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Spanien |
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27.06.2006, WM-Stadion Hannover / Niedersachsenstadion, FIFA WM 2006 |
Im letzten Achtelfinalspiel der
FIFA WM 2006 treffen in Hannover die Nationalmannschaften von Spanien und Frankreich aufeinander,
um zu ermitteln, wer am Samstag in Frankfurt gegen die Selecção Brasiliens antreten darf. Als Favorit gelten
diesmal bei den meisten die Iberer, die eine überzeugende Gruppenphase hinter sich haben und als echter Anwärter auf
den Titel gelten, während das von vielen für überaltert und satt gehaltene Team Frankreichs sich auf einen zweiten Gruppenplatz
hinter der Schweiz gequält hat und von den wenigsten für noch konkurrenzfähig gehalten wird. Eine Rechnung hat Spanien mit dem
östlichen Nachbarn auch noch offen: vor genau sechs Jahren und zwei Tagen trafen die beiden Mannschaften im Viertelfinale der Euro 2000
im gut 500 km entfernten Brügge aufeinander. Frankreich siegte denkbar knapp mit 2:1, wobei der unglückliche Raoul in der Nachspielzeit
einen Elfmeter in den belgischen Nachthimmel schoß - Spanien mußte heimfahren und Frankreich kehrte schließlich mit dem Titel in der
Tasche ins eigene Land zurück.
In der Anfangsphase scheinen sich die Prognosen zu bewahrheiten, denn die spanische Selección setzt die frazösische Equipe unter Druck
und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das Spiel den vorausgesagten Gang nimmt. Als Thuram nach 27 Minuten im Strafraum zu
einem Foul gegen Pablo greifen muß, läßt sich Valencias Villa die Elfmeterchance nicht entgehen und trifft zum 1:0 für seine Farben. Danach
setzen die Spanier nach, können aber keine weiteren Tore erzielen und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, als kurz vor der Pause quasi aus dem Nichts der Ausgleich fällt. Die spanische Abseitsfalle schnappt nicht zu - Henry steht zwar im Abseits, greift aber nicht ein - und so kann der angespielte Ribery frei aufs Tor gehen, Keeper Cassillas umkurven und den Ausgleich markieren. In der zweiten Hälfte verlegen sich die Franzosen auf eine Abwehrtaktik und lassen Spanien erst mal kommen, dessen Außenstürmer immer schon vorm Strafraum Richtung Mitte ziehen und sich so selbst die Räume eng machen, so daß die gegnerische Abwehr zumeist leichtes Spiel hat. So geht es bis zur 83. Spielminute - dann bietet sich durch einen umstrittenen Freistoß die Chance für Frankreich und Vieira steht am langen Pfosten, von wo aus er den Führungstreffer für Frankreich markieren kann. Danach versuchen die Spanier noch mal alles, der letzte Treffer fällt aber in der Nachspielzeit auf der anderen Seite und mal wieder hat sich die Geschichte wiederholt, daß ein ambitioniertes Team von der iberischen Halbinsel unerwartet und vorzeitig in den Flieger nach Madrid steigen muß.
Die beiden Fangruppen sind nicht allzu groß - etwa 7000 Spaniern stehen vielleicht 4000 Franzosen gegenüber -, geben sich aber alle Mühe, ihre jeweiliges
Team zu supporten. Die Franzosen präsentieren zum Intro ein Blocktrikot und eine zusätzliche Fahne, auf spanischer Seite gibt es einige Transparente zu sehen. Nachdem die spanischen Fans ihre Hymne mitgesungen haben (gar nicht so leicht bei einem Stück ohne Text, aber man kann sich ja mit "la la la" behelfen), fallen viele davon unangenehm auf, indem sie die Hymne des Gegners auspfeifen. Danach ist das unangeheme Auffallen dann aber wieder Sache der deutschen Idioten-Fraktion, die mit ihren üblichen Gesängen ("Ohne Holland..." "Steht auf, wenn Ihr Deutsche seid" usw.) mal wieder jede Achtung vor den agierenden Teams und ihren Fans vermissen lassen (um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: es handelt sich um eine Minderheit der anwesenden deutschen Fans, aber um eine ebenso lautstarke wie dummdreiste Minderheit, so daß man das nicht unter den Tisch fallen lassen kann). Nach dem Führungstor strotzen die spanischen Fans vor Selbstbewußtsein und stimmen "Si! Si! Si! Nos vamos a Berlin!" an (Ja! Ja! Ja! Wir fahren nach Berlin!) wobei es natürlich keine Rolle spielt, ob das "con Holandia" oder "sin Holandia" passieren wird. Am Ende sind es dann doch wieder die Franzosen, die feiern, und so manche der Fans in Rot haben wohl ein Gewisses Deja-Vu-Gefühl, soweit man nicht einfach in Tränen ausbricht oder zumindest kurz davor steht, während die französischen Fans das vermutlich selbst vor dem Spiel für eher unwahrscheinlich gehaltene Weiterkommen ihrer Equipe feiern dürfen.
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