SC Berliner Amateure |
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01.12.2013, Stadion Züllichauer Straße, Kreisliga Berlin A, Staffel 1 |
Beim SC Berliner Amateure handelt es sich nicht, wie man fälschlich annehmen könnte, um die zweite
oder eine sonstige Mannschaft von Hertha BSC, sondern um einen eigenständigen Verein, der 1920 in
Berlin-Kreuzberg gegründet wurde und vor dem 2. Weltkrieg sportlich keine große Rolle spielte - nur
eine Viertelfinalteilnahme am Berliner Pokal ragt da etwas aus dem unterklassigen Sumpf hinaus.
1949 neugegründet, sollte in den 1960er Jahren der Höhepunkt in der sportlichen Entwicklung des
Clubs folgen, der damals bis in die drittklassige Amateurliga Berlin kletterte und da in der
Aufstiegssaison hinter den Sportfreunden Neukölln und dem TuS Wannsee auf Platz drei landeten - drei
war dann auch die Zahl der Jahre, die man sich in der Amateurliga halten konnte, bevor es wieder
nach unten ging. Danach ging es wieder in die Niederungen des Amateurfußballs, in denen die
Kreuzberger noch heute feststecken. Da - genauer gesagt in der Kreisliga A - hat man es heute mit
einem ganz großen Traditionsclub zu tun bzw. dessen zweiter Mannschaft, denn der Berliner SV 92 ist
der Nachfolger von Berliner Thor- und Fußball-Club Britannia 1892, einem der ältesten deutschen
Fußballclubs überhaupt, der 1900 an der Gründung des DFBs beteiligt war und sich 1904 für das
Endpiel um die Deutsche Meisterschaft qualifiziert hatte, aber im Fußball nie den großen Wurf
schaffte. Im Gegensatz zu den Abteilungen Handball und Rugby, die insgesamt drei deutsche
Meisterschaften in den Heimatbezirk des BSV, Charlottenburg-Wilmersdorf holen konnten.
Ob man es 1904 geschafft hätte, wird sich übrigens nie klären, denn der DFB sagte nach Protesten
des unterlegenen Viertelfinalisten Karlsruher FV kurzerhand die in Kassel geplante Finalbegegnung ab
und annulierte die komplette Finalrunde - schuldig war der Verband selbst gewesen, der gegen seine
eigene Satzung verstoßen und das Viertelfinale, statt wie vorgeschrieben auf neutralem Platz, bei der
Britannia austragen hatte lassen.
Auf dem Papier verspricht die Partie eine klare Sache für die Gastgeber zu werden, denn man steht
mit 20 Punkten aus 13 Spielen im Mittelfeld des Classements, während der BSV II im unteren Bereich
der Tabelle herumkrebst, aber es sind von Anfang an die Gäste, die taktisch diszipliniert gegen die
offensiven Versuche der Hausherren agieren und selbst immer wieder zu Chancen kommen. Allerdings
könnte da ein kleiner taktischer Kunstgriff eine Rolle spielen, der später seitens der Amateure
kritisiert wird, denn der BSV hat das Spiel seiner ersten Mannschaft abgesagt, als
abgeschlagener Tabellenletzter eine 0:6-Wertung hingenommen und tritt jetzt auch mit Spielern an
der Züllichauer Straße an, die vor einer Woche noch in der Bezirksliga gekickt haben. Wie dem auch
sei - tatsächlich ist es der Berliner SV 92, der in der 33. Minute durch Sebastian Bobczyk in Front
geht und noch vor der Halbzeitpause durch den gleichen Spieler einen zweiten Treffer drauflegt.
Damit erscheint der Partie so gut wie gelaufen, aber die SCB Amateuere haben ihr Pulver noch nicht
verschossen und drängen jetzt auf den Anschlußtreffer, der aber erst in der 81. Minute durch Sinan
Hozic fallen soll. Danach setzt man alles auf eine Karte und wirft alles nach vorne, was man mit
dem Gegentreffer zum 1:3 durch Selcuk Dogan bezahlt - ein Treffer ins leere Tor, nachdem Amateure-Goalie Stefan Gutwillinger weit mit nach vorne gerückt ist.
Das Stadion an der Züllichauer Straße ist eine bemerkenswerte Anlage, die nicht nur wegen ihrer
Kapazität von 7000 Zuschauern mehr als Kreisliga-Fußball verdient hätte. Sie verfügt auf allen Seiten über
Ausbau und kommt insgesamt herrlich altbacken daher, wenn man davon absieht, daß die
Spielfläche selbst inzwischen aus Kunstrasen besteht, was dann doch einen gewissen Stilbruch darstellt.
Bis auf wenige Holzbänke vor den eigentlichen Rängen auf beiden Längsseiten und eine - mit
Fußballgraffitti verzierte - Minitribüne oberhalb der Stufen auf einer Seite, gibt es hier zwar keine
Sitzplätze, aber dafür kommt jede Seite des Platzes mit einer jeweils einzelstehendenen Traverse
daher, die über unterschiedlich viele - teils etwas windschiefe und moosbewachsene - Stufen verfügen.
Hinter der 'Gegenseite' (also der ohne Tribünchen) sorgt ein auf der anderen Seite der Straße
liegender Friedhof, dessen Grüfte man teilweise ausmachen kann, für eine ruhige Atmosphäre. In
einem Hintertorbereich gibt es noch - allerdings auch hinter der Tribüne befindlich und somit ohne
Blick aufs Spielfeld, ein Gebäude, in dem es neben den Umkleiden auch eine Theke zum Verkauf von Speisen
und Getränken gibt, wozu hier neben dem klassischen Stadion Fast Food auch Fladenbrot mit der
scharfen türkischen Wurst Sucuk gehört, die nicht nur der Verfasser dieser Zeilen für das leckerste
denkbare Stadionfutter überhaupt hält.
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