TSV 1860 Rosenheim vs. SB DJK Rosenheim 1:0
ca. 1200 Zuschauer
Der TSV Rosenheim geht auf die 1860 gegründete Turnfeuerwehr Rosenheim zurück, die sich 1873 in den Turnverein Rosenheim umgewandelt hatte. Eine Fußballabteilung kam 1919 dazu, löste sich jedoch zwischenzeitlich unter dem Namen SSV Rosenheim vom Mutterverein. Von 1946 bis 1950 trat man unter dem Namen ASV Rosenheim auf, bevor man sich schließlich TSV 1860 Rosenheim nannte. Bis auf ein paar kurze Abstecher in die Bayernliga - zuletzt in der Spielzeit 1997/98 - war man fast ständig in der wie auch immer genannten Spielkasse darunter aktiv, wo man als Spitzenreiter in die bereits heute startende Rückrunde geht und sich so Hoffnungen macht, nach elf Jahren Abwesenheit in die Bayernliga zurückzukehren. Der SB DJK Rosenheim ist im unteren Mittelfeld der Tabelle zu finden und dürfte als Aufsteiger froh sein, nicht unmittelbar gegen den Abstieg kämpfen zu müssen. Die Binsenweisheit, daß Derbies ihre eigenen Gesetze haben, scheint aber auch in Rosenheim zu gelten: immerhin hat der SB im Auftaktspiel der Liga mit 1:0 gegen den Rivalen gewonnen und man hätte sicherlich auch dieses Mal nichts dagegen, dem Spitzenreiter in dessen eigenem Stadion ein Bein zu stellen.
Die Anfangsphase bringt ein durchaus munteres Spielchen, in dem beide Clubs ihre Chancen haben. Es ist zwar zu erkennen, daß die Gastgeber über die bessere Spielanlage verfügen und stärker auf spielerische Mittel setzen als ihr Gegner, der aber versteckt sich nicht und kommt besonders in der Spielphase kurz vor der Halbzeitpause sogar zu den deutlich besseren Möglichkeiten, so daß es eher der TSV 60 ist, der mit dem Halbzeitergebnis zufrieden sein kann als sein Gegner. Eine Spitzenmannschaft zeichnet aus, daß sie auch ihre schwächeren Spiele gewinnt, und insofern belegt der TSV 1860 Rosenheim heute eindeutig, diese Bezeichnung zu verdienen. Nicht nur, daß man seine Schwächeperiode in der zweiten Hälfte überwindet, in der 58. Spielminute erzielt man sogar das goldene Tor durch Thomas Masberg, und auch in dieser Szene hat man Glück - sicherlich das des Tüchtigen -, denn der Schlußmann des SB ist noch am Ball, kann ihn aber nicht mehr entscheidend ablenken. Danach bringt man seine Führung recht souverän über die Zeit und läßt kaum noch Chancen des DJK SB zu - es ist wohl kein Zufall, daß die Gastgeber zuletzt fünf von zehn Spielen mit 1:0 gewonnen haben und überhaupt in 18 Spielen erst zehn Gegentore zugelassen haben, auch wenn sie diesmal in der ersten Hälfte leicht das eine oder andere Tor hätten kassieren können.
Etwas Support gibt es für die Gastgeber und zwar in Form von einer Handvoll Kinder, die mit einer Trommel und einer Schwenkfahne auf der Haupttribüne zu finden sind und von ein paar Kollegen hinter dem Tor unterstützt werden. Die Vermutung liegt nahe, daß das nicht ganz unorganisiert ist, sondern daß es sich eher um eine Jugendmannschaft des Clubs handeln dürfte, und sie wird davon gestützt, daß die Kinder sogar in ihren Trainingsanzügen gekommen sind. Teilweise bekommt man zwar den Eindruck, daß die Unterstützung mehr dazu dient, die eigene Langeweile zu vertreiben, als daß sie etwas mit dem Spiel zu tun habe, und daß auch die Tatsache, daß man im Fußballstadion laut Dinge rufen darf, für die man daheim von den Eltern eins drüber bekommt, eine Rolle spielen könnte, aber gerade damit unterscheidet man sich ja nicht mal so sehr von so mancher Ultragruppe. Eine vergleichbare - oder sonstige - Unterstützung seitens des Sportbundes gibt es nicht, so daß das Feld in diesem Bereich ganz dem TSV-1860-"Kinderchor" überlassen bleibt.
Leichtathletikstadien mit Laufbahn werden wohl nie die geborenen Freunde von Fußballfans werden, aber wenn man von diesem "Mangel" absieht, der sich wohl durch die erfolgreiche Leichtathletikabteilung der Gastgeber erklärt, gibt es wenig, was man an der Anlage bemängeln könnte. Zum einen verfügt sie über eine sehr nette Haupttribüne mit Holzbänken und Sitzschalen - beides in roter Vereinsfarbe und im Fall der Schalen zum Teil mit Sponsorenlogo versehen. Dazu kommen ein paar Stufen auf der Gegenseite, deren Steigung nach oben als Graswall weiterläuft, auf dem man auch noch stehen kann, und einige zusätzliche Stufen in einem Hintertorbereich, in dem auch das Vereinsheim des Clubs zu finden ist, runden das TSV-Stadion ab. Dazu kommt eine einfache Anzeige zum Stecken und eine - bei Anpfiff zur Frühschoppenzeite wie heute natürlich nicht notwendige - Flutlichtanlage. Eine Gemeinamkeit hat das TSV-Stadion übrigens mit dem etwas bescheideneren Stadion des Lokalrivalen, denn beide liegen unmittelbar an der Bahnstrecke zwischen München und Salzburg, wobei die SBler aus München ankommende Züge vorab am Hauptbahnhof anmelden könnten und die 1860er aus Salzburg einlaufende. Wer aus dem Zug ein Blick auf die beiden Stadien erhaschen will, sollte bei der Einfahrt nach Rosenheim in beiden Fällen die in Fahrtrichtung rechts liegende Seite des Zuges im Auge behalten und beim Verlassen der Stadt den Blick durchs gegenüberliegende Fenster schweifen lassen.