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Red Bull Salzburg |
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16.03.2008, EM-Stadion Wals-Siezenheim, Bundesliga |
Als der SV Austria Salzburg 2005 vom Red Bull Konzern übernommen wurde, kam es schnell zur Konfrontation mit einem Großteil der Fanszene,
denn es wurde schnell klar, daß man einen neuen Verein ohne Bezüge zum Vorgänger erschaffen wollte. Vor allem die Tatsache, daß
die Bezeichnung Austria und die lila-weißen Vereinsfarben entsorgt werden sollten, brachte die Fans auf die Palme, und nachdem auch kein
Kompromiß gefunden wurde, kam es zur Neugründung des SV Austria, der seit der Saison 2006/07 im Amateurfußball aktiv ist. Red Bull ist
seither zu einem erfolgreichen Modell geworden, das die Zuschauerzahlen des Vorgängers um ein Vielfaches übertreffen konnte und 2007 den Titel nach Salzburg holte. Mit dem LASK Linz ist heute so etwas wie ein Gegenentwurf zu den Hausherren zu Gast, denn dort ist man nicht nur sehr stolz auf seine Geschichte, sondern der Aufsteiger gehört zusammen mit Rapid Wien zu den wenigen Teams in Östereich, die keinen Sponsorennamen in ihrer Bezeichnung führen. Sportlich ist man in diesem Jahr auch bislang sehr erfolgreich und heute könnte man mit einem Sieg in Wals-Siezenheim sogar an den Gastgebern vorbeiziehen und die Tabellenspitze erobern.
Die Gastgeber sind von Anfang an überlegen und scheinen sofort zeigen zu wollen, wer hier der Bulle in der Arena ist. Bis auf wenige
Konter sieht sich der LASK Linz in die Defensive gedrängt und ein paarmal kann man einem Rückstand nur knapp entgehen, z. B. in der 38.
Minute, als Ilic haarscharf an einer Flanke vorbeirutscht, statt den Ball ins leere Tor zu schieben. Drei Minuten später heißt es dann aber doch 1:0, als LASK-Goalie Cavlina einen Ball fallen läßt und Rakic nur noch einzuschieben braucht. Doch es kommt noch schlimmer für die Gäste, als sich der Torhüter zwei Minuten später nur mit einem Foul zu helfen weiß und der fällige Elfmeter durch Ilic den zweiten Treffer für Red Bull bringt, obwohl der Ball unnötig riskant als Heber geschossen ist und erst die Latte trifft, bevor er von dort glücklich hinter die Linie abprallt. In der zweiten Hälfte haben die Gäste mehr Platz zum Stürmen, weil sich Red Bull Salzburg etwas zurückzieht, doch die klareren Chancen gibt es weiter für die Hausherren und die zweite Hälfte endet ähnlich wie die erste, nämlich mit zwei späten Treffern für Salzburg, der letzte in der Nachspielzeit, so daß es am Ende einen klaren, aber auch in dieser Höhe verdienten
Sieg für den alten und neuen Tabellenführer gibt.
Eigentlich sollte man meinen, daß die Fronten in der Salzburger Fußballszene klar geklärt sind, und daß man je nach Sichtweise eine
Formulierung wie 'Im Stadion von Red Bull tummeln sich die Leute, die für den Erfolg ihre Seele verkauft haben und in den neuen
Vereinsfarben Rot und Blau unterwegs sind' oder 'Red Bull Salzburg hat es geschafft, die Belastungen der Vergangenheit loszuwerden und wird von Fans unterstützt, die sich völlig vom formalen Vorgängerverein gelöst haben', aber die Wahrheit scheint komplizierter zu sein. Anscheinend gibt es eine Grauzone von Anhängern, die sich sowohl auf den SV Austria beziehen als auch das neue Bullen-Team unterstützen, denn die Farben Lila und Weiß sind in der Fankurve des Teams reichlich vertreten, wenn auch in etwas kleinerer Zahl als das neue Blau und Rot - man fragt sich unwillkürlich, ob es möglicherweise sogar Überschneidungen in den Fanszenen von Red Bull und dem neuen SV Austria geben könnte, was sicher ein eher abenteuerlicher Gedankengang ist. Zu Beginn des Spiels zeigen die Heimfans eine Doppelhalter- und Schwenkfahnenparade, später werden mehrmals die Schals präsentiert und es gibt immer wieder Sprechchöre, wobei am Ende das "Wir werden Meister!" schon belegt, daß man sich gerne im Erfolg sonnt. Auf LASK-Seite geht es mit einem sehenswerten Intro los, bei dem blockweise Schwenkfahnen in Rot-Schwarz und Weiß-Schwarz-Kariert gezeigt werden und dazu der Spruch "Where you play we follow!" zu lesen ist und danach gibt man sich alle Mühe, sich ebenfalls Gehör zu verschaffen. Etwas überraschend, aber durchaus angenehm ist bei dem hochmodischen Anspruch, den sich die Gastgeber verliehen haben, daß man auf jede Form von Cheerleading verzichtet.
Das EM-Stadion Wals-Siezenheim ist eine moderne Arena mit unterhalb des Umgebungsniveaus abgesenktem Spielfeld und komplett zweistöckigem
Ausbau, wobei reichlich Platz für stehende Fans vorhanden ist - sowohl auf Heim- wie auch auf Gästeseite - und die Bestuhlung in den Farben von Red-Bull Salzburg gehalten ist, wobei eine Längsseite im Unterrang von einem Vereinszeichen geziert wird. Der Teil mit dem zweistöckigen Ausbau unterscheidet es von der Bullenarena, wie die Anlage von den Hausherren bezeichnet wird, denn die Oberränge sind tatsächlich nur für die Europameisterschaft gebaut worden und sollen danach wieder entfernt werden und das gegen den erbitterten Widerstand von Red Bull Salzburg. Hintergrund ist hier, daß der Ausbau mit Mitteln des Staats Österreich durchgeführt worden ist und
ein Ausbau für den Ligabetrieb von der Gemeinde Walz-Siezenheim, die direkt an der Grenze zu Deutschland liegt, oder dem Ligaclub hätte bezahlt werden müssen und außerdem, daß Anwohner wegen zu geringer Infrastruktur vor allem in Bezug auf Parkplätze nur unter der Option, daß zurückgebaut wird, überhaupt der Vergrößerung zugestimmt haben und davon nicht abrücken wollen. Hier scheint allerdings noch etwas Konfliktpotential vorhanden zu sein und seitdem brodelt es in der Salzburger Gerüchteküche, wo es heißt, daß Red Bull möglicherweise sein finanzielles Engagement beenden will, sollte es bei dem Rückbau bleiben. Das Stadion selbst ist jedenfalls eine sehr schöne Anlage ohne allzu zeitgeistige Eskapaden, wenn man mal von den Spotlight-Strahlern absieht, die Punkte in verschiedenen Farben (u. a. Gelb, Rot und Blau) über den Rasen und die Tribünen wandern lassen können, die während des Spiels allerdings nur auf die Unterseite des Daches angewendet werden. Eine weitere Seltsamkeit ist, daß während der Partie Verkäufer von Schokoriegeln und ein mobiles Pfandbechereinsammelkommando unterwegs sind, aber zumindest Verkauf gibt es zum Beispiel mit Eis oder Glühwein auch anderswo. Alles in allem hinterläßt die Ganze Veranstaltung natürlich schon einen etwas zwiespältigen Eindruck und sie schreit förmlich danach, mit einem späteren Besuch beim SV Austria Salzburg fortgesetzt zu werden.
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