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Wydad AC |
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31.12.2011, Stade Mohamed V, GNF 1 |
Zum 111. Mal treffen heute der Wydad Athletic Club und der Raja Club Atheltic im Stadtderby von
Casablanca aufeinander, das in Marokko als das "derby entre les frères ennemis", also das "Derby
zwischen den verfeindeten Brüdern" bekannt ist. Auf der einen Seite stehen die Rot-Weißen vom
1937 als Schwimmverein gegründeten Wydad, dessen zwei Jahre später hinzugekommene Fußballabteilung
zwischen 1957 und 2010 zwölf Meisterschaften in die Hafenstadt holte und so zusammen mit FAR Rabat
marokkanischer Rekordmeister ist. Auf der anderen stehen die Grün-Weißen von Raja, das nach seiner
Gründung durch marrokanische Nationalisten 1949 direkt in die erste Liga durchmarschierte und sich mit
seinen seither zehn Titeln nicht viel weniger Edelmetall sichern konnte, auch wenn es bis 1988 dauerte,
ehe die Meisterschaft erstmalig an die heutigen Gäste ging. Momentan steht man so gut wie gleich da,
denn Wydad hat zwar drei Punkte weniger auf dem Konto als die 23, die Raja bisher sammeln konnte, dafür aber
ein Spiel in der Hinterhand. Beide liegen allerdings
deutlich hinter FUS Rabat zurück, das bereits 30 Zähler für sich verbuchen konnte. So müssen
Raja, das aktueller Titelträger ist und Wydad, denen man die Meisterschaft abgenommen hat, punkten,
um zu verhindern, daß der Titel erstmalig seit 2008 in die Hauptstadt geht.
Leztendlich ist es also nur ein Sieg, der heute zählt, was beiden Kontrahenten deutlich anzumerken ist,
die sofort in die Offensive gehen und versuchen, einen Treffer zu erzielen. So kommt Wydad bereits in
den Anfangsminuten zu einer guten Chance per Freistoß, und das soll symptomathisch für die weitere Partie
sein, in der die Abwehr Raja immer wieder hart gegen die Stürmer des Gegners einsteigt und Freistöße
produziert. Die größte Chance des ersten Abschnitts ist freilich auf der Seite von Raja, als Rachid
Soulaimani den Ball per Kopf aus kurzer Distanz an die Querlatte des Wydad-Tors befördert. Insgesamt
sind die "Hausherren" das überlegene Team, aber man bringt sich immer wieder selbst in Schwierigkeiten, so
kurz vor Halbzeit, als man sich dreimal in Folge beim Versuch des Spielaufbaus aus der eigenen Abwehr
Fehlpässe erlaubt, Raja aber nicht konsequent den Abschluß sucht. Auch in der zweiten Hälfte wird nicht
gemauert, aber ein Treffer will einfach nicht fallen, und so läuft das Spiel am Ende ganz im Sinne von
FUS Rabat und endet mit einem torlosen Unentschieden, das selbst die in den Nachmittagstunden folgende
Niederlage des Spitzenreiters bei CODM Meknès verschmerzbar macht.
Obwohl wie gesagt Wydad heute als Gastgeber im gemeinsam genutzen Stadt Mohamed V fungiert, ist die
Anlage nahezu paritätisch zwischen den Anhängern der beiden Teams aufgeteilt. Das Stadion ist bereits
90 Minuten vor Anpfiff gut gefüllt und man macht sich daran, sich auf beiden Seiten warmzusingen. Beim
Einlaufen der Mannschaften gibt es dann von beiden Fangruppen eine aufwändige Choreographie, die lückenlos
in einen massiven Pyroeinsatz von roten bengalischen Feuern und Rauch übergeht, mit denen dafür gesorgt
wird, daß im ganzen Stadion zwischenzeitlich die Sicht vernebelt ist. Auch während des Spiels werden
immer wieder Rauchtöpfe und bengalische Feuer gezündet, und zwar in allen Bereichen inklusive der Haupttribüne,
wobei die "Bengalen" größtenteils auf die Laufbahn geworfen und vom Ordnungspersonal - 10000 Ordner und
Polizisten sollen heute aufgeboten worden sein - in Sandeimern gelöscht werden und es in der zweiten Hälfte
auch diverse Raketen aus dem Raja-Block gibt. Gesungen wird natürlich auch, dabei erreicht man teilweise
eine beträchtliche Lautstärke, allerdings gibt es auch längere Phasen, in denen kaum was zu hören ist, besonders
am Ende der ersten Halbzeit. Schließlich werden während des gesamten Spiels besonders von den Raja-Fans immer
wieder Spruchbänder im Block präsentiert, so daß trotz der Supportpausen
letztendlich alles geboten wird, was zu einem echten Derby
dazugehört und was das "Casa-Derby" zu einem besonders besuchenswerten Spektakel macht.
Das Stade Mohamed V wurde noch zur französichen Kolonialzeit gebaut und am 6. März 1955 unter dem Namen
Stade Marcel Cerdan eingeweiht, aber bereits ein Jahr später nach der Unabhängigkeit des Landes zunächst
in Stadt d'Honneur umbenannt. Den heutigen Namen trägt die Anlage, seit sie für die Mittelmeerspiele 1981
komplett umgebaut und mit einer Kapazität von 80000 Zuschauern deutlich vergrößert - vorher hatten 30000
gepaßt - neueröffnet wurde. Sie besteht aus einer überdachten Haupttribüne, die mit roten Plastiksitzen
ausgestattet ist und offenen Kurven, die mit Stehtraversen daherkommen, ebenso wie größtenteils die genauso
ungedeckte Gegenseite, wo es allerdings im unteren Bereich auch noch ein paar Sitzplätze gibt. Prinzipiell
handelt es sich um ein Mehrzweckstadion mit Laufbahn als klassische ovale Schüssel, die in den Complexe
Sportif Mohammed V eingebettet ist, zu dem auch noch eine Sport- und eine Schwimmhalle sowie Administrativbauten
wie ein Anti-Doping-Center gehören. Den Zuschauerrekord in dem etwa sieben Kilometer vom Bahnhof Casa Voyagers
entfernt in der Innenstadt von Casablanca gelegenen Stade Mohamed V hält allerdings kein Fußballspiel, sondern
Popsängerin Rihanna, die hier 2008 im Rahmen ihrer "Good Girl Gone Bad"-Tour vor mehr als 100000 Fans
aufgetreten ist.
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