RFC Tilleur St. Gilles vs. FCE Entité Wasseiges 4:0
ca. 150 Zuschauer
Der FC Tilleur-St-Gilles sieht sich in der Tradition des 1899 gegründeten FC Tilleur, auch wenn man genau genommen eine traditionslose Neugründung aus dem Jahre 1999 ist. Der Vorgängerclub war 1925 erstmalig in die Eliteliga aufgestiegen, nachdem ihm 1920 als Meister der 2. Division der Aufstieg verweigert worden war. Bis in die 1960er Jahre tauchte der Club immer mal wieder im Top-Level auf und erreichte als Topplazierung einmal Rang vier in der Abschlußtabelle. 1989 fusionierte man unter Beibehaltung seiner Stammnummer 21 zum FC Tilleur-Saint-Nicolas und sechs Jahre später kam das Ende des Clubs oder genauer gesagt eine neue Fusion, diesmal mit dem RFC de Liège, von dem Tilleur eigentlich geschluckt wurde, aber bis 2000 noch pro forma als RFC Liège-Tilleur noch im Namen vorkam, bevor man den Zusatz wieder strich. Inzwischen hatte sich 1999 der neue FC Tilleur gegründet, zumal der Fusionsclub inzwischen auch das Stade Buraufosse verlassen hatte. In der aktuellen Spielzeit kickt der inzwischen mal wieder fusionierte und als FC Tilleur-St-Gilles auftretende neue Club in der 2. Provinzklasse Lüttich - also der 6. von insgesamt 8 Ligen -, die man aber bei einer Bilanz von bisher 15 Siegen und einem Remis zum Saisonende nach oben verlassen wird. Von daher sollte man auch heute gegen das Mittelfeldteam von FC Entité Wasseiges gewinnen können - jedenfalls sprechen alle Vorzeichen deutlich für die Gastgeber.
Die Partie ist zunächst schwach und das Leder kommt nur selten in die Nähe eines der beiden Strafräume, von Torchancen ganz zu schweigen. Erst nach einer knappen halben Stunde muß erstmalig einer der beiden Torhüter eingreifen, als ein Weitschuß von Wasseiges ohne Eingriff ins Tor gehen würde, den Gästekeeper aber nicht vor Probleme stellen kann, und kurz darauf gibt es auch auf der anderen Seite bei einem Schuß von links erste Torgefahr. Überhaupt scheint sich der RFC Tilleur-Gilles jetzt auf seine Favoritenrolle zu besinnen und orientiert sich in der Folge deutlich stärker nach vorne, was nicht ohne Folgen bleibt: nach 41 Minuten ist das Leder nach einem Kopfball im Gästetor und auch vehemente Proteste des Gästeteams wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung halten den Schiedsrichter nicht von der Anerkennung des Treffers ab. Im zweiten Abschnitt herrschen dann doch klare Verhältnisse zugunsten der Gastgeber, auch wenn ein Tor unmittelbar nach der Pause keine Anerkennung findet. Der FC Tilleur-St-Gilles beherrscht das Geschehen jetzt deutlich und kommt recht mühelos zu weiteren Treffern, so daß am Ende auch der klare Spielstand von 4:0 völlig in Ordnung geht bzw. das Spiel sogar noch höher hätte ausgehen können.
Zwar haben nur etwa 150 Zuschauer den Weg zu der Partie gefunden, von denen etwa die Hälfte nicht einmal das Vereinsheim verläßt, aber dennoch gibt es ansatzweise sogar so etwas wie Support. Zum einen stimmen ein paar Besucher immer mal wieder einen Gesang an, darunter das seit der letzten EM bekannte Intro von "Seven Nations Army", zum anderen hat ein Zuschauer eine Hupe mitgebracht, die er immer mal wieder zum Einsatz bringt, und dann reagieren die Besucher immer wieder mit Zwischenrufen auf das Spielgeschehen. Das setzt sich recht kontinuierlich über die gesamte Spielzeit fort und offensichtlich lassen sich die Anhänger weder davon bremsen, daß sie doch recht alleine mit ihren Anfeuerungen dastehen, noch davon, daß sie im eher gesetzten Alter sind und die Lebensphase, in der die Stimmungsträger bei Fußballspielen meistens sind, doch schon eher seit Jahrzehnten hinter sich haben.
Das Stade de Bureaufosse ist eine beeindruckende alte Anlage, die wie gesagt noch bis 1999 immerhin für die dritte Division genutzt wurde, als der fusionierte RFC Liege-Tilleur hier seine Ligaspiele ausgetragen hat, der inzwischen über Seraing nach Ans und wieder zurück gezogen ist. Es hat auf der einen Längsseite eine hohe Sitzplatztribüne zu bieten, auf der man im äußeren Bereich Holzbänke vorfindet und weiter zur Mitte hin auf Plastikschalen sitzt, in einem kleinen Bereich sogar auf gepolsterten "Kinosesseln" mit Rücken- und Armlehnen. Gegenüber befindet sich eine nicht minder sehenswerte Tribüne, bei der 15 Betonstufen mit einem blauen Giebeldach gedeckt sind, doch fast am meisten Eindruck macht die hohe unüberdachte Traverse hinter einem Tor, deren blaue Wellenbrecher größtenteils verschwunden sind und die über 30 verwitterte Stufen verfügt und für das Publikum gesperrt ist. Ihr gegenüber ist eine deutlich kleinere Traverse mit sechs Stufen, hinter der das Vereinsheim liegt, in dem zahlreiche Zuschauer die Chance nutzen, das Spiel bei einem Bier oder Kaffee durch Panoramafenster zu verfolgen.