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FK Crvena Zvezda |
Fan Page (veraltet) Delije (serbisch) |
Fußballverband Serbien und Montenegro Prva Savezna Liga |
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20.07.2003, Crvena Zvezda, Prva Savezna Liga |
22 Meisterschaften und 19 Pokalsiege machen Crvena Zvezda zum erfolgreichsten Teams Jugoslawiens bzw. des
Nachfolgestaates Serbien und Montenegro. Höhepunkt der Vereinsgeschichte war zweifellos das Jahr 1991, als der allgemein in landessprachlichen Übersetzungen wie Red Star, Etoile Rouge, Estrella Roja oder eben Roter Stern bekannte Verein im italienischen Bari im Elfmeterschießen die Oberhand über Olympique Marseille behielt und den Europapokal der Landesmeister nach Belgrad holen konnte - im Halbfinale hatte man mit 2:1 und 2:2 die Oberhand über den bundesdeutschen Meister Bayern München behalten, in der Runde davor hatte man DDR-Titelträger Dynamo Dresden aus dem Pokal geworfen. Im Moment scheinen die Kicker mit dem Roten Stern ein wenig ins Hintertreffen geraten zu sein, im Vorjahr mußte man den Titel dem ungeliebten Lokalrivalen von Partizan überlassen und auch in der aktuellen Saison haben die Hauptstädter mit nur zwei Siegen bei je einem Unentschieden und einer Niederlage keinen Blitzstart hinlegen können. Bei Radnicki Obrenovac handelt es sich um einen weiteren Lokalrivalen von Crvena Zvezda, der im Vorjahr um Haaresbreite am Abstieg vorbeigeschrammt ist, als es aufgrund einer Reduzierung der Liga auf 16 Teams gleich sechs Ligarivalen erwischte. Nach vier Spieltagen in der neuen Saison steht man zwar wieder nur einen Punkt vor einem Abstiegsplatz, aber in der engen Tabelle bedeutet das noch wenig und mit einem Sieg bei Red Star könnte man heute sogar vorübergehend am Rekordmeister um einen Punkt vorbeiziehen.
Diese Aussicht scheint die Kicker von Obrenovac nicht gerade zu beflügeln. Vielleicht hat man ein wenig Angst vor
der eigenen Courage, vielleicht sind die Leistungsunterschiede am heutigen Tag aber auch tatsächlich nur ein Beispiel für die geringe Leistungsdichte im serbisch/montenegrischen Fußball, Tatsache ist jedenfalls, daß Roter Stern die Partie im absoluten Schongang einfahren kann. Von Seiten der Gäste gibt es kaum Gegenwehr und mit dem ersten Treffer des Favoriten ist die Sache faktisch erledigt. Danach kann es sich Crvena Zvezda erlauben, einen Gang zurückzuschalten und - wohl mit Blick auf die anstehende UEFA-Pokal-Partie bei Odense BK - die Kräfte schonen. Dennoch kommt man noch im Laufe der ersten Hälfte zu zwei weiteren Treffern, mit denen es am Ende auch nach dem Ergebnis eine recht klare Sache wird, auch wenn es nach dem Spielverlauf noch wesentlich schlimmer für die Gäste hätte kommen können. In der zweiten Hälfte gibt es nämlich auch von Seiten Crvena Zvezdas kaum noch Bemühungen, ein Tor zu erzielen. So hat der zweite Abschnitt am Ende nur zwei Torchancen gesehen, eine tatsächlich für die Gäste, die in der 70. Minute völlig freistehend das Leder in die Wolken jagen, und eine für die Gastgeber, die in der 86. Minute das Außennetz treffen.
Die Fans von Roter Stern betreten zu einem Großteil erst kurz vor dem Anpfiff das Stadion und postieren sich
stehend im oberen Bereich einer Kurve. Vorher verziert man den Zaun mit einigen Transparenten, die lateinische Beschriftungen wie "Belgrade Boys" oder "Ultra Boys" tragen. Die Sitte, die Spielernamen zur Aufstellung zu rufen, scheint in Serbien nicht bekannt zu sein: die Aufstellung der Gegner wird regungslos entgegengenommen, die der eigenen Mannschaft am Ende immerhin beklatscht. Während der Partie beweist man dann immerhin eine große Ausdauer beim Singen von Fanliedern, wobei es teilweise von der Melodie her Bekanntes, aber auch ganz eigenständige Stücke gibt. Einmal wird es dann auch Englisch, als man "You'll never Walk alone" zum Besten gibt. Auch während der langweiligen zweiten Hälfte reißt der Support für Roter Stern nicht ab - eine Unterstützung der Gäste ist nicht wahrnehmbar, auch wenn ein Außenbereich des Gästeblocks mit ein paar Leuten gefüllt ist.
Wirklich überzeugen kann das Stadion, das wie das in ihm spielende Team auf den Namen Roter Stern, also Crvena
Zvezda, hört. Vom Grundprinzip her erinnert es als große runde Schüssel mit Laufbahn zwar an typische im sogenannten Sozialismus entstandene Anlagen, aber dafür kann es in den Details überzeugen. Die haben sich in den letzten Jahren geändert, so ist durch Installation zahlreicher Sitzplätze die Kapazität deutlich gesunken, so daß der alte Zuschauerrekord von 98000 heute bei weitem nicht mehr erreicht werden könnte. Heute gibt es stattdessen 54000 Sitzplätze in Form von roten und weißen Sitzschalen mit Lehnen, die in einer Kurve den Schriftzug der Fan-Gruppierung Delije in kyrillischer Schrift ergeben (ΔEΛИJE). Blickfang ist sicherlich die große Überdachung der Haupttribüne, die etwa zwei Drittel der Reihen überspannt. Ungewöhlich ist die Tatsache, daß auch auch der Rest des Stadions rundum überdacht ist, wobei davon nur die hinteren fünf oder sechs Sitzreihen profitieren.
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