer die Chance vertun, per Elfmeter auf 3:1 zu erhöhen. Selbst das ist für den MSV kein Signal zu ernsthafter Offensive: die Gäste fügen sich früh in die Niederlage und am Ende verlieren sie noch einen Spieler durch gelb-rote Karte - offensichtlich hat der MSV-Spielmacher Grlic seine Energie und Kreativität in eine verbale Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichter gelegt statt in die Gestaltung der Partie.
Ein Pokalspiel gegen den MSV Duisburg reicht natürlich weder dazu aus, das Hermann-Löns-Stadion mit seiner Kapazität von knapp 7000
Zuschauern zu füllen, noch und umso weniger erfordert es einen Umzug auf die Bielefelder Alm, wo der SC Paderborn vor ein paar Jahren
im Pokal den FC Bayern München empfing. Man rechnet für die heutige Partie mit 4000 Zuschauern, was trotz des wechselhaften Wetters am
Ende sogar um gut 20 % übertroffen wird. Der Anhang des MSV findet sich im Gästeblock hinter dem Tor ein, während die aktiven Fans des FC Paderborn ihren Platz auf der Mitte der Gegenseite haben. Hier gibt es zunächst ein Intro mit einem Transparent "Forza Paderborn" und sowie ein paar Schwenkfahnen und Papptafeln, während die Meidericher auf eine Handvoll Doppelhalter und Schwenkfahnen setzen. Im weiteren weisen die Gästefans gerne auf die ihrer Meinung nach ländliche Struktur der Gegend hin ("Hurra! Das ganze Dorf ist da!" oder "Schweine! Kühe! Paderborn!") und verkennen dabei die Tatsache, daß es sich bei der ostwestfälischen Stadt immerhin um eine Großstadt mit über 120000 Einwohnern handelt. Deren Fans halten akustisch dagegen und liefern den mitgereisten Gästen ein nettes Sangensduell, das aber im Gegensatz zu dem Geschehen auf dem Platz insgesamt keine klare Angelegenheit wird sondern eher unentschied ausgeht, wobei übrigens beide Seiten auch Willen und Fähigkeit zum Ritual des Wechselgesanges demonstrieren. Das ungemütliche Wetter sorgt dann in der ersten Hälfte mit einem Regeguß noch für eine Spontanchoreographie vom Typ "bunte Regenschirme".
Das Hermann-Löns-Stadion wurde bei der Gründung des SC Paderborn im Jahre 1985 als Fusion aus dem TuS Schloß-Neuhaus und dem 1. FC
Paderborn vom erstgenannten Fusionspartner in die Ehe eingebracht. Die Tage der Anlage, in der der zunächst unter dem Namen TuS Paderborn-Neuhaus und seit 1997 als SC Paderborn 07 auftretende Club seither spielt, sollen aber gezählt sein, denn demnächst soll an einem neuen Standort - dem sogenannten Hoppenhof - eine moderne Spielstätte für die Ostwestfalen entstehen, deren Zweitligaansprüche sich nicht mehr mit der eher hausbackenen Anlage decken. Überdachte Plätze gibt es nur auf der Haupttribüne, die im äußeren Bereich in Form von Holzbänken zur Verfügung gestellt werden und weiter innen als blaue Sitzschalen vorhanden sind. Im hinteren Bereich der Tribüne finden sich noch ein paar holzvertäfelte Logen für Stadionsprecher und Presse und auf der Rückseite der Tribüne, die gleichzeitig den einzigen überdachten Bereich des Hermann-Löns-Stadion darstellt, ist dann noch ein Nebenplatz mit Hartbelag zu finden. Die Gegenseite und eine Kurve der Anlage sind mit hohen Stufen ausgebaut, während der zweite Hintertorbereich nicht für Zuschauer zugänglich ist und nur über einen Fangzaun verfügt, hinter dem dann mit gebührendem Abstand die Geschäftsstelle der Paderborner folgt, in der auch die Spielerkabinen untergebracht sind, die sich über eine Brücke vom Spielfeld aus ohne Publikumskontakt erreichen lassen. Hauptcharakteristikum des Stadions ist allerdings die charakteristische Hochspannungsleitung, die der Länge nach oberhalb des Spielfeldes verläuft und einmalig sein dürfte. Vielleicht ist sie auch der Grund dafür, daß das Hermann-Löns-Stadion über kein Flutlicht verfügt, denn man kann sich vorstellen, daß keine Masten in unmittelbarer Nähe der Leitungen errichtet werden können. Eine Anzeigetafel könnte es dagegen wohl geben, aber für notwendig hat man ihre Installation offensichtlich in Paderborn nicht gehalten.
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