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Ujpest TE |
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18.10.2004, Szusza Ferenc-Stadion (Megyeri út), Arany Ászok NB I (NB 1) |
In der ungarischen NB I findet zur Zeit in jeder Woche ein Spitzenspiel am Sonntag Vormittag um 11:30 Uhr
statt und am 9. Spieltag ist die Wahl von RTL, die das Spiel live übertragen dürfen, natürlich auf das Derby
zwischen den Budapester Clubs Ujpest und Ferencvaros gefallen. Die Gäste, die in Ungarn gemeinhin unter dem
Spitznamen "Fradi" bekannt sind, stellen nicht nur das populärste Team ihres Landes, sondern auch den Rekordmeister,
und auch in der letzten Spielzeit hieß der Titelträger am Ende Ferencvaros TC. Die zweitbeliebteste Mannschaft Ungarns
sind dann aber die Lilaweißen aus Ujpest, die dem Lokalrivalen gegenüber natürlich eine innig erwiderte Rivalität
pflegen. Um in der Meisterschaft am Ball zu bleiben, müssen die auf dem fünften Platz bereits mit neun Punkten auf
den Spitzenreiter in Rückstand liegenden Kicker aus Ujpest heute unbedingt gewinnen, während Fradi bereits wieder
die erste Tabellenposition einnimmt und bei drei Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten halbwegs entspannt in
die Partie gehen kann.
Das Spiel ist über weite Strecken nicht allzu hochklassig - der ungarische Fußball ist halt nicht mehr das, was er
vor 50 Jahren war, als die Magyaren als absolute Filigrantechniker und Fußballästheten bekannt waren -, aber doch
unterhaltsam. So kommt es immer weider zu guten Gelgenheiten vor allem für die Hausherren, da die Kicker der Gäste
teilweise in der Abwehr etwas leger agieren, und doch sind es die Gäste, die kurz vor der Pause mit 1:0 in Front gehen.
Bedanken können sie sich vor allem bei Ujpests Torhüter, der generell nicht den allzu sichersten Eindruck macht. Kurz
nach der Pause kommt es zum verdienten Ausgleich für Ujpest, der jedoch aus Sicht der Gäste denkbar unglücklich fällt, als
ein Preßschlag im hohen Bogen über den verdutzen Torsteher von Fradi den Weg ins Tor findet, was sicherlich nicht so
beabsichtigt gewesen ist. Im weiteren Verlauf stemmen sich die Gäste meistenteils den jetzt wütend angreifenden
Hausherren entgegen und kommen nur noch selten zu eigenen Entlastungsangriffen, aber am Ende bleibt es dann doch beim
1:1-Remis, das sicherlich vom Spielverlauf her eher glücklich für Ferencvaros ist, doch auf Grund des zufälligen Zustandekommens
des Ausgleichstors aber auch aus Ujpest-Sicht leicht stattdessen einen Niederlage hätte werden können, so daß man wohl von
einem halbwegs verdienten Resultat sprechen kann. Zwischendurch stand die Partie übrigens kurz vor eienm Abbruch, als der Torhüter der Gäste im zweiten Abschnitt von den Rängen aus mit Steinen und sonstigen Gegenständen beworfen wird und sich kaum überreden läßt, statt in die Kabine wieder in sein Tor zu gehen, nachdem der Schiedsrichter keine Anstalten macht, das Spiel vorzeitig zu beenden.
Bei Dauerregen und kalten Temperaturen um die fünf Grad sind die Voraussetzungen zum Supporten nicht allzu gut und dazu kommt,
daß die frühe Ansetzung weder dazu angetan ist, allzuviele Leute ins Szusza Ferenc-Stadion zu locken, noch bei den Supportern beider Seiten
auf allzuviel Gegenliebe stößt. So hat man sich auf einen fünfminütigen Support-Boykott zu Beginn des Spieles geinigt und will
mit Transparenten auf beiden Seiten gegen RTL Klub und NB I protestieren, auf denen "Anstoß Sonntags um 11:30 - Quoten gegen Stimmung"
zu lesen ist. Die Spruchbänder gibt es dann auch, der Support-Boykott wird aber nur von den Gästefans wirklich durchgehalten, während die Heimsupporter zum Spielbeginn ein Intro mit buntem Rauch abliefern und von der ersten Minute an im Sprechchor aktiv sind. Dabei wird es durchaus immer mal wieder beeindruckend laut, wobei auffällt, daß auch das Publikum auf den beiden Tribünen auf den Längsseiten immer wieder mit in die Gesänge einstimmt. Auch nach dem Ablauf der Boykott-Minuten können die Anhänger aus Ferencvaros nur selten mit dem Heimsupport mithalten, obwohl die Grün-Weißen zahlenmäßig bezogen auf die eigentlichen Fanblöcke in der Mehrheit sind. Die gute Stimmung auf der Heimseite wird allerdings einmal dadurch beeinträchtigt, daß es bei vielen Ballkontakten des einen schwarzen Stürmers von Fradi lautstarkes Grunzen gibt und bei genauem Hinsehen entdeckt man auf Ujpest-Seite sogar ein KKK-Transparent am Zaun, das niemanden im Heimblock zu stören scheint.
Das Szusza Ferenc-Stadion ist ein reines Fußballstadion, das sich als komplett überdachter Allseater präsentiert. Von innen wie außen
erinnert das Stadion ein wenig an typische Anlagen aus den Niederlanden, während die Dachkonstruktion mit ihren vielen Bögen ans Grazer Arnold-Schwarzenegger-Stadion erinnert. Die Sitze sind komplett in den Vereinsfarben Lila und Weiß gehalten und werden natürlich vor allem in den Fanblöcken so gut wie überhaupt nicht genutzt. Wer genau hinguckt, kann übrigens im Oberrang der als einzigen waagerecht unterteilten Haupttribüne zwei mal "UTE" lesen, auch wenn das nicht ganz leicht zu erkennen ist. Für Beleuchtung wird mit einer hinter den Tribünen stehenden Flutlichtanlage gesorgt, die mit ihren dreieckigen Strahlerkonfiguration einen hohen Wiedererkennungswert hat und aufgrund der Wetterlage trotz der frühen Spielzeit auch heute zum Einsatz kommt. Sie verleiht der ansonsten doch eher standardmäßigen Anlage einen gewissen eigenen Charakter und ansonsten liegen die Vorzüge des Ujpest-Stadions, das früher einfach nach der vorbeiführenden Straße Megyeri út benannt war, vor allem darin, daß man aufgrund der engen Bauweise auf jedem Platz nah am Geschehen ist und von jedem Platz des Stadions aus vorzüglich sehen kann. Abstriche muß man dafür offensichtlich im Sicherheitsbereich machen, da die Fangzäune vorm Heimblock offensichtlich nicht nur zu klein sind, sondern das wie oben beschrieben auch noch ausgenutzt wird und so drohen, wenn man das auch in der ungarischen NB I nicht allzu ernst zu nehmen scheint, drastische Strafen, sollte es einmal bei einem UEFA-Spiel zu vergleichbaren Vorfällen kommen wie heute.
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