Racing Club Strasbourg Alsace |
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17.11.2013, Stade de la Meinau, Coupe de France |
Der Racing Club Strasbourg hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich, die von dem Gewinn der
französischen Meisterschaft 1979 gekrönt wurde. Der Großteil der Geschichte der Elsässer, die neben
dem einen Meistertitel noch dreimal den französischen Pokal und zweimal den Ligapokal gewinnen
konnten, spielt sich in der Eliteliga ab, auch wenn man die immer einmal wieder für ein paar
Spielzeiten verlassen mußte. Bis 2010 war der Club niemals tiefer als auf Level 2 gewesen, aber
heute stellt die Teilnahme an der drittklassigen Ligue National bereits wieder eine deutliche
Verbesserung dar, denn man wurde 2011 in die Championnat Amateur France 2, also fünfte Liga,
hinabgestuft. Inzwischen ist der Club, der seit 2012 den Zusatz Alsace (Elsass) im Namen trägt,
wieder in die dritte Liga durchmarschiert und hat dabei auf der Zwischenstation auf Level 4 (CFA)
gleich beim Elsaßderby gegen den FC Mulhouse einen neuen Viertligarekord aufgestellt, indem man
20004 Zuschauer ins Stade de la Meinau locken konnte. Heute darf der RCSA einmal wieder etwas
Zweitligaluft schnuppern, wenn es gegen den AS Nancy-Lorraine geht und man sich so in der 7. Runde
des Coupe de France zu einer Begegnung trifft, die für französische Verhältnisse bei ca. 170
Kilometern von Stadion zu Stadion durchaus als Derby durchgehen kann, gleichermaßen aber auch durch
die Namenszusätze der Clubs als "Länderspiel" Elsaß gegen Lothringen verstanden werden kann -
allerdings nur, wenn man nicht die Fans von Nancys lothringischem Rivalen FC Metz nach der
Berechtigung ASNLs fragt, die Region zu vertreten.
In der Anfangsphase geht die Partie hin und her, und es ist kaum zu erkennen, daß die in blau-rotem
Dress aufgelaufenen Lothringer eine Spielklasse höher kicken als der RC Strasbourg. Der hat dann
auch nach einem Freistoß die bis dahin größte Chance zum Führungstreffer, als Gästetorhüter Paul Nardi
gleich zweimal in höchster Not auf der Linie gegen Jeremy Grimm klären kann. Nach ein paar
mittleren Chancen ergibt sich in der 39. Minute die nächste Großchance, und zwar auf der Gegenseite,
wo eine Flanke von Florent Zitte am langen Pfosten den völlig alleingelassenen Abdou Karim Coulibaly
findet, der es besser macht als Grimm und den Ball zum 0:1 im Tor unterbringt. Die Hausherren zeigen
sich allerdings nicht geschockt, sondern kommen mit frischem Schwung aus der Kabine, und es ist
ebenfalls ein Kopfball, mit dem Brian Amofe die Hausherren nach einem Eckstoß per
Ausgleichstreffer zurück ins Spiel bringt. Es folgt die beste Phase des Racing Clubs, in der man
gute Chancen hat - Gauthier Pinaud scheitert in der 65. Minute am Pfosten, nachdem er das Leder
elegant am herauseilenden Nardi vorbeigespitzelt hat. Vergebene Chancen rächen sich, so lautet eine
Binsenweisheit des Fußballsports, und auch heute triumphiert schließlich das Phrasenschwein und mit
ihm der AS Nancy Lorraine, der kurz vor dem Ende der Partie den Fangschuß setzt, wobei man auch noch
von einem Aussetzer von Strasbourgs Torhüter Vauvenargues Kéhi profitiert, der aus dem Tor kommt und
den Ball verpaßt, danach braucht der so - samt Ball - frei vor das leere Tor gelangte Alexandre
Cuvillier nur noch einzuschieben. Danach versucht Strasbourg noch einmal alles, um in den verbleibenden
15 Minuten den erneuten Ausgleich zu erzielen, aber am Ende ist es dann doch der Favorit aus Nancy,
der in der achten Pokalrunde steht.
Heute sind zwar keine 20000 Zuschauer gekommen, aber auch 6403 Menschen ergeben eine schöne Kulisse
für die Begegnung, wobei man bei Strasbourg zum Teil auf Protest setzt und Banner gegen den
Präsidenten des Ligaverbandes Frédéric Thiriez flaggt, dem man Diverses vorwirft, dessen Wahrheitsgehalt hier nicht überprüft werden kann. Beim
Einlaufen der Mannschaften gibt es auf beiden Seiten ein vor allem von Schwenkfahnen dominiertes
Intro, wobei die Gästefans noch mit einer sehenswerten Fontaine von Papierrollen aufwarten.
Danach folgt eine Schweigeminute, wie ein Transparent vor dem Racing-Fanblock zeigt, für einen nicht
näher erklärten M. Leopold, dem auch die Nancy-Fans mit einer Schalparade ihre Aufwartung machen.
Während des Spiels läuft auf beiden Seiten typischer Ultra-Support ab, also durchgängiges Singen und
auch immer einmal wieder der Einsatz der Schwenkfahnen, wobei man wenig auf den Spielverlauf reagiert,
sondern einfach sein Ding durchzieht.
1914 pachtete der FC Neudorf - der deutsche Vorgängerclub von Racing Strasbourg - für 300 Reichsmark
das Gelände am Hämmerle-Garten (Jardin Haemmerlé), um dort einen Sportplatz zu errichten, den man
mit einer Holztribüne versah und den man sich zunächst mit dem FC Frankonia teilen mußte, der auf
juristischem Wege vertrieben wurde. 1921 wurde das Stadion ausgebaut und renoviert, 1938 gehörte
es zu den Spielorten bei der dritten Fußball-Weltmeisterschaft, die in Frankreich augetragen wurde.
Auch 1984 gehörte es - inzwischen bereits unter dem Namen Stade de la Meinau - zu den Spielorten, als
Frankreich die Fußball-Europameisterschaft austrug. 1988 sah es ein Europapokal-Endspiel, und
zwar vielleicht jenes, das mit der größten Sensation von allen endete, denn der belgische Provinzclub
KV Mechelen drehte im Pokalsiegerwettbewerb den großen Nachbarn vom Ajax Amsterdam mit 1:0 die
lange Nase. Nach der Hillsborough-Katastrophe änderte auch das Stade de la Meinau sein Gesicht,
zahlreiche Stehplätze wurden durch Sitzpläte ersetzt, was die Kapazität von 45000 auf 26000 Plätze
sinken ließ - inzwischen passen, nachdem neue Sitze installiert wurden, wieder 29000 Menschen in die
Anlage, die als enges reines Fußballstadion daherkommt und gut in Wallung zu bringen ist - von außen
erinnert das Stade de la Meinau übrigens nach wie vor stark an das Ruhrstadion des VfL Bochum (oder
umgekehrt).
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