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13.12.2003, Renato Curi, Serie A |
Der AC Perugia gehört in den letzten Jahren zu den Konstanten der Serie A insofern, daß man stets dabei ist, aber nie ganz oben
mitspielt. Dennoch ist das Team sogar aktuell im UFEA-Cup-Wettbewerb vertreten: nachdem man sich über den UI-Cup für den Wettbewerb qualifizieren konnte, setzen sich die Rot-Weißen gegen den Dundee FC und Aris Saloniki durch, so daß sie erst mal im internationalen Fußball überwintern könnnen. In der Meisterschaft läuft es freilich nicht so richtig für den AC Perugia, der zwar schon sieben Remis, aber keinen einzigen Sieg holen konnte und momentan auf einem Abstiegsplatz zu finden ist. Da geht es den Gästen schon besser, die zwar noch weit entfernt von den Erfolgen der 80er und 90er Jahre sind, in denen man immer wieder am Europapokal teilnahm und 1990 sogar Sieger des damaligen Pokalsiegerwettbewerbs wurde, bevor Sampdoria 1991 die Vereinsgeschichte mit der ersten und einzigen Meisterschaft krönte. Zu Saisonbeginn kehrte das Team zumindest in den erstklassigen Fußball zurück, nachdem es 1999 abgestiegen war und seither immer wieder an der Hürde des Wiederaufstiegs gescheitert war. Zwanzig Punkte aus dreizehn Spielen ist eine Bilanz, die sich für einen Aufsteiger sicherlich sehen lassen kann und momentan befinden sich die Genuesen in deutlich größerer Nähe zu einem UEFA-Cup-Platz als zur Abstiegszone. So stehen bei der heutigen Partie tatsächlich sportliche Aspekte im Vordergrund, auch wenn Perugia vor allem durch seinen Präsidenten Luciano Gaucci bekannt geworden ist, der immer mal wieder recht skurrile Einfälle hat. So bot das Team Saadi Gaddaf, dem Sohn des Libyschen Staatschefs, über längere Zeit eine sportliche Heimat, ohne daß der Spieler einmal zum Einsatz gekommen wäre - da gab es dann wohl doch sportliche Defizite - und jetzt will man das erste Serie A Team sein, das eine Spielerin beschäftigt. Nachdem zwei Schwedinnen kein Interesse an einem Engagement bei Perugia hatten, sorgte Gaucci jetzt in der deutschen Presse für ein mächtiges Blätterrauschen, indem er Birgit Prinz ein Angebot machte, wobei die DFB-Auswahlspielerin wohl gut beraten ist, ein paar Gedanken darauf zu verschwenden, ob es nicht äußerst wahrscheinlich ist, daß sie Gaddafis Schicksal bei Perugia teilen würde - in ihrem Fall nicht wegen spielerischer, sondern aufgrund der natürlichen körperlichen und athletischen Defizite gegenüber ihren Konkurrenten.
Heute geht es auf jeden Fall erst mal um drei Ligapunkte, die vor allem die Hausherren dringend benötigen, zumal die lange Serie
ohne jeden Spielgewinn sicherlich nicht gerade förderlich für die Moral von Mannschaft und Fans ist. Nach gut zehn Minuten haben die Mannschaften die Phase des Abtastens überwunden und man versucht jetzt mehr nach vorne zu spielen, wobei die Hausherren die größeren Spielanteile haben, die Gäste jedoch den stärkeren Drang aufs Tor. So sind es dann auch die Gäste, die nach 16 Minuten einen Treffer erzielen und zunächst mal mit 0:1 in Führung gehen. Perugia zeigt sich vom Rückstand nicht geschockt, sondern versucht jetzt umso mehr, Sampdoria unter Druck zu setzen, was sich schließlich auch auszahlen soll. Nach einer guten halben Stunde kommen die Hausherren zum Ausgleich, doch auch damit geben sie sich nicht einmal zeitweilig zufrieden, sondern setzen vielmehr den Gegner sofort weiter unter Druck. Dennoch hat das Resultat bis zur Pause Bestand, die dem in dieser Phase recht einseitigen Spiel jedoch keinen Abbruch tut. Weiter ist es Perugia, das nach vorne spielt und in der 55. Minute zur großen Freude seiner Fans mit 2:1 in Front geht. Als zwei Minuten später ein Spieler namens Tedesco (übersetzt heißt das übrigens Deutscher) auf 3:1 erhöht, scheint es so, als wäre der Fisch endgültig gegessen - sieht doch alles eher nach einer klaren Schlappe für Sampdoria aus als nach einem Spiel, das noch einmal rumgerissen werden könnte. Freilich fällt im direkten Gegenzug der Anschlußtreffer für die Norditaliener und die fassen sich jetzt noch einmal ein Herz, während die Hausherren ihre Sicherheit verlieren und wohl ihre Negativ-Serie im Kopf haben. Angst ist im Fußball jedoch ein schlechter Berater und das bestätigt sich auch heute. Zwar hält der AC Perugia bis kurz vor dem Schlußpfiff der Partie stand, doch in der 89. Minute werden die Bemühungen von Sampdoria dann doch noch belohnt, das zu einem späten Ausgleich kommt, dessen Zeitpunkt für die Hausherren sicherlich eher noch demoralisierender ist. Nach einem mitreißenden Spiel mit wunderschönen Toren steht man am Ende doch wieder mit zu zwei Drittel leeren Händen da und muß sich mit einem von drei schon sicher geglaubten Punkten begnügen.
Beim heutigen Spiel stellen die Anhänger des AC Perugia die klare Mehrheit und insofern steht die Partie im Gegensatz zu dem
Spiel gegen den AS Rom, über die bei groundhopping.de vor zwei Jahren berichet wurde und bei der die Anhänger der Gäste in der Überzahl gewesen waren. Diesmal sind die Anhänger des Auswärtsteams wirklich auf den separat abgeteilten Away-Block beschränkt, wo sie sich mit ihren Fahnen und Doppelhaltern niedergelassen haben und nach den Treffern für ihr Team auch schon mal mit pyrotechnischen Artikeln hantieren. Das gilt natürlich auch für die Anhänger der Hausherren, die sich größtenteils auf einer Hintertortribüne eingefunden haben, die dann auch trotz größerer sichtbarer Lücken als einziger Teil des Stadions am heutigen Tag als ausverkauft deklariert wird. Weiterhin liefern natürlich beide Seiten durchaus einen ansprechenden Support in Form von Gesang ab, wobei man verständlicherweise vor allem in den Phasen aktiv wird, in der die jeweils eigene Mannschaft am Drücker ist. Alles in allem ist der Support sicherlich für die Verhältnisse im italienischen Fußball eher durchschnittlich, wobei freilich auch die sehr tiefen Temperaturen um den Gefrierpunkt eine Rolle spielen mögen. Dennoch ist ein italienisches Spiel mit durchschnittlichem Support immer noch Spielen mit überdurschnittlicher Stimmung in vielen anderen Ländern Europas in dieser Disziplin überlegen, so daß sich der Beuch beim heutigen Spiel mit Sicherheit gelohnt hat und das gilt umsomehr angesichts des abwechslungsreichen und spannenden Verlaufs des Geschehens auf dem Platz.
Das Stadio Renato Curi liegt in unmittelbarer Nähe zur Schnellstraße Richtung Rom und kann wohl als für ältere
italienische Anlagen recht typischer Bau bezeichnet werden. Die stärkste Abweichung vom Standard ist sicher eher von Vorteil, hat man doch in Perugia auf eine Laufbahn verzichtet, so daß die Zuschauer recht nah am Geschehen sind. Der Ausbau der Anlage besteht aus vier recht ähnlich aussehenden Tribünen, die jeweils aus Stein sind, aber auf einer fest installierten weißen Metallrahmenkonstruktion ruhen. Beide Hintertortribünen sowie die Gegenseite, wo auch der Gästeblock zu finden ist, sind unüberdacht, nur die Haupttribüne ist mit einer Konstruktion gedeckt, bei der ein rotes Metalldach von hinten und oben durch eine Rahmenkonstruktion in gleicher Farbe getragen wird. Im zentralen Bereich dieser Tribüne nimmt man auf blockweise unterschiedlich gefärbten Plastiksitzen mit Rückenlehnen Platz, in den Randbereichen gibt es wie auf der Gegenseite eher einfache Schalen und die Hintertortribünen tragen eher alibimäßige Plastiksitze, wohl, um formal als Sitzplatzbereich durchgehen zu können. Im Gegensatz zu einer Anzeigetafel ist natürlich eine Flutlichtanlage im Renato Curi vorhanden - sonst könnte man auch kaum im Dezember eine 20:30-Uhr-Partie ansetzen - und die hat mit vier Strahlern an in den Stadionecken untergebrachten Masten genauso wie die Anlage selbst ein leicht altmodisches Flair. Benannt ist das Stadion übrigens nach einem früheren Spieler des AC Perugia, der vor 30 Jahren für einen makabren Höhepunkt in der Geschichte des Teams sorgte: nach einer kleinen Verletzung kehrt Renato Curi während einer Partie gegen Juventus Turin auf den Platz zurück, wo er im weiteren Verlauf des Spiels zu Boden geht und nicht mehr aufsteht. Er wird nie wieder aufstehen, wie sich herausstellt: Ärzte kämpfen eine ganze Stunde um das Leben des Spielers, können es aber nicht retten.
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