|
Torpedo Moskau |
Anmerkungen zur verwendeten Transkription |
02.07.2002, Stadion Luschniki, Tschempionat Rossii |
Nach dem gestern zugegebenermaßen versehentlich besuchten Reservespiel eben dieser beiden
Teams kommt es heute im Stadion Luschniki (und dieses Mal wirklich im großen Zentralstadion, das früher einmal Lenin-Stadion hieß) zum Treffen der Elitevertretungen der beiden Kontrahenten. Ähnlich am Vortag kommt der Gast vom Don als Tabellenvierzehnter in die Hauptstadt, anders als bei den Reserververtretungen ist aber hier auch Torpedo recht weit unten in der Tabelle zu finden und läuft Gefahr, sollte man heute nicht gewinnen, nach einem guten Drittel der Saison in den Abstiegskampf hineinzugeraten, in dem sich die Gäste schon befinden. Sollten sich die Moskoviter gar wie ihre Reserve eine Niederlage erlauben, so würde der Abstand zum heutigen Gegner auf einen Punkt zusammenschmelzen. Grund genug also für die aus dem knapp über 1000 Kilomter entfernten Rostow-na-Don, ihrer zweiten Mannschaft nachzueifern und den Anschluß ans Mittelfeld wiederherzustellen.
Torpedo präsentiert sich in der ersten Hälfte als das klar bessere Team, agiert jedoch vorm Tor der
Gäste ein ums andere Mal zu umständlich. Jeder will lieber den tödlichen Querpaß zum vermeintlich besser stehenden Mitspieler spielen, als selbst die Verantwortung des Torschusses zu übernehmen, doch
als tödlich erweist sich das nur für die eigenen Angriffsbemühungen. Zur Pause steht für Rostselmasch gerade eine Torchance auf der Habenseite, aber kurz nach dem Wiederanpfiff sind es dann die Gäste, die mit ihrer zweiten Gelegenheit zum Führungstreffer kommen und dabei gleich noch den Schlußmann Torpedos aus extrem spitzem Winkel alt aussehen lassen. Jetzt erhöhen die Hausherren den Druck und erspielen sich zahlreiche weitere Gelegenheiten, wobei sie jetzt das gegnerische Tor auch immer wieder mit Schüssen in Gefahr bringen. Dennoch bleiben die Bemühungen wirkungslos, der Ausgleich will einfach nicht fallen, wobei es in der 80. Minute ein Feldspieler der Gäste ist, der mit einer Rettungsaktion per Kopf die drei Punkte sichert, nachdem sein Torwart bereits geschlagen ist.
Die Zuschauer stehen natürlich zum Großteil auf der Seite der Hausherren, wobei tatsächlich auch ein
paar Anhänger von Rostselmasch im Stadion sind - ob die aus Rostow-na-Duna gekommen sind oder in Moskau leben bzw. sich gerade hier aufgehalten haben, sei mal dahingestellt. Die Mehrheit jedenfalls ist für Torpedo, und das wird auch durch den einen oder anderen Sprechchor kundgetan. Über weite Strecken ist es jedoch eher ruhig, und hin und wieder wird es so leise, daß man die Schreie von Trainern und Spielern deutlich hören kann und die Anweisungen wohl auch verstehen könnte, wäre man der Sprache mächtig. Nach dem Rückstand wird nicht nur das Team, sondern auch der Anhang von Torpedo etwas aktiver, jetzt gibt es nahezu durchgängig Sprechchöre und die zahlreichen Verzögerungsversuche der Gäste werden mit lautstarker Kritik bedacht.
Das Stadion Luschniki erfüllt höchste Ansprüche der UEFA und war bereits Austragungsort eines UEFA-Pokal-
Endspieles. Es handelt sich um eine große ovale Schüssel, in deren Innenraum nicht nur der Fußballplatz und eine Laufbahn zu finden sind, sondern noch ein zusätzlicher Grasstreifen, was dafür sorgt, daß man als Zuschauer auch auf den Seiten recht weit vom Geschehen entfernt ist. Die Bestuhlung des Allseaters besteht aus Plastiksitzen mit Rückenlehnen, die ringförmig in den Farben gelb, orange und rot angeordnet sind, wobei die Blockeingänge in den oberen Rängen jeweils von Stühlen der darunterliegenden Farbe umrahmt sind, so daß sich zwar keine Aufschriften, aber Muster aus unterschiedlichen Farben ergeben. Sehenswert ist die Dachkonstruktion mit einem zur Mitte hin abgerundet ansteigenden Metallrahmen, der mit transparenten Platten gedeckt ist. In diesen hoch über den Köpfen der Zuschauer thronenden Dachrahmen sind insgesamt 22 rechteckige Flutlichthalter integriert, die je 15 Strahler tragen. Hinter beiden Toren befinden sich Multimedia-Anzeigetafeln, von denen jedoch nur eine aktiv ist. Am Stadioneingang muß man übrigens durch einen Metalldetektor wie am Flughafen gehen und alle Metallteile vorzeigen sowie die mitgeführten Taschen kontrollieren lassen. Trotz der Tatsache, daß außerhalb von Spieltagen das Fotografieren innerhalb der Anlage verboten ist, werden jedoch Fotoapparate glücklicherweise nicht beanstandet.
Übrigens kommt dem heutigen Spiel wohl historische Bedeutung zu, hat doch die UEFA dem russischen
Fußballverband die Genehmigung erteilt, im Luschniki auf Kunstrasen der sogenannten vierten Generation zu spielen - bis vor kurzem war eine solche Genehmigung undenkbar. So wird heute zum ersten mal auf einem solchen Belag gespielt, was auch zu den Problemen der Gastgeber beitragen mag. Jedenfalls ist der Kunstrasen auch aus der Distanz optisch gut als solcher auszumachen, ist doch die Färbung mit hellgrünen und dunkelgrünen Streifen, die wie mit dem Lineal gezogen aussehen, alles andere als natürlich. Vor der Partie wird der Rasen aus schwenkbaren Düsen, die neben den Eckfahnen angebracht sind und jeweils bis etwas zur Mittellinie reichen, ausgiebig gewässert.
|