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Valenciennes AFC |
wikipedia |
Football Professionnel Français Französischer Fußballverband F.F.F. kicker.de |
wikipedia staderennais1901.com http://www.stade-rennais-online.com le portal du stade rennais |
27.08.2006, Stade Nungesser, Ligue 1 |
Der Valenciennes Football Club ist aus der 1996 Pleite gegangenen Union Sportive Valenciennes-Anzin hervorgegangen und führt in seinem
Vereinswappen weiterhin den Schriftzug 'VAFC', obwohl Anzin nach der Neugründung 1996 aus dem offiziellen Namen des Vereins verschwunden ist. Von 1935 bis 1996 hatten Valenciennes als Fahrstuhlteam immer mal wieder in der Eliteliga gespielt - in jedem Jahrzehnt war man zumindest einmal erstklassig gewesen, hatte aber keins komplett auf dem höchsten Level verbracht. Insgesamt ist überliefert, daß das Team stets sehr populär war, auch wenn die großen Erfolge genauso konsequent ausblieben - 1951 erreichte man immerhin das Pokalfinale und unterlag gegen den Racing Club Strasbourg mit 3:0. Ebenso notorisch erfolglos ist Stade Rennais, allerdings konnten die Kicker aus der Hauptstadt der Bretagne im Gegensatz zu Valenciennes den Pokal gewinnen (sogar zweimal: 1965 und 1971). Eine Meisterschaft blieb ihnen dagegen bislang versagt, aber immerhin ist Rennes jetzt seit 1994 ununterbrochen erstklassig - in der aktuellen Spielzeit sieht es nach drei Spielen ohne Sieg bei nur einem Remis aber so aus, als müsse man sich auf den Kampf ums Überleben in der Ligue 1 einstellen, so weit das zu diesem Zeitpunkt bereits gesagt werden kann.
Als erstes finden die Gäste ins Spiel und Valenciennes ist sichtlich überrascht, daß der Tabellenletzte versucht, hier offensiv aufzutreten.
Nach den ersten zehn Minuten kann sich Valenciennes ein wenig aus der Umklammerung befreien und selbst ein wenig nach vorne spielen, die nächste Großchance ist aber wieder auf Seiten der Gäste, als der Torhüter der Hausherren mustergültig klärt und den Heimfans wenigstens auf diese Art und Weise Grund zum Jubeln gibt, was man von seinen Kollegen auf dem Feld bis zu diesem Zeitpunkt kaum behaupten kann. Bei einem Freistoß kann der Goalie noch mal parieren, aber die folgende Ecke führt zum 0:1 durch einen am langen Eck völlig freistehenden Spieler von Rennes, mit dem Rücken zum Tor angespielt spektakulär als Fallrückzieher erzielt. Davon scheinen die Hausherren endlich aufzuwachen, reagieren sie doch mit wütenden Angriffen. Chancen stellen sich schnell ein, aber der Treffer will einfach nicht fallen und besonders in der 43. Minute fragt sich das ganze Stadion, warum es nicht 1:1 heißt, nachdem der Torwart der Gäste einen Eckball einem Spieler der Hausherren vor die Füße fallen läßt, der aber aus weniger als zehn Metern einen gegnerischen Feldspieler anschießt. In der 2. Hälfte setzt sich der Sturmlauf der Gäste fort, aber auch das Pech bis Unvermögen im Abschluß und als die 58. Minute ein Handspiel der Gäste im Strafraum bringt, kommt der Elfmeterpfiff des Schiedsrichters etwas voreilig - nämlich kurz vor dem erfolgreichen Torschuß von Valenciennes - und der nachfolgende Elfmeter wird von den Hausherren kläglich vergeben. Besser machen es die Hausherren dann sechs Minuten später bei einer eigentlich schwereren Standardsituation, als ein Freistoß aus gut zwanzig Metern den Weg ins Tor von Stade Rennais findet. In der 71. ist das Drehen des Spiels komplett, als ein schöne Kombination der Hausherren mit einem Schuß ins Eck abgeschlossen wird und es 2:1 heißt. Fünf Minuten vor dem Schlußpfiff verdirbt ein Torwartfehler bei einer Hereingabe von links noch fast die VAFC-Fete, aber ein Feldspieler kann auf der Linie in höchster Not vor einem einschußbereiten Spieler der Gäste klären, der letzte Treffer fällt dann in der Nachspielzeit aber doch für die Hausherren, so daß es am Ende 3:1 für den VAFC heißt.
Die Anhänger des VAFC haben sich in zwei Gruppen aufgeteilt, deren eine auf der Gegenseite Aufstellung bezogen hat,
während sich die andere - kleinere Gruppe ihre Position auf der festen Hintertortribüne hat, in deren rechtem oberen Bereich auch ein mit Gittern und Netzen abgeteilter Gästeblock zu finden ist. Die gut 50 Anhänger aus dem 600 km entferneten Rennes präsentieren hier zum Intro ihre Doppelhalter und Schwenkfahnen und haben während des gesamten Spiels ihren Block mit bretonischen Fahnen und weiteren Transparenten geschmückt. Der akustische Support wird dann nach einer Schweigeminute von dem Heimfans dominiert, was angesichts der Zahlenverhältnisse sicherlich kein Wunder ist. Beide Gruppen von Heimfans zeigen sich als aktiv und sangesfreudig und sorgen so für eine gute Stimmung, wobei nur der Support der größeren Gruppe in Ultramanier von einem mit dem Rücken zum Block stehenden Vorsänger (im Ultradeutsch "Capo") angetrieben wird. Während der Drangphase nach dem 0:1 gehen die Emotionen erstmalig richtig hoch, jede Aktion der Hausherren wird vom ganzen Stadion bejubelt, jedes Foul der Gäste führt zu lautstarken Pfiffen und Protesten der Anhänger, die jetzt wirklich zum 12. Mann ihres Teams werden. Beeindruckend sind nach dem Ausgleichstreffer die Wechselgesänge zwischen der Gegengseite und dem Rest des Stadions, die völlig spontan in höchster Lautstärke einsetzen. Auch in der Folge beteiligen sich die Heimfans im ganzen Stadion inklusive Haupttribüne an den Anfeuerungen für die Hausherren. Insgesamt kann man Valenciennes als einen echten Geheimtip bezeichnen - eine so intensive größtenteils auf lautstarken Support und direkte Reaktionen auf das Spiel bestehende und somit meist England zugeordnete - Stimmung erlebt man in Westeuropa nur noch selten - vor allem nicht auf 'der Insel', wo ein Support wie hier wohl schon als der Nungesser-Roar legendär wäre.
Das Stade Nungesser hat sich seit dem letzten Besuch von groundhopping.de stark verändert, wobei das im Wesentlichen die
Hintertorseiten betrifft. Damals war eine davon mit einer unüberdachten Tribüne bebaut, deren vorhandene Stützpfeiler zu
Spekulationen geführt hatten, daß hier eine frühere Überdachung entfernt worden sei, während es auf der anderen Seite Stehplätze oberhalb der Steilwandkurve der Radrennbahn gab, die offensichtlich früher mal Teil des Stadions war. Inzwischen ist das Fragment der Radrennbahn einer überdachten Stahlrohrtribüne gewichen, während die Tribüne gegenüber gedeckt ist, so daß es wohl eher so zu sein scheint, daß beim letzten Besuch die Baumaßnahmen wegen der Drittklassigkeit des AFC unterbrochen waren und später wieder aufgenommen wurden. Die beiden Seitentribünen sind im alten Zustand verblieben: die Haupttribüne ist das höchste Bauwerk der Anlage und mit Schalensitzen versehen, die Gegentribüne ist ein überdachter Stehplatzbereich, wie er heutzutage kaum noch zeitgemäß ist, den aber viele Fans in den Allseater-Arenen moderner Zeiten gerne gegen ihre eigenen Tribünen eintauschen würden.
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