Concordia Basel vs. Xamax Neuchatel 4:0
457 Zuschauer
Der FC Concordia Basel wurde 1907 gegründet und kann sich auf die Fahnen schreiben, der erfolgreichste Schweizer Fußballclub überhaupt zu sein. Allerdings gilt das nur für den Amateurbereich, denn die Kicker aus der Basler Nordstadt haben zumeist in der 1. Liga, also der obersten Klasse unterhalb des Profibereichs gespielt, der man über 50 Jahre lang angehörte und deren Tabelle Concordia anführt. In der Saison 2001/02 stieg man dann in die Serie B auf, was eine Rückkehr war, die jedoch nur von den ältesten Fans des Clubs als solche empfunden worden sein durfte. Von seiner Gründung bis in die 1930er Jahre war der Club durchgängig in Serie B und A gewesen, bevor man 1934 aufgrund finanzieller Probleme zum Zwangsabsteiger wurde, und danch folgten sporadische Aufstiege in die Serie B, die jedoch nie von Dauer waren und seit 1959 war kein weiterer Aufstieg in die Nationalliga geschafft worden - dafür fand man sich 1979 sogar in der 2. Liga wieder, der man drei Jahre lang angehörte. Heute hat man es im Schweizer Cup mit Xamax Neuchatel zu tun, die bereits viermal im Endspiel des Cups standen, es aber nie gewinnen konnten. Der dreimalige Meister des Landes hatte 2006 selbst den Abstieg aus der Nationalliga A hinnehmen müssen, kehrte jedoch sofort in die Eliteliga zurück und kommt so als Erstligist und hoher Favorit nach Basel, auch wenn die bisherige Saison eher durchwachsen für die Neuenburger verlief und man in der Liga nur drei Punkte vor dem Relegationsplatz - in der Schweiz als Barrage bezeichnet - zu finden ist.
In der ersten Hälfte wird Xamax Neuchatel seiner Favoritenrolle durchaus gerecht, zumindest wenn man nach Spielanteilen und in der Anfangsphase auch Torchancen geht. Die läßt man freilich ein und mit zunehmender Spieldauer tut sich der Favorit zunehmend schwerer, überhaupt noch zu Möglichkeiten zu kommen. So geht es mit einem torlosen Remis in die Pause und vermutlich wird die Atmosphäre in der Kabine der Neuenburger schon etwas angespannt sein, auch wenn man noch nicht ahnen kann, wie übel einem in den nächsten zwölf Minuten der Partie mitgespielt werden wird. Die Mannschaften sind kaum richtig auf dem Platz, als es zum 1:0 einschlägt, direkt der nächste Angriffszug bringt nach sehenswertem Spielzug, der ohne nennenswerten Widerstand der Gäste hingenommen wird, das 2:0 und es wird gerade die 57. Minute angezeigt, als Concordia dem Gegner einen dritten Treffer einschenkt - per sehenswertem Schlenzer über den Torwart - und so für die endgültige Vorentscheidung sorgt, wobei die Katastrophe für Xamax ein Gesicht hat, denn alle Tore werden von Rainer Bieli erzielt, der den Gästen wohl demnächst in ihren Träumen erscheinen wird. Danach spielen die Gäste wieder etwas mehr nach vorne, aber es entsteht nie der Eindruck, Xamax Neuchatel könnte die Energie aufbringen, das Spiel noch mal rumzureißen, und so fällt der letzte Treffer abermals für den FC Concordia und dem Nationalliga-A-Team bleibt peinlicherweise sogar ein Ehrentreffer versagt.
Congeli wird der FC Concordia Basel liebevoll von seinen Fans genannt, so heißt es, doch man muß sich fragen, wo diese Fans überhaupt sind. Ein Besuch von 457 Zuschauer ist nicht gerade überwältigend und gut 15 Prozent davon dürften angereiste Neuenburger sein. Aktive Unterstützung gibt es dann auch gar nicht für die Gastgeber, auch wenn der eine oder andere Fanschal von ihnen zu sehen ist und ihre Treffer immerhin ein wenig bejubelt werden. Auffällig ist, daß auch zahlreiche Utensilien des Lokalrivalen FC Basel bei den Heimfans zu sehen sind - tatsächlich scheint es sich beim Verhältnis der Concordia zum FC eher um sowas wie einer Juniorpartnerschaft als um eine echte Rivalität zu handeln und so wäre es heute vielleicht voller, würde nicht der FC Basel gleichzeitig zum Pokalspiel in Thun weilen (und übrigens ebenfalls 4:0 gewinnen). So bleibt es den Gästefans überlassen, so etwas wie Stimmung zu machen, und in der ersten Hälfte gibt man sich nach seinem Intro mit einigen Schwenkfahnen auch alle Mühe, bevor den Rot-Schwarzen in der zweiten Hälfte das Supporten vergeht - nach dem 4:0 verlassen dann auch mindestens die Hälfte der Xamax-Fans den Ort der Schande - gute 25 Minuten vor dem Schlußpfiff.
Nach einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung trägt Concordia nur mit Sondergenehmigung seine Spiele im Rankhof-Stadion aus und blickt dem Zwangsabstieg entgegen, sollte es nicht bis 2010 konkrete Aus- oder Umbaupläne geben. Verglichen mit anderen Nationalliga-B-Stadien fragt man sich allerdings, warum das so ist, denn eigentlich scheint die Anlage eher zu den besseren ihrer Spielklasse zu gehören. Am auffälligsten ist die hochgesetzte Tribüne des Stadions, die genau genommen auf Stelzen steht, die man so auch als Unterstand nutzen oder das im 'Untergeschoß' etwas zurückgesetzte Vereinsheim aufsuchen kann, aber auch die Sitzplätze auf der Tribüne selbst sind gedeckt und auf dem Dach der Tribüne prangt groß der Schriftzug RANKHOF, so daß keine Mißverständnisse auftauchen können, wo man gelandet ist. Der Rest der Anlage ist mit hohen Stufen ausgebaut, wobei es keine weiteren überdachten Bereiche gibt. Hinter einem Tor ist der Gästebereich untergebracht und hier findet sich auch eine kleine Anzeige - die an die Straße zum Rhein hin grenzende Gegengerade ist dann auch gleich ganz gesperrt und an einem Punkt kann die mangelnde Qualifikation für den Profifußballl sicherlich nicht liegen, nämlich an der für Concordia viel zu großen Kapazität der Anlage. Eigentlich macht die Anlage eher den Eindruck, vielen Spielstätten der gleichen Liga überlegen zu sein.