Rot-Weiss Essen vs. Borussia Dortmund 1:3
21000 Zuschauer
Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund haben schon oft in der Vereinsgeschichte die Klingen gekreuzt und in der Bundesliga gegeneinander gespielt und der BVB verdankt dem "Schreck vom Niederrhein" einige seiner wichtigsten Spieler - genannt seien hier Manfred Burgsmüller und Frank Mill, die das Spiel ihrer Generation als offensiver Mittelfeldspieler bzw. Stürmer geprägt haben. Seither durchliefen beide Teams Höhen und Tiefen, wobei Rot-Weiss Essen immer mehr nach unten abdriftete und über die Tiefen des BVB in Form von Abstiegskampf in der Bundesliga oder soeben überlebter Finanzkrise nur müde lächeln kann. So hat Borussia Dortmund das, wovon man in Essen seit langem träumt, nämlich ein modernes Stadion, heutzutage wohl die Grundvoraussetzung für Erfolg - im Essener Georg-Melches-Stadion herrscht dagegen unverändert die Situation, daß nicht mal die wegen Baufälligkeit abgerissene West-Tribüne - früher der Stimmungblock bei den Rot-Weissen - neu aufgebaut wird, sondern stattdessen schöne Planspiele betrieben werden, denen aber bislang nie die Anfahrt der Bagger gefolgt ist. Auch die Ligazughörigkeit von RWE ist mal wieder von Tristesse geprägt, nachdem der Club den Sprung in die dritte Liga verpaßt hat und sich in der Regionalliga wiederfindet, was von Anhang und Verantwortlichen als völlig inakzeptabel empfunden wird, so daß das Ziel nur direkter Wiederaufstieg heißen kann. Immerhin konnte sich Essen gegen Fortuna Düsseldorf den Niederrheinpokal sichern und hat in der ersten DFB-Pokalrunde mit Borussia Dortmund ein großes Los gezogen, das ein volles Haus garantiert. Wesentliche Bedeutung hat der Pokal sicherlich in dieser Saison nicht für die Essener, aber den Skalp des westfälischen Lokalrivalen würde man sich schon gerne anheften, zumal man die Schwarz-Gelben nicht (mehr) mag - auch wenn die Rivalität gegenüber dem BVB mit der gegenüber dem "gemeinsamen Feind" Schalke 04 nicht mithalten kann.
Beide Teams starten etwas verhalten, aber durchaus mit dem Willen, nach vorne zu spielen. Vermutlich muß man sich im ersten Pflichtspiel der Saison erst mal etwas sortieren, und das gelingt schließlich dem Favoriten besser, denn der erzielt mit seiner ersten echten Torchance nach einer guten Viertelstunde das 0:1, und es wird wohl beim BVB als besonders erfreulich empfunden, daß der mit vielen Erwartungen nach Dortmund geholte Hajndal als Torschütze auftritt. Weniger erfreut dagegen dürften die Borussen sein, als nur vier Minuten später ein Gewaltschuß von außerhalb des Strafraums für das Ausgleichstor sorgt und somit eine Situation schafft, die es für ein drei Klassen höher spielendes Team nach einer Führung nicht mehr geben sollte. In der Folge könnte es leicht noch schlimmer kommen für die Gäste, denn obwohl man optisch überlegen ist und das Spiel im Mittelfeld dominiert, sind es die Gastgeber, die die guten Chancen haben, und in dieser Phase scheint eine Führung von Rot-Weiss Essen durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen. Mitte der zweiten Hälfte ist es dann aber doch der BVB, der durch Florian Kringe trifft und am Ende per Tor von Nelson Valdez seine Führung absichert. Völlig unverdient ist der Sieg von Borussia Dortmund am Ende sicherlich nicht, aber von einem ungefährdeten Erfolg kann man wohl auch nicht sprechen und ein Klassenunterschied von immerhin drei Ligen war zu keinem Zeitpunkt der Partie erkennbar.
Es gibt durchaus eine Rivalität zwischen dem Anhang von Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund, nachdem man über lange Jahr Fanfreundschaft gepflegt hat. Nachdem diese Freundschaft immer bröckeliger geworden war, hat man es den Essenern beim BVB-Anhang vor allem übel genommen, daß sie zunehmend und lautstark im Gästeblock des Westfalenstadions auftauchten, wenn dort gegen ihre "neuen Freunde" von Werder Bremen gespielt wurde. Dennoch ist das Verhältnis zwischen den Anhängern halbwegs entspannt und die Animositäten beschränken sich größtenteils auf etwas Gepöbel - wie gesagt empfindet man bei beiden den Club aus Gelsenkrichen als Hauptgegner und das verbindet wieder irgendwie, was auch dazu führt, daß man vor dem Spiel gemeinsam singt, als "Am Tag, als Conny Kramer starb" aus den Stadionlautsprechern tönt (und dazu, daß Conny im Text gar nicht vorkommt). Eine besondere Choreographie oder sonstige Aktion ist die Partie dem RWE-Anhang dann auch nicht wert, man zeigt lieber ein "Mythos Hafenstraße - Der Schreck vom Niederrhein"-Transparent, das zu jedem Anlaß paßt, während bei Borussia Dortmund immerhin ein offensichtlich speziell von Essener BVB-Fans zum Spiel angefertigtes Spruchband "Geboren in Essen, um für Dortmund zu sterben! Sek E" den Zaun ziert.