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Hapoel Nazareth Illit |
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Israelischer Fußballverband kicker.de |
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02.04.2005, Green Stadium, Premier League |
Die heutige Partie des Aufsteigers und überraschenden Tabellenfünften Hapoel Nazareth-Illit gegen
Maccabi Petach-Tikwa ist zweifellos das Spitzenspiel des 27. Spieltags in Israel, denn die Gäste
kommen nicht nur als Vizemeister nach 'Upper Nazareth', wie der Name des Heimatorts der Gastgeber in der englischsprachigen Jerusalem Post übersetzt wird, sondern liegen auch aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz und scheinen bei fünf Punkten Vorsprung auf sicherem UEFA-Cup-Kurs zu liegen. Im diejährigen Wettbewerb hatte Maccabi die Qualifikation beim Nachbarduell gegen das zypriotische Team
AEK Larnaka ohne Gegentor überstanden (3:0 und 4:0), um dann in der ersten Runde 5:0 beim SC Heerenveen zu verlieren - das Rückspiel fand wegen eines Generalstreiks in Israel nie statt. Heute jedenfalls hat der Neuling also die Gelegenheit, durch einen Heimsieg die Ambitionen auf eine eigene Teilnahme am UEFA-Cup zu unterstreichen, die nicht einmal so unwahrscheinlich ist. Der dafür ausreichende dritte Tabellenplatz wäre bei einem Sieg vorrübergehend erreicht, wobei Bnei Yehuda Tel Aviv am Abend die Chance haben würde, mit einem eigenen Spielgewinn wieder an Nazareth-Illit vorbeizuziehen.
Das Heimteam ist in der ersten Hälfte überlegen, aber der Aufsteiger ist nicht konsequent genug, um
Maccabi ernsthaft in Gefahr zu bringen und kommt mit der harten Gangart des Gegners nicht klar, zumal
der Schiedsrichter trotz einiger dementsprechender Forderungen von Mannschaft und Publikum der Gastgeber
keinen Elfmeter gegen Petach-Tikva verhängt. In der 60. Spielminute zeigt dann der Gästekeeper bei einem Freistoß Schwächen und nachdem diese Szene noch folgenlos bleibt, kommt es dann nach einem weiteren Freistoß sieben Minuten später per Kopfball zur völlig verdienten Führung von Nazareth. Zehn Minuten vor Schluß gelingt Maccabi Petach-Tikva der überraschende Ausgleich, als der Torhüter einen Ball nur abklatschen lassen kann und ein Gästespieler den Fuß - halb absichtlich, halb als Abpraller - an den Ball bekommt und das Leder über die Linie bringen kann. Danach wollen die Hausherren mehr und das geht schließlich nach hinten los. Zweimal gelingt es Maccabi, die weit aufgerückte Abwehr von Nazareth zu überlisten und gegen die so völlig frei vor seinem Tor auftauchenden Gegenspieler hat auch der Goalie der Hausherren kein Mittel, so daß es am Ende einen 1:3-Sieg für die Gäste gibt, mit dessen Vorhersage man sicherlich zehn Minuten zuvor eine hervorragende Wettquote hätte erzielen können.
Die beiden Fangruppen stehen nebeneinander in den Außenbereichen einer Längsseite. Sowohl die Anhänger
der Hausherren als auch die aus dem etwa 150 Kilometer entfernt bei Tel Aviv liegenden Petach-Tikva haben eine Trommel mitgebracht, die sie auch ausdauernd einsetzen. Dabei gibt es auch immer wieder Gesänge zu hören, bei den Hausherren in Form von "Allez, Hapoel!" teilweise sogar in für westeuropäische Ohren verständlicher Form. Bei Freistößen und ähnlichen Gelegenheiten sorgen die Heimfans durch Trampeln auf der Tribüne für eine teilweise beachtliche Lärmkulisse. Nach dem Führungstreffer wird die Unterstützung für Nazareth noch mal intensiver, jetzt machen teilweise fast alle bei den Sprechchören mit oder betätigen sich per Klatschen oder Stampfen am Gästesupport. Am Ende ist man natürlich etwas ernüchtert, aber das Publikum gibt der Mannschaft keine Schuld, sondern feiert sein Team trotz der Niederlage weiter, während der eigentliche Spaß jetzt natürlich bei den Anhängern der Gäste stattfindet.
Hapoel Nazrath-Illit hat seine Partien einige Zeit im Stadion Ilut des gleichnamigen Nachbardorfs
ausgetragen, konnte aber inzwischen in die eigene Gemeinde zurückkehren, wo seit Mitte 2004 das neue
Green Stadium zur Verfügung steht, das seinen Namen nicht von der Farbe Grün ableitet, sondern vielmehr
durch eine 'Gabe der Familie Irwin und Bethea Green zum Vorteil aller Einwohner in unseren Gemeinden', wie auf einer Gedenktafel verkündet wird. Die Anlage ist alles andere als schön und scheint angesichts der einen Stahlrohrtribüne, auf die sich der Ausbau beschränkt - von daher ist wohl auch klar, daß die Fans nebeneinander stehen müssen -, eher schnell aus dem Boden gestampft worden zu sein. Auf der anderen Seite bietet die Stahlrohrtribüne, die mit roten und weißen Sitzen bestückt ist, auch echte Vorteile, denn so wird es durch das bereits erwähnte Stampfen der Fans natürlich richtig laut - um genau zu sein sind es übrigens eigentlich doch zwei, aber eben nebeneinanderstehende Tribünen. Außerdem kann man dem Stadion zugute halten, daß die Tribüne sehr nah am Spielfeld steht und bei Bedarf ließen sich wohl
relativ leicht weitere Tribünen einrichten, zumal das Spielfeld gegen das umliegende Gelände leicht abgesenkt ist. Die jetzige Kapazität, wohl etwa 4000 Plätze, scheint aber angesichts der heutigen Resonanz durchaus angemessen und tatsächlich gibt es auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß eine solche Baumaßnahme kurzfristig anstehen könnte. Direkt hinter einer Hintertorseite liegt übrigens ein Kleinfeldplatz mit eigenem Flutlicht, so daß zumindest hier mit Sicherheit kein weiterer Publikumsbereich geplant ist.
Info
Die lateinischen Schreibweisen isralischer Namen sind übrigens oft alles andere als eindeutig. So ist beim Heimatort der Hausherren teilweise auch von Nazrat oder Nezrat die Rede, die Gäste kommen aus einer Stadt, die auch schon mal als Petah-Tiqwa ausgeschildert ist. Wir haben uns hier zur Bezeichnung Nazareth entschieden, da es sich bei der Stadt um den aus der Bibel berühmten Ort handelt, der unter diesem Namen sicherlich am bekanntesten ist (auch wenn es den Stadtteil 'Upper Nazareth' damals vermutlich noch nicht gab), während wir die Schreibweise Petach-Tikva von der Homepage von Maccabi übernommen haben. Übrigens gilt das gesagte auch für eine noch bekanntere Stadt, auf die auf Verkehrsschildern auch schonmal unter dem Namen "Yerushalim" oder ähnlich hingewiesen wird.
Info
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