Korona Kielce
vs.
Śląsk Wrocław 1:1

Korona Kielce wurde am 10. Juli 1973 gegründet und verbrachte die ersten beiden Jahrzehnte seiner Existenz in zweit- und dritthöchster Spielklasse des Landes. So wäre es vermutlich auch weitergelaufen bei dem Club, der die Krone in Vereinsnamen und Zeichen aus dem Wappen seiner in der Provinz Świętokrzyskie (Heiligkreuz) gelegenen Heimatstadt entliehen hat, wäre er nicht 2002 vom Multimillionär Krzysztof Klicki gekauft worden. Danach stieg man auf kürzestem Weg in die Eliteliga des Landes auf, die man nur 2008 nach der Beteiligung an einer Korruptionsaffäre verlassen mußte, in die man jedoch aufgrund des Lizenzentzugs für Widzew Łódź zur aktuellen Spielzeit als Dritter der 1. Liga zurückkehren konnte. Heute trifft man in einem Mittelfeldduell (Achter gegen Siebter) auf Śląsk Wrocław, das im dritten Jahr seit dem Wiederaufstieg erstklassig ist, und die Schlesier haben sich mit einem achten und einem sechsten Tabellenplatz seit dem Aufstieg in der Liga etabliert.

Die Gastgeber sind eindeutig überlegen und man kommt auch durchaus zu Chancen, aber zu schwache Schüsse, unüberlegtes Abspielen und ähnliche Fahrlässigkeiten verhindern, daß man sich entscheidend durchsetzt. Kurz vor der Halbzeit hat man bei einem Gewaltschuß Pech, der das Tor nur knapp verfehlt, so daß es mit 0:0 in die Pause geht, und das, obwohl Wojciech Kaczmarek im Tor der Gäste nicht immer den sichersten Eindruck gemacht hat. Im zweiten Abschnitt geht es ähnlich weiter und die Zeit beginnt den Hausherren wegzulaufen, die aber ab der 72. Minute in Überzahl spielen, nachdem Śląsks Celeban nach einer Notbremse vom Schiedsrichter unter die Dusche geschickt wird. In der 78. Minute ist es dann doch so weit und der dunkelhäutige Brasilianer Edi Andradina schießt zum bejubelten 1:0 ein. Als Edi, wie man ihn in Kielce schlicht nennt, fünf Minuten später das Feld unter standig ovations der Zuschauer verläßt - er scheint die Rollen von Mannschaftskapitän, Publikumsliebling und zumindest heute auch Torschütze - zu vereinigen, scheint die Korona-Welt in Ordnung zu sein, aber kurz vor Schluß ist der Jubel ganz auf den Seiten der Gäste, für die der eingewechselte Vuk Sotirovic einschießt und so für eine aufgrund des Spielverlaufs nach dem Tor sicherlich nicht mehr erwartete Punkteteilung sorgt, die den hochüberlegenen Hausherren wie eine Niederlage erscheinen muß.

Die Zuschauerzahl in Kielce hat sich seit dem Umzug ins hochmoderne neue Stadion signifikant verbessert und auch am heutigen Tag kann sie sich sehen lassen und ist am Ende die beste Zuschauerzahl bei einem Fußballspiel in Polen an diesem Wochenende. Die Gastgeber haben, wie schon vor der Partie zu erkennen ist, eine aufwändige Choreographie vorbereitet, die aus mehreren Teilen besteht und zum Teil unter die Decke gezogen werden soll. Das passiert dann auch, allerdings erst deutlich nach Einlaufen der Teams und Anstoß der Partie. Zu sehen ist eine Westernkulisse, vor der ein sehr an Lucky Luke erinnernder Revolverheld mit der Nummer 12 zu sehen ist, womit die Fans sich vermutlich selbst meinen, da die Nummer im Kader der Polen nicht vergeben ist. Im weiteren gibt es bis auf eine Mini-Pyroaktion mit zwei roten bengalischen Feuern und ein handgeschriebenes Spruchband akustischen Support, während die Śląsk-Fans, die in der Diagonale zwischen Gegenseite und Hintertorbereich untergebracht sind, nach besten Kräften dagegen halten. Das Ende ist bekannt - Edi Andradina trifft, wird mit stehendem Applaus verabschiedet - und kurz darauf ist die Freude auf Seiten der Gäste.

Das Stadion Miejski - also das Städtische Stadion - ist zwischen 2004 und 2006 für etwa 10 Millionen Euro erbaut und mit einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund eingeweiht worden, das Korona Kielce mit 4:1 gewinnen konnte. Es ist, wie der Name sagt, im Besitz der Stadt Kielce, was vielleicht der Grund dafür ist, daß die Sitze in schlichtem Grau gehalten sind, statt in den Vereinsfarben Koronas Rot und Gelb gestaltet zu sein. Insgesamt kommt die Anlage als reines Fußballstadion und Allseater daher, wobei natürlich in den Fanbereichen gestanden wird. Alle Plätze sind überdacht, was aber angesichts der Höhe der nach hinten offenen Dachkonstruktion bei etwas windigem Wetter nur theoretischen Regenschutz bilden dürfte und aufgrund der Transparenz des Daches selbst den Nachteil hat, auch nicht effektiv gegen die Sonne zu schützen, wenn das auch schick aussehen mag. Die theoretische Gesamtkapazität des Stadions liegt bei 15500 Zuschauern, was allerdings die im Ligabetrieb nötigen Pufferblöcke neben dem Gästebereich nicht berücksichtigt, so daß Korona faktisch nur 14600 Karten verkaufen kann.